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Die zweite Haut

Die zweite Haut

Titel: Die zweite Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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nichts aus.«
    »Überhaupt nicht«, sagte Oslett, den die Höflichkeit und Leistungsfähigkeit des Mannes beeindruckten.
    Er hatte kaum geantwortet, da läutete es schon an der Tür, und Waxhill ließ zwei Kellner mit einem Servierwagen eintreten, der mit einem weißen Tischtuch zugedeckt und mit Geschirr vollgestellt war. In der Mitte des Wohnzimmers zogen die Kellner versteckte Klappen hoch und verwandelten den Servierwagen damit in einen runden Tisch, danach verteilten sie Krüge, Teller, Servietten, Tassen, Untertassen, Gläser und Vorlegplatten mit der Anmut und Schnelligkeit von Magiern, die Kartentricks vorführen. Gemeinsam ließen sie eine Vielzahl Schüsseln aus bodenlosen Fächern unter dem Servierwagen wie aus der Luft erscheinen: Rührei mit roter Paprika, Speck, Würstchen, Räucherhering, Toast, Croissants, Gewächshaus-Erdbeeren mit braunem Zucker und kleinen Krügen voll dicker Sahne, frisch gepreßten Orangensaft und eine versilberte Thermoskanne Kaffee.
    Waxhill sprach den Kellnern ein Lob aus, dankte ihnen, gab ihnen ein Trinkgeld und unterschrieb die Rechnung, während er die ganze Zeit in Bewegung blieb, so daß er ihnen die Quittung und den Hotelkugelschreiber zurückgab, als sie schon die Schwelle zum Flur überquerten.
    Als Waxhill die Tür geschlossen hatte und zum Tisch zurückgekehrt war, fragte Oslett: »Harvard oder Yale?«
    »Yale. Und Sie?«
    »Princeton. Dann Harvard.«
    »In meinem Fall Yale und dann Oxford.«
    »Der Präsident war in Oxford«, sagte Oslett nickend.
    »Ach, tatsächlich«, sagte Waxhill, zog die Brauen hoch und tat so, als wäre das etwas Neues für ihn. »Nun, Oxford hat Bestand, wissen Sie.«
    Karl Clocker, der offenbar das letzte Kapitel von Planet der Darmparasiten zu Ende gelesen hatte, kam vom Balkon herein – eine wandelnde Peinlichkeit, soweit es Oslett betraf. Waxhill ließ sich dem Trekkie vorstellen, schüttelte ihm die Hand und tat so, als würde er nicht vor Ekel oder Heiterkeit ersticken.
    Sie zogen die drei Lehnstühle heran und setzten sich an den Frühstückstisch. Clocker nahm den Hut nicht ab.
    Nachdem sie Essen von den Vorlegeplatten auf die Teller befördert hatten, sagte Waxhill: »Heute nacht haben wir ein paar interessante Hintergrundinformationen über Martin Stillwater bekommen, von denen die wichtigste mit einem Krankenhausaufenthalt seiner ältesten Tochter vor fünf Jahren zusammenhängt.«
    »Was fehlte ihr denn?« fragte Oslett.
    »Zuerst hatten sie keine Ahnung. Aufgrund der Symptome vermuteten sie Krebs. Charlotte – das ist die Tochter, sie war zu dem Zeitpunkt vier Jahre alt – war eine Zeitlang in einer ziemlich schlechten Verfassung, aber letztendlich entpuppte sich die Krankheit als ungewöhnliches Ungleichgewicht der Blutchemie, das heilbar war.«
    »Schön für sie«, sagte Oslett, obwohl ihm egal war, ob Stillwaters Tochter überlebt hatte oder gestorben war.
    »Ja, das war es«, sagte Waxhill, »aber auf dem Tiefpunkt, als die Ärzte zu einer niederschmetternden Diagnose neigten, unterzogen sich Vater und Mutter einer Knochenmarksabsaugung. Extraktion von Knochenmark mit einer speziellen Saugnadel.«
    »Hört sich schmerzhaft an.«
    »Zweifellos. Die Ärzte wollten die Proben, um festzustellen, welcher Elternteil den besseren Spender abgeben würde, falls eine Knochenmarkstransplantation notwendig werden sollte. Charlottes Mark produzierte wenig neues Blut, und es gab Anzeichen, daß ein bösartiger Tumor die Bildung von Blutzellen behinderte.«
    Oslett kaute einen Bissen Ei. Es war mit Basilikum gewürzt und schmeckte köstlich. »Ich verstehe nicht, was Charlottes Krankheit mit unserem momentanen Problem zu tun haben könnte.«
    Nach einer rhetorischen Pause sagte Waxhill: »Sie wurde im Cedars-Sinai in Los Angeles behandelt.«
    Oslett, der eine Gabel Ei halb zum Mund geführt hatte, erstarrte.
    »Vor fünf Jahren«, betonte Waxhill.
    »In welchem Monat?«
    »Dezember.«
    »An welchem Tag wurde Stillwaters Knochenmarksprobe genommen?«
    »Am sechzehnten. Dem sechzehnten Dezember.«
    »Verdammt. Aber wir hatten auch eine Blutprobe, eine Sicherheit …«
    »Stillwater wurden auch Blutproben abgenommen. Eine wurde mit jeder Knochenmarksprobe ins Labor geschickt.«
    Oslett führte die Gabel Ei zum Mund. Er kaute, schluckte und sagte: »Wie konnten unsere Leute solchen Mist bauen?«
    »Das werden wir wahrscheinlich nie erfahren. Wie auch immer, das ›Wie‹ spielt keine Rolle, nur die Tatsache, daß sie Mist gebaut haben,

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