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Die zweite Haut

Die zweite Haut

Titel: Die zweite Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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hat.
    Der Highway verläuft nach Nordwesten durch das Indian Wells Valley mit den El Paso Mountains im Süden. Meile für Meile schwillt sein Herz an vor Rührung bei dem Gedanken, wieder mit seiner Mom und seinem Dad vereint zu sein, von denen er so grausam getrennt wurde. Er verzehrt sich vor Verlangen, sie zu umarmen und ihre Liebe zu empfangen, ihre rückhaltlose Liebe, ihre unvergängliche und vollkommene Liebe.

46

    Der Bell-JetRanger-Firmenhelikopter, der Oslett und Clocker nach Mammoth Lakes gebracht hatte, gehörte einem Filmstudio, das eine Tochtergesellschaft des Network war. Mit seinen Sitzen aus schwarzem Kalbswildleder, Messingarmaturen und den mit smaragdgrüner Schlangenhaut verkleideten Wänden war das Ambiente noch luxuriöser als die Passagierkabine des Lear. Außerdem lag in dem Hubschrauber eine anregendere Auswahl an Lektüre bereit als in dem Jet, einschließlich der aktuellen Ausgaben von The Hollywood Reporter und Daily Variety , dazu die neuesten Hefte von Premier, Rolling Stone, Mother Jones, Forbes, Fortune, GQ, Spy, The Ecological Watch Society Journal und Bon Appetit .
    Um sich die Zeit während des Fluges zu vertreiben, nahm Clocker einen neuen Raumschiff-Enterprise -Roman zur Hand, den er im Andenkenladen des Ritz-Carlton-Hotels gekauft hatte, bevor sie aufgebrochen waren. Oslett war überzeugt, daß die Verbreitung solcher phantastischen Literatur in den geschmackvoll eingerichteten und elegant geführten Geschäften eines Fünf-Sterne-Etablissements – früher ein Treffpunkt der Kultivierten und Mächtigen, nicht nur der Reichen – ein ebenso erschreckender Beweis für den bevorstehenden Zusammenbruch der Gesellschaft war wie die Tatsache, daß schwer bewaffnete Heroin- und Kokaindealer ihre Waren auf Schulhöfen verkauften.
    Während der JetRanger durch den Sequoia National Park, den King’s Cañyon National Park, an den westlichen Ausläufern der Sierra Nevada entlang und schließlich direkt in dieses prachtvolle Gebirgsmassiv hineinflog, wechselte Oslett ständig von einer Seite auf die andere, da er fest entschlossen war, sich nichts von dem atemberaubenden Ausblick entgehen zu lassen.
    Die Weite unter ihm war so wenig bevölkert, daß sie eigentlich seine fast agoraphobe Abneigung gegen freie Flächen und ländliche Gegenden hätte auslösen müssen. Aber das Gelände wechselte von einem Augenblick zum nächsten und präsentierte neue Wunder und noch eindrucksvollere Panoramen mit solcher Geschwindigkeit, daß er sich nicht langweilte.
    Außerdem flog der JetRanger wesentlich tiefer als der Lear, wodurch Oslett ein Gefühl für die Vorwärtsbewegung bekam. Und das Innere des Helikopters war lauter und wurde von heftigeren Vibrationen erschüttert als die Passagierkabine des Jet, und auch das gefiel ihm.
    Zweimal lenkte er Clockers Aufmerksamkeit auf die Wunder der Natur vor den Fenstern. Beide Male warf der große Mann nur einen flüchtigen Blick auf die Landschaft und steckte die Nase dann ohne einen Kommentar wieder in Sechsbrüstige Amazonen des Schleimplaneten .
    »Was ist denn so verdammt interessant an dem Buch?« wollte Oslett schließlich wissen und ließ sich auf den Sitz gegenüber von Clocker fallen.
    Clocker las den Abschnitt zu Ende, in den er gerade vertieft war, ehe er aufsah und sagte: »Das kann ich dir nicht sagen.«
    »Warum nicht?«
    »Selbst wenn ich dir sagen würde, was ich daran interessant finde, würde es dich nicht interessieren.«
    »Was soll das nun wieder heißen?«
    Clocker zuckte die Achseln. »Ich glaube nicht, daß es dir gefallen würde.«
    »Ich hasse Romane, schon immer, aber besonders Science fiction und so einen Mist.«
    »Da haben wir’s.«
    »Und was soll das heißen?«
    »Du hast gerade eben bestätigt, was ich gesagt habe – dir gefällt sowas nicht.«
    »Natürlich nicht.«
    Clocker zuckte wieder die Achseln. »Da haben wir’s.«
    Oslett sah ihn finster an. Er deutete auf das Buch und sagte: »Wie kann einem so ein Dreck gefallen?«
    »Wir leben in Paralleluniversen«, sagte Clocker.
    »Was?«
    »In deinem hat Johannes Gutenberg den Flipperautomaten erfunden.«
    »Wer?«
    »In deinem war der berühmteste Mann namens Faulkner wahrscheinlich ein Banjovirtuose.«
    Oslett sagte stirnrunzelnd: »Ich verstehe diesen ganzen Quatsch nicht.«
    »Da haben wir’s«, sagte Clocker und las weiter in Kirk und Spock sind verliebt , oder wie das Epos auch immer heißen mochte.
    Oslett hätte ihn am liebsten umgebracht. Dieses Mal hatte er aus

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