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Die zweite Haut

Die zweite Haut

Titel: Die zweite Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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die Straße gekommen ist und ihn sieht. Wenn er über die Schulter blicken würde, würde er dadurch nur verdächtiger aussehen.
    Er reißt die Tür auf. Während er ins vergleichsweise dunkle Innere des Kleinbusses klettert, ohne sich vorher zu vergewissern, ob jemand drinnen ist, drückt er den Zeigefinger auf die Düse der Spraydose und schwenkt sie hin und her.
    Jede Menge elektronische Geräte beanspruchen das Innere für sich. Spärlich erleuchtete Armaturen. Zwei am Boden fest geschraubte Drehstühle. Zwei Mann bilden das Beobachtungsteam.
    Der erste Mann scheint einen Sekundenbruchteil vorher von seinem Stuhl aufgestanden zu sein und sich zur Hecktür umgedreht zu haben, um durch das Bullauge zu sehen. Er erschrickt, als die Tür aufgerissen wird.
    Der kräftige Strahl Enteiser spritzt ihm ins Gesicht und blendet ihn. Er inhaliert und verätzt sich Hals und Lunge. Sein Atem wird abgewürgt, bevor er schreien kann.
    Eine fließende Bewegung. Wie eine Maschine. Programmiert. Mit Volldampf.
    Eisbeil. Aus dem Hosenbund gezogen. Geschmeidige, halb kreisförmige Bewegung. Mit großer Wucht geschwungen. Auf die rechte Schläfe. Ein Knirschen. Der Mann sackt zusammen. Die Waffe herausziehen.
    Zweiter Mann. Zweiter Stuhl. Trägt Kopfhörer. Sitzt an einer Gerätekonsole hinter der Fahrerkabine, Rücken zur Tür. Kopfhörer dämpfen das Röcheln seines Partners. Ahnt Bewegung. Spürt das Beben des Busses, als sein Partner fällt. Wirbelt herum. Überrascht, greift zu spät nach der Waffe im Halfter. Improvisierte chemische Keule sprüht ihm ins Gesicht.
    Bewegen, bewegen, herausfordern, kämpfen und siegen.
    Erster Mann auf dem Boden zuckt hilflos. Tritt auf ihn, über ihn, in Bewegung bleiben, in Bewegung bleiben, ein Wirbelwind, direkt zum zweiten Mann.
    Beil. Wieder. Beil. Beil.
    Stille. Stille.
    Der Mann am Boden zuckt nicht mehr.
    Hat prima geklappt. Keine Schreie, keine Rufe, keine Schüsse.
    Er weiß, er ist ein Held, und der Held gewinnt immer. Dennoch ist es eine Erleichterung, den Triumph tatsächlich zu erleben und nicht nur vorauszusetzen.
    So entspannt wie jetzt ist er den ganzen Tag nicht gewesen.
    Er geht zur Hecktür, beugt sich hinaus und sieht sich auf der Straße um. Niemand zu sehen. Alles ist ruhig.
    Er schließt die Tür, läßt die Axt auf den Boden fallen und betrachtet die toten Männer voll Dankbarkeit. Durch das gemeinsame Erlebnis fühlt er sich ihnen stark verbunden. »Danke«, sagt er zärtlich.
    Er durchsucht beide Leichen. Sie haben zwar Ausweise in den Taschen, aber er geht davon aus, daß sie gefälscht sind. Er findet nichts Interessantes, abgesehen von sechsundsiebzig Dollar in bar, die er sich nimmt.
    Eine rasche Durchsuchung des Busses fördert keine Ordner, Notizbücher, Aktennotizen oder andere Unterlagen zutage, mit denen er die Organisation identifizieren könnte, der das Fahrzeug gehört. Sie führen eine gutorganisierte, einwandfreie Operation durch.
    An der Lehne des Stuhls, auf dem der erste Mann gesessen hat, hängt ein Schulterhalfter mit Revolver. Ein Smith & Wesson .38 Chief Special.
    Er streift die Collegejacke ab, zieht das Halfter über den preiselbeerfarbenen Pullover, rückt es zurecht, bis es bequem sitzt, und legt die Jacke wieder an. Er zieht den Revolver und klappt den Zylinder heraus. Patronen glänzen. Voll geladen. Er klappt den Zylinder zu und steckt die Waffe wieder ins Halfter.
    Der Tote auf dem Boden trägt einen Lederbeutel am Gürtel. Zwei Schnellader befinden sich darin.
    Er nimmt ihn und befestigt ihn an seinem eigenen Gürtel; nun besitzt er mehr Munition, als er braucht, um mit dem falschen Vater abzurechnen. Aber seine anonymen Vorgesetzten scheinen ihm auf die Spur gekommen zu sein, und er kann unmöglich ahnen, welche Probleme er noch überwinden muß, bis er seinen Namen, seine Familie und das Leben, das ihm gestohlen wurde, wieder zurückbekommen hat.
    Der zweite Tote hängt auf dem Stuhl, Kinn auf der Brust, und hat es nicht geschafft, die Waffe zu ziehen, nach der er greifen wollte. Sie steckt noch im Halfter.
    Er zieht sie heraus. Noch ein Chief Special. Mit seinem kurzen Lauf paßt er in die relativ geräumige Tasche der Collegejacke.
    Er spürt immer deutlicher, wie ihm die Zeit wegläuft, daher steigt er aus dem Kleinbus aus und schlägt die Tür hinter sich zu.
    Die ersten Schneeflocken des Sturms rieseln in einer kalten Brise vom Himmel im Nordwesten. Zuerst sind es nur wenige, aber groß und filigran.
    Als er über die Straße zu dem

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