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Die zweite Haut

Die zweite Haut

Titel: Die zweite Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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und wir müssen damit leben.«
    »Also haben wir nie da angefangen, wo wir dachten.«
    »Oder mit wem wir anzufangen glaubten«, formulierte Waxhill um.
    Clocker fraß wie ein Pferd ohne Futtersack. Oslett wollte dem großen Mann ein Handtuch über den Kopf werfen, um Waxhill den unangenehmen Anblick dieser gefräßigen Mästung zu ersparen. Wenigstens hatte der Trekkie noch keine seiner undeutbaren Bemerkungen zu der Unterhaltung beigesteuert.
    »Bemerkenswerte Heringe«, sagte Waxhill.
    Oslett sagte: »Dann muß ich einen kosten.«
    Nachdem er Orangensaft getrunken und sich den Mund mit einer Serviette abgetupft hatte, fuhr Waxhill fort: »Was nun das Problem betrifft, wie Ihr Alfie erfahren konnte, daß Stillwater existierte, und ihn finden konnte, da gibt es zur Stunde zwei Theorien.«
    Oslett entging das »Ihr Alfie« statt »unser Alfie« nicht, was möglicherweise nichts zu bedeuten hatte – aber auch darauf hindeuten konnte, daß bereits Anstrengungen unternommen wurden, ihm die Schuld in die Schuhe zu schieben, obwohl alle unwiderlegbaren Fakten bewiesen, daß die Katastrophe eine direkte Folge schlampigen wissenschaftlichen Vorgehens war und nicht das geringste damit zu tun hatte, wie der Junge in den vierzehn Monaten seiner Dienstzeit behandelt worden war.
    »Zum ersten«, sagte Waxhill, »gibt es eine Fraktion, die glaubt, daß Alfie auf ein Buch mit Stillwaters Foto auf dem Umschlag gestoßen sein muß.«
    »So einfach kann es nicht sein.«
    »Dem stimme ich zu. Obwohl natürlich in den Klappentexten seiner beiden letzten Bücher steht, daß er in Mission Viejo lebt, was Alfie einen guten Hinweis geliefert hätte.«
    Oslett sagte: »Jeder, der das Bild eines identischen Zwillings sieht, von dem er nichts weiß, wäre neugierig genug, der Sache nachzugehen – außer Alfie. Einem normalen Menschen stünde es frei, so zu handeln, aber Alfie nicht. Seine Handlungsmöglichkeiten sind sehr begrenzt.«
    »Als folgte er einem Leitstrahl.«
    »Genau. Er hat hier mit seiner Erziehung gebrochen, was ein enormes Trauma bedeutet. Verdammt, es ist mehr als Erziehung. Das ist ein Euphemismus. Es handelt sich um Indoktrination, Gehirnwäsche …«
    »Er ist programmiert …«
    »Ja. Programmiert. Er ist fast so etwas wie eine Maschine, und selbst wenn er ein Foto von Stillwater gesehen hätte, wäre er deshalb ebenso wenig außer Kontrolle geraten wie dem PC in Ihrem Büro Schamhaare wachsen und er anfangen würde, Sperma zu produzieren, nur weil Sie ein Foto von Marilyn Monroe auf seine Festplatte scannen.«
    Waxhill lachte leise. »Der Vergleich gefällt mir. Ich glaube, ich werde ihn benützen, um ein paar Leute umzustimmen, aber ich werde selbstverständlich erwähnen, daß er von Ihnen stammt.«
    Oslett freute sich über Waxhills Zustimmung.
    »Ausgezeichneter Speck«, sagte Waxhill.
    »Ja, durchaus.«
    Clocker aß einfach weiter.
    »Die zweite und kleinere Gruppe«, fuhr Waxhill fort, »geht von einer exotischeren – aber für mich plausibleren – Hypothese aus, nämlich der, daß Alfie über eine heimliche Fähigkeit verfügt, von der wir nichts wissen und die er selbst vielleicht nicht völlig verstehen oder kontrollieren kann.«
    »Heimliche Fähigkeit?«
    »Möglicherweise rudimentäre hellseherische Begabung. Sehr primitiv … aber stark genug, daß die Verbindung zwischen ihm und Stillwater hergestellt werden konnte, daß sie zueinander hingezogen wurden wegen … nun, wegen allem, das sie gemeinsam haben.«
    »Ist das nicht ein bißchen weit hergeholt?«
    Waxhill lächelte und nickte. »Ich gebe zu, es hört sich wie etwas aus einem Raumschiff-Enterprise -Film an …«
    Oslett zuckte zusammen und sah zu Clocker, aber der große Mann wandte den Blick nicht von dem Essen ab, das er sich auf den Teller geschaufelt hatte.
    »… aber schließlich riecht das ganze Projekt nach Science fiction, oder nicht?« beschloß Waxhill den Satz.
    »Wahrscheinlich«, gab Oslett zu.
    »Tatsache ist, daß genetische Veränderungen Alfie ein paar wirklich außergewöhnliche Fähigkeiten verliehen haben. Könnte es nicht möglich sein, daß ihm versehentlich auch noch andere übermenschliche Eigenschaften gegeben wurden?«
    »Vielleicht sogar unmenschliche Eigenschaften«, sagte Clocker.
    »Nun haben Sie mir gerade einen weniger angenehmen Aspekt der Sache gezeigt«, sagte Waxhill und sah Karl Clocker ernst an, »und allzu wahrscheinlich einen zutreffenderen.« Zu Oslett gewandt: »Eine übersinnliche Verbindung, ein

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