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Die Zufalle des Herzens

Die Zufalle des Herzens

Titel: Die Zufalle des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fay Juliette
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, dachte Dana. Sein Gesicht veränderte sich, wurde dunkler, und sie konnte sein Bedauern darüber erkennen, dass er einen Witz auf Kosten seiner Frau gemacht hatte. Er sah zu Dana auf, und sein direkter Blick in ihre Augen bereitete ihr leichtes Unbehagen. Sie kam sich vor wie bei einer Sichtkontrolle für den Geheimdienst. Dann blickte er hinunter auf das dampfende Wasser in seiner Teetasse und tauchte mit der Fingerspitze den schwimmenden Zitronenschnitz unter. »Ich vermisse sie schon«, murmelte er. Dana wusste, dass er nicht heute meinte. »Es ist, als wäre ich schon weg«, fuhr er fort, »und hätte ein ganzes Leben ohne sie alle vor mir.«
    Dana spürte, wie ihre Augen brannten – seine Worte waren so unendlich traurig, dass sie unweigerlich weinen musste. Als er zu ihr aufblickte, wollte sie sich entschuldigen, wollte sagen: Sie müssen bedrückte Gesichter dermaßen leid sein! Doch ihre Kehle war wie zugeschnürt.
    Â»Warum machen Sie das?«, fragte Dermott sie, anscheinend unberührt von der Trauer, die sie so verzweifelt zu verbergen suchte. »Ich muss hier sein, Mellie auch, und meine Freunde und Familienangehörigen dürften sich ebenfalls dazu verpflichtet fühlen. Aber Sie sind eine Fremde. Sind Sie wirklich so nett, dass Sie immer wieder bei einer Familie auftauchen, die Sie nicht einmal kennen und die so heillos überfordert ist?«
    Ihrer eigenen Stimme gegenüber immer noch misstrauisch, zuckte Dana die Schultern und versuchte es mit einem schwachen Lächeln.
    Â»Es tut mir leid«, sagte er, als hätte er ihren Zustand gerade erst bemerkt. »Aus irgendeinem Grund belästige ich Fremde mit …«
    Dana sah ihn kopfschüttelnd an. »Meine Mutter«, sagte sie leise, ihre Stimme testend, als beträte sie einen zugefrorenen Weiher. »Meine Mutter hatte Lungenkrebs. Sie war alt, und die meisten ihrer Freundinnen waren verstorben oder hatten sich irgendwohin zurückgezogen. Niemand kam zu ihr. Niemand half. Es war anstrengend . Meine Schwester war manchmal da, aber sie arbeitete und konnte deshalb nicht täglich kommen. Meistens nur am Wochenende.« Das Brennen hinter Danas Lidern wurde stärker. »Ich vermisse meine Mutter«, sagte sie, »aber ich habe mich nie gefragt, ob sie mich vermisst. Ich bin wohl davon ausgegangen, dass sie, wo immer sie sich befindet, einfach … glücklich ist.«
    Dermott lächelte bitter. »So steht es in der Broschüre.« Wieder fuhr er den mit Filzstift gezogenen Strich nach und sagte: »Wie könnte ich ohne sie glücklich sein? Wie sollte das denn gehen?«
    Als Dana sah, dass seine Augen glasig und feucht wurden, streckte sie über den Tisch hinweg die Hand aus, um ganz leicht die seine zu umfassen, und er ließ sie gewähren. So saßen sie vielleicht eine Minute, doch sie empfand diesen Moment als den längsten, stillsten ihres Lebens.
    Â»Mensch«, sagte Dermott schließlich, zog seine Hand zurück und wischte sich flüchtig über die Augen, »man sollte meinen, dass bei mir nach den ganzen Brechanfällen kein Tropfen mehr übrig ist.«
    Â»Ziemlich übel, was?«
    Â»Tja, es ist ein Experiment. Die ganzen normalen Sachen hab ich schon hinter mir, und jetzt versuchen sie es, glaube ich, mit Haushaltsreinigern. Bin ziemlich sicher, dass es sich bei der letzten Runde um Tilex oder Drano gehandelt hat.«
    Sie lächelte über seinen schwarzen Humor. »Vielleicht glauben die, Sie seien aus glasiertem Porzellan.«
    Â»Und das ist einfach ein richtig schlimmer Fall von Kalkablagerung.« Er grinste.
    Von ihrem gemeinsam empfundenen Kummer einigermaßen erholt, plauderten die beiden noch ein paar Minuten. Als das heiße Zitronenwasser alle war, trug Dana die Tassen zur Spüle.
    Â»Mrs Stellgarten«, sagte er, nachdem er sich erhoben hatte, um sie zur Tür zu bringen. Ȁhm, ich weiß, das ist eine riesige Gefälligkeit und verstößt womöglich gegen irgendwelche Regeln … aber könnten Sie das Essen wohl noch ein Weilchen länger bringen … hinterher? Vielleicht noch für zwei Wochen? Sie sind hier so was wie die Mjam!Mjam!-Königin, und ich glaube, sie werden es gebrauchen können.«
    Â»Natürlich«, sagte Dana, als sie an der Tür ankamen.
    Â»Und noch was …« Verlegen wandte er den Blick ab, ehe er sich zwang weiterzusprechen. »Könnten Sie Mellie

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