Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zufalle des Herzens

Die Zufalle des Herzens

Titel: Die Zufalle des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fay Juliette
Vom Netzwerk:
nachdenklich an seinem ramponierten Tisch drei Plätze weiter vorne saß. »In seinen Freistunden ist er immer ins Atelier gekommen und hat diese völlig hingeschluderten Aquarelle gemalt.« Ethan habe gewusst, dass er kein Talent zum Malen hatte, sagte sie, aber das sei ihm egal gewesen. Das habe sie an ihm geliebt.
    Und obwohl sie in der neunten und er in der zwölften Klasse war, wurden sie bald unzertrennlich. »Wir waren diese schrägen Vögel, die nie an den Sport-, Club-, Tanz- oder sonstigen Angeboten teilgenommen haben, mit denen die Schule einen überhäuft.« Einen Moment lang schien ihr Kinn zu zittern. »Es war einfach total … easy.«
    Â»Aber ihr wart nicht zusammen?«, sagte Dana. Alder senkte ein wenig den Blick und schüttelte den Kopf. »Wärst du es gerne gewesen?«, fragte Dana.
    Â»Ich hatte ihn gern«, gab Alder mit schwacher Stimme zu. »Aber er hat mich eigentlich nicht so gesehen.« Obwohl es enttäuschend gewesen sei, dass er nichts von ihr wollte, sei sie doch vor allem froh gewesen, jemanden zu haben, bei dem sie ganz und gar sie selbst sein konnte.
    Ãœber ihn zu sprechen, schien Alder, wie Dana vermutet hatte, zu erleichtern. Sich heiser zu weinen und dem Menschen, der einen verletzt hatte, an die Kehle springen zu wollen, schien naheliegend. Genauso verständlich war es, sich an die Zeit vor dem Verrat zu erinnern. Ethan hatte Alder so gut gekannt wie niemand anders, und an diesen Trost klammerte sie sich bis heute, auch wenn es nichts mehr brachte.
    Â»Alder«, sagte Dana leise, »was ist passiert?«
    Alders Kiefer wurde fest. »Er wollte …« Sie klemmte die Backenzähne zusammen und begann von vorne. »Er wollte nicht als Jungfrau ans College gehen. Irgendeinen lahmen One-Night-Stand wollte er aber auch nicht … Also hat er mich gefragt. Er hat gesagt, ich müsste nicht«, fügte sie rasch hinzu. »Allein das anzusprechen, war ihm schon total peinlich.«
    Weil er genau wusste, wie tief dich das verletzen würde , dachte Dana.
    Â»Wie war’s?«, fragte sie, bemüht, ihre Stimme gleichmäßig und leicht klingen zu lassen.
    Alders Augen füllten sich wieder mit Tränen. »Einfach toll«, flüsterte sie. »Vor allem hinterher, als wir so dagelegen haben, als wäre … jeder einzelne Teil von uns mit dem anderen verbunden.« Sie rang kurz nach Luft, was jedoch nicht verhindern konnte, dass sie erneut zu weinen begann. »Weißt du, wie sich das anfühlt? Wenn man seelisch und körperlich verschmolzen ist?«
    Dana war sich nicht sicher, es zu wissen. »Habt ihr euch danach wiedergesehen?«, fragte sie.
    Â»Nein«, sagte Alder zwischen zwei Schluchzern mit tränenerstickter Stimme. »Er hat nicht … Er hat gesagt, bevor er wegginge, müsste er … Zeit mit seinen anderen Freunden und seiner Familie verbringen … Ich hab’s versucht … aber er wollte nicht .« Das Gesicht tränennass, die Augen verzweifelt um eine mögliche Erklärung bittend, wandte sie sich Dana zu. »Er wollte mich nicht mehr sehen – nicht mal, um auf Wiedersehen zu sagen!«
    Dieses gottverdammte, elende kleine Arschloch , dachte Dana.
    Sie beugte sich zu Alder hinüber und legte die Arme um das Mädchen mit dem gebrochenen Herzen. »Ach, Liebes«, murmelte sie. »Das ist nicht fair. Ganz und gar nicht fair.«
    Â»Er ist ein Stück Scheiße!«, jammerte Alder.
    Â»Ja, das ist er«, sagte Dana tröstend, während sie ihr übers Haar strich. »Er ist ein riesiges, mit Fliegen bedecktes Stück Scheiße.«
    Alder entzog sich ihr und blickte zu ihrer Tante auf.
    Â»Was?«, sagte Dana. »Ich bin doch ganz deiner Meinung.«
    Â»Schon, aber normalerweise sagst du nicht …«
    Â»Oh, bitte.« Dana verdrehte die Augen. »Wenn es überhaupt einen Moment für Kraftausdrücke gibt, dann diesen.« Sie hielt Alders Kinn mit einer Hand und wischte ihr mit der anderen die Tränen ab. »Du hast von dem Menschen, von dem du dachtest, er würde zu dir halten, wie aus heiterem Himmel einen Schlag versetzt bekommen – und obendrein noch deine Jungfräulichkeit verloren! Dafür hätte ich noch schlimmere Wörter, das kannst du mir glauben.«
    Alder starrte ihre Tante an und ließ sich wie ein Baby, das seinen ersten selbstständigen Essversuch hinter sich hat, das Gesicht abwischen.

Weitere Kostenlose Bücher