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Die zweite Haut

Die zweite Haut

Titel: Die zweite Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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des Motels. Die Luft schien in der kurzen Zeit, die er im Zimmer verbracht hatte, bitterer geworden zu sein, und die Farbe des Himmels erinnerte an einen Bluterguß.
    Die Ware in dem Geschäft war erstklassig. Er konnte sich im Handumdrehen mit solide verarbeiteter, aus Schweden importierter Thermounterwäsche und einem schwarzen gefütterten Skianzug aus Gore-Tex und Thermolit von Hard Corps ausstatten. Der Anzug hatte eine reflektierende Silbernaht, eine ausklappbare Kapuze, anatomisch geformte Knieschützer, ballistische Knöchelstützen aus Nylon, gefütterte Schneemanschetten mit gummiertem Überzug und so vielen Taschen, daß jeder Bühnenzauberer damit zufrieden gewesen wäre. Darüber trug er eine Jacke mit der Aufschrift »U.S. Freestyle Team« mit Thermofütterung, reflektierenden Nähten, Elastikzwickeln und Schulterpolstern. Handschuhe kaufte er auch – aus italienischem Leder und Nylon, fast so flexibel wie eine zweite Haut. Er spielte mit dem Gedanken, ob er eine erstklassige Skibrille kaufen sollte, begnügte sich dann aber mit einer guten Sonnenbrille, da er eigentlich nicht vorhatte, die Pisten unsicher zu machen. Seine ehrfurchtgebietenden Skistiefel sahen aus, als könnte ein Roboterterminator sie tragen, um damit Betonwände einzutreten.
    Er kam sich unglaublich hart vor.
    Da er ohnehin alles anprobieren mußte, nutzte er die Gelegenheit, gleich die Sachen auszuziehen, mit denen er das Geschäft betreten hatte. Der Verkäufer legte die Kleidungsstücke zusammen und verstaute sie in einer Tüte, die Oslett mitnahm, als er sich in seinem neuen Outfit auf den Weg zum Hotel zurück machte.
    Mit jeder Minute schätzte er ihre Erfolgsaussichten optimistischer ein. Nichts war besser geeignet, einen wiederaufzubauen, als ein Einkaufsbummel.
    Als er in das Zimmer zurückkam, lagen noch keine Neuigkeiten vor, obwohl er eine halbe Stunde weg gewesen war.
    Spicer saß in einem Ohrensessel, hatte die Sonnenbrille noch auf und sah sich eine Talkshow an. Eine stämmige Frau mit hochtoupierter Haartracht interviewte vier Transvestiten, die versucht hatten, sich als Frauen beim US Marine Corps zu bewerben, und abgelehnt worden waren, aber glaubten, daß der Präsident sich für sie einsetzen würde.
    Clocker saß selbstverständlich an einem Tisch beim Fenster und las im silbernen Licht vor dem Sturm Huckleberry Kirk und die glibbernden Huren von Alpha Centauri oder wie das Scheißbuch auch immer heißen mochte. Sein einziges Zugeständnis an das Wetter der Sierra bestand darin, daß er den Pullunder mit dem Harlekinmuster gegen einen langärmeligen Kaschmirpullover in einem ekelerregenden Orangeton eingetauscht hatte.
    Oslett trug den schwarzen Aktenkoffer in eines der beiden Schlafzimmer, die an das Wohnzimmer grenzten. Er leerte den Inhalt auf eines der Betten, setzte sich mit überkreuzten Beinen auf die Matratze, nahm die neue Sonnenbrille ab und begutachtete die genialen Requisiten, die gewährleisten würden, daß man Martin Stillwater posthum mehrfachen Mord und Selbstmord anhängen würde.
    Er mußte eine Menge Probleme lösen, darunter das, wie man so viele Leute so lautlos wie möglich tötete. Schüsse, die man irgendwie dämpfen konnte, bereiteten ihm kein Kopfzerbrechen. Er machte sich Sorgen wegen der Schreie. Je nach dem, wo die Hinrichtung stattfand, könnte es Nachbarn geben. Wenn diese Nachbarn aufgeschreckt wurden, riefen sie möglicherweise die Polizei.
    Nach ein paar Minuten setzte er die Sonnenbrille auf und ging ins Wohnzimmer. Er unterbrach Spicers Fernsehsendung: »Welche Polizeidienststelle wird sich um die Sache kümmern, wenn wir sie kaltgemacht haben?«
    »Wenn es hier passiert«, sagte Spicer, »wahrscheinlich das Büro des Sheriffs von Mammoth County.«
    »Haben wir einen Freund dort?«
    »Noch nicht, aber ich bin sicher, wir könnten einen haben.«
    »Leichenbeschauer?«
    »Hier draußen am Arsch der Welt – wahrscheinlich nur der hiesige Bestattungsunternehmer.«
    »Keine spezielle gerichtsmedizinische Ausbildung?«
    Spicer sagte: »Er wird ein Einschußloch von einem Arschloch unterscheiden können, mehr aber auch nicht.«
    »Wenn wir Stillwater und seine Frau zuerst erledigen, wird keiner hier die Reihenfolge feststellen können, in der die Morde stattgefunden haben?«
    »Gerichtsmedizinische Labors in Großstädten hätten da Schwierigkeiten, wenn nicht mehr als – sagen wir – eine Stunde dazwischen liegt.«
    Oslett sagte: »Ich will damit sagen … wenn wir uns zuerst die

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