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Die zweite Haut

Die zweite Haut

Titel: Die zweite Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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ihnen begreiflich zu machen. »Er redet wie ich, bewegt sich wie ich, er scheint ich zu sein , darum habe ich angestrengt darüber nachgedacht, wer er sein könnte, woher er gekommen sein könnte, und ich komme immer wieder zur selben Schlußfolgerung, auch wenn sie unglaublich wirkt, aber es muß sein wie im Kino, ihr wißt schon, wie bei Kevin McCarthy, oder bei Donald Sutherland in dem Remake Die Körperfresser kommen , etwas Nichtmenschliches, nicht von dieser Welt, etwas, das uns perfekt nachahmen und unsere Erinnerungen aussaugen kann, das werden kann wie wir, nur hat er es irgendwie nicht geschafft, mich zu töten und meine Leiche wegzuschaffen, nachdem er mir abgenommen hatte, was in meinem Kopf war.«
    Er verstummt atemlos.
    Einen Augenblick sagen seine Eltern kein Wort.
    Dann wechseln sie einen Blick. Dieser Blick gefällt ihm nicht. Ganz und gar nicht.
    »Marty«, sagt Dad, »vielleicht solltest du alles von Anfang an erzählen, dich beruhigen, uns genau erzählen, was passiert ist, Schritt für Schritt.«
    »Das versuche ich euch ja zu erzählen«, sagt er erbittert. »Ich weiß, es ist unvorstellbar, schwer zu glauben, aber ich bin dabei, es euch zu erzählen, Dad.«
    »Ich will dir helfen, Marty. Ich will dir glauben. Also beruhige dich, sag mir alles von Anfang an, gib mir die Möglichkeit, es zu verstehen.«
    »Wir haben nicht viel Zeit. Begreifst du denn nicht? Paige und die Mädchen sind auf dem Weg hierher mit dieser … dieser Kreatur, diesem nichtmenschlichen Ding. Ich muß sie von ihm wegholen. Mit eurer Hilfe muß ich ihn irgendwie töten und meine Familie zurückbekommen, bevor es zu spät ist.«
    Seine Mutter ist blaß und beißt sich auf die Lippe. Tränen schwimmen in ihren blauen Augen. Sie hält seine Hand so fest umklammert, daß sie ihm fast weh tut. Er wagt zu hoffen, daß wenigstens sie einsieht, welche Eile angesichts dieser unheilvollen Bedrohung geboten ist.
    Er sagt: »Alles wird gut, Mom. Irgendwie werden wir damit fertig. Gemeinsam haben wir eine Chance.«
    Er sieht zu den Fenstern zur Straße. Er rechnet damit, daß der BMW in der verschneiten Straße auftaucht, in die Einfahrt fährt. Noch nicht. Sie haben noch Zeit, vielleicht nur Minuten, Sekunden, aber sie haben Zeit.
    Dad räuspert sich und sagt: »Marty, ich habe keine Ahnung, was hier los ist …«
    »Ich habe dir gesagt , was los ist!« brüllt er. »Verdammt, Dad, du hast keine Ahnung, was ich durchgemacht habe.« Wieder steigen ihm Tränen in die Augen und er bemüht sich, sie zu unterdrücken. »Ich hatte solche Schmerzen, solche Angst, soweit ich mich erinnern kann, hatte ich Angst und war allein und habe versucht zu verstehen.«
    Sein Vater streckt den Arm aus und legt ihm eine Hand auf das Knie. Dad ist besorgt, aber nicht so, wie er sein sollte. Er ist nicht erkennbar wütend darüber, daß ein fremdes Wesen das Leben seines Sohnes gestohlen hat, reagiert nicht ängstlich auf die Neuigkeit, daß eine nichtmenschliche Kreatur auf Erden wandelt und sich als Mensch ausgibt. Statt dessen macht er nur einen besorgten Eindruck … und einen traurigen. Sein Gesicht und seine Stimme drücken eine unmißverständliche und unangemessene Traurigkeit aus. »Du bist nicht allein, Junge. Wir sind immer für dich da. Das weißt du doch sicherlich.«
    »Wir halten zu dir«, sagt Mom. »Wir werden dir jede Hilfe zuteil werden lassen, die du brauchst.«
    »Wenn Paige auf dem Weg hierher ist, wie du behauptest«, fügt sein Vater hinzu, »dann setzen wir uns alle gemeinsam zusammen, wenn sie hier ist, und versuchen zu verstehen, was passiert ist.«
    Ihre Stimmen klingen ein wenig herablassend, als würden sie sich mit einem Kind unterhalten, einem intelligenten und aufgeschlossenen Kind, aber trotzdem einem Kind.
    »Seid still! Seid doch still!« Er zieht die Hand aus dem Griff seiner Mutter, springt auf und zittert vor hilfloser Wut.
    Das Fenster. Schneeflocken. Die Straße. Kein BMW. Aber bald.
    Er wendet sich vom Fenster ab und dreht sich zu seinen Eltern um.
    Seine Mutter sitzt am Rand des Sofas, das Gesicht in den Händen verborgen, die Schultern gekrümmt, eine Pose des Kummers und der Verzweiflung.
    Er muß sie dazu bringen, daß sie verstehen. Dieses Bedürfnis verzehrt ihn, so wie ihn seine Unfähigkeit frustriert, ihnen die Situation auch nur ansatzweise klarzumachen.
    Sein Vater steht von dem Sessel auf. Bleibt unentschlossen stehen. Arme an den Seiten. »Marty, du bist gekommen, damit wir dir helfen, und wir wollen dir

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