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Die zweite Haut

Die zweite Haut

Titel: Die zweite Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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ausgiebige heiße Dusche, bevor der Tag zu Ende ist, und zwar in seinem eigenen Bad, in seinem eigenen Haus. Wenn er den falschen Vater erst aufgespürt und getötet hat, wenn seine Familie wieder bei ihm ist, wird er Zeit für die kleinen Freuden des Lebens haben. Paige wird mit ihm duschen. Das wird ihr gefallen.
    Falls nötig, könnte er die Jeans ausziehen und in einer der Waschmaschinen waschen, schließlich besitzt er Münzen vom Besitzer des Buick. Aber als er die verkrusteten Essensreste mit den Fingernägeln abkratzt und die wenigen Flecken mit feuchten Papierhandtüchern bearbeitet, findet er das Ergebnis zufriedenstellend.
    Der Pullover erweist sich als angenehme Überraschung. Er ist davon ausgegangen, daß er ihm zu groß sein würde, wie der Regenmantel, aber der Tote hat ihn offensichtlich nicht für sich selbst gekauft. Er sitzt wie angegossen. Die Farbe – Preiselbeerrot – paßt gut zu den Bluejeans und ist auch eine gute Farbe für ihn. Gäbe es einen Spiegel in dem Raum, könnte er sicher feststellen, daß er nicht nur unauffällig aussieht, sondern ansehnlich, sogar attraktiv.
    Draußen ist die Dämmerung ein erstes geisterhaftes Licht am Himmel.
    Vögel zwitschern auf den Bäumen.
    Die Luft riecht erfrischend.
    Er wirft die Schlüssel des Buick ins Gebüsch, läßt das Auto mitsamt dem toten Mann stehen, geht mit raschen Schritten zum nächsten Parkhaus und probiert die Türen der dort abgestellten Fahrzeuge unter dem mit Bougainvilleen umrankten Dach systematisch durch. Als er gerade denkt, daß sie alle abgeschlossen sind, findet er einen offenen Toyota Camry.
    Er setzt sich ans Lenkrad. Sucht hinter der Sonnenblende nach Schlüsseln. Unter dem Sitz. Kein Glück.
    Es spielt keine Rolle. Einfälle hat er genug. Bevor der Himmel nennenswert heller geworden ist, hat er das Auto kurzgeschlossen und sich auf den Weg gemacht.
    Wahrscheinlich wird der Besitzer des Camry ihn in wenigen Stunden vermissen, wenn er damit zur Arbeit fahren will, und ihn gleich als gestohlen melden. Kein Problem. Bis dahin werden die Nummernschilder an einem anderen Auto festgeschraubt sein, und der Camry wird eine andere Nummer haben, die ihn so gut wie unsichtbar für die Polizei machen wird.
    Er fühlt sich wie neugeboren, als er im ersten rosigen Licht der Dämmerung durch die Hügel von Laguna Niguel fährt. Der frühmorgendliche Himmel ist noch blaßblau, aber die hohen Wolkenformationen sind rosa getönt.
    Es ist der erste Dezember. Tag eins. Er beginnt wieder von vorn. Von jetzt an wird alles so laufen, wie er es will, weil er seinen Gegner nicht mehr unterschätzen wird.
    Bevor er den falschen Vater tötet, wird er dem Mistkerl die Augen ausdrücken, eine Vergeltung für die Wunden, die er selbst hinnehmen mußte. Und seine Töchter wird er zusehen lassen, denn es wird eine wichtige Lektion für sie sein, ein Beweis dafür, daß falsche Väter auf lange Sicht nicht triumphieren können und man von ihrem richtigen Vater strenge Strafen zu erwarten hat, wenn man ungehorsam ist.

FÜNF

    39
    Marty weckte Charlotte und Emily kurz nach der Dämmerung. »Wir müssen duschen und uns auf den Weg machen, Ladies. Viel zu tun heute morgen.«
    Emily war sofort hellwach. Sie strampelte sich unter der Decke hervor und stand in ihrem schmetterlingsgelben Pyjama auf dem Bett, fast auf Augenhöhe mit ihm. Sie verlangte eine Umarmung und einen Gutenmorgenkuß. »Ich hatte gestern nacht einen Supertraum.«
    »Laß mich raten. Du hast geträumt, du wärst alt genug, daß du mit Tom Cruise ausgehen, Sportwagen fahren, Zigarren rauchen, dich sinnlos betrinken und dir die Eingeweide rauskübeln kannst.«
    »Quatsch«, sagte sie. »Ich hab’ geträumt, daß du zum Automaten gegangen bist und es zum Frühstück Mountain Dew und Schokoriegel gegeben hat.«
    »Tut mir leid, aber das war nicht prophetisch.«
    »Daddy, sei kein Schriftsteller, der unverständliche Worte gebraucht.«
    »Ich habe gemeint, daß dein Traum nicht in Erfüllung geht.«
    »Klar, das hab’ ich gewußt«, sagte sie. »Du und Mommy, ihr würdet im Quadrant springen, wenn wir Süßigkeiten zum Frühstück essen würden.«
    »Quadrat. Nicht Quadrant.«
    Sie verzog das Gesicht. »Ist das so wichtig?«
    »Nein, wahrscheinlich nicht, Quadrat, Quadrant, wie du willst.«
    Emily wand sich aus seiner Umarmung und sprang vom Bett. »Ich muß aufs Töpfchen«, verkündete sie.
    »Immerhin ein Anfang. Dann geh duschen, putz dir die Zähne und zieh dich an.«
    Charlotte wurde,

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