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Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition)

Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition)

Titel: Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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wie ein magnetischer Schirm umgab, erahnen, dass sie weitaus gefährlichere Gegner sein konnten als ihr Gewicht dies vermuten ließ.
    Unmittelbar nachdem die Fremden sich in einer geraden, steif anmutenden Haltung niedergelassen hatten, schlugen sie ihre Kapuzen zurück und duldeten regungslos, dass sie augenblicklich der interessierten Betrachtung ihrer Gegenüber ausgesetzt waren. Erst nach einer Weile, in der nicht gesprochen wurde, löste sich die Anspannung unter den Menschen, die ebenfalls zu Gast in diesem Hause waren. Braccas nickte den Neuankömmlingen zu, wobei sein Gesicht Respekt und Erstaunen zeigte, was bei dem weitgereisten Abenteurer äußerst selten zu finden war. Ulven und Marcius hingegen bemerkten schon sehr frühzeitig, dass ihnen vor Aufregung der Atem stockte, denn unwillkürlich fühlten sie sich von einem ehrwürdigen Zauber umfangen, so als ob sie hinter einen Vorhang in eine Welt blickten, die bereits seit ewigen Zeiten verblichen war. Beide spürten sie das peinliche Verlangen, die Personen, die ihnen nunmehr dicht gegenüber saßen, zu berühren, um sich zu vergewissern, dass diese wahrhaftig aus Fleisch geschaffen und von Blut durchflossen waren.
    Die Empfindungen, die Dwari, der zwischen Marcius und Braccas saß, überkamen, waren davon gänzlich verschieden. Er verkrampfte sich schlagartig, nachdem er die zarten, glatten und bleichen Gesichter und die spitz zulaufenden Ohren, die zwischen den langen, seidenen Haaren der drei Gestalten hervorstachen, geschaut hatte. Sogleich erinnerte sich irgendetwas in ihm an Geschehnisse, die vor ganzen zwei Jahrtausenden ihren Anfang nahmen und vor mehr als sechzehn Jahrhunderten in der blutigen Schlacht bei den Leuchthainen schließlich ihren Gipfel fanden. Borgin der Große war damals getötet worden durch eine Vielzahl von Pfeilen, die ihn aus dem Hinterhalt der Bäume, welche die zwergischen Angreifer mit ihrem widerlich grellen Schein blendeten, heraus ereilten.
    Niemand unter den Bewohnern des Milmondo Auron hatte sich jemals bemüht, den Ursprung des langatmigen Zwistes, der zwischen Zwergen und Elben herrschte, seitdem letztere die Ufer Arthiliens erreichten, zu ergründen. Es schien sich einfach so zu verhalten, dass jene beiden Völker zu verschieden und gegensätzlich – in ihren Erscheinungen wie in ihren Eigenarten – waren, um sich gegenseitig auch nur zu respektieren. Während die Elben die Gesellschaft von Wäldern und Büschen bevorzugten oder aber – wie bei den Nolori der Fall – die kalte Gischt der Meereswasser liebten und ehrten, schätzten die Zwerge seit ihrer Entstehung die dunkle Geborgenheit von unterirdischen Höhlen und Gebirgsschluchten und die Gegenwart von starkem Fels. Weiterhin waren die Elben sehr den musischen Künsten zugetan und fanden ihre Bestimmung darin, mit anderen Lebewesen zu verkehren und diese in Sprache und Wissen zu unterrichten, wohingegen die Zwerge stets die Abgeschiedenheit suchten und sich nicht um die Belange anderer kümmerten, die sie nicht betrafen.
    Unter Zwergen galten die Elben als eingebildet, rechthaberisch, hochmütig, allzu streng, langweilig, faul und körperlich wenig belastbar. Die groß gewachsenen, sehr schlank gebauten Wesen, die Lemuriël einst empfing, wiederum fühlten gegenüber den Höhlenbewohnern nur wenig Achtung, da sie diese als ungepflegt, dumm, gierig und wenig hilfsbereit erachteten.
    Nachdem die Zwerge seinerzeit von dem Feldzug der Oger gegen die verhassten Elben erfuhren, brach unter ihnen keine offene Freude aus, da sie die riesigen, ungeschlachten Wesen, die sich mit dem schlimmsten aller Drachen verbündet hatte, nicht schätzten. Doch zugleich bedauerte niemand mit auch nur einer Träne, was dem Volk um Ganúviel, Thingor und Furior widerfahren war. Seit diesen Tagen wurde im Übrigen keiner der Lindar und Nolori, die manche gerne als Günstlinge des Einen bezeichneten, mehr gesehen, und jedermann war sich sicher, dass auch der letzte von ihnen vernichtet oder wenigstens von dem Kontinent vertrieben worden war.
    Der kleine, kräftige Leib des zwergischen Freundes der Rhodrim verkrampfte sich und lehnte sich, da er Abgestoßenheit und so etwas wie eine pflichtgemäße Feindschaft fühlte, in seinem Sitz so weit wie möglich zurück. Die Backen unter seinem üppigen Bart bliesen sich auf, wie um sich abzulenken und sich ein wenig zu beruhigen. Seine buschigen Augenbrauen aber sträubten sich und verrieten, dass in Wahrheit eine gewaltige Wut in ihm

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