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Die zweite Haut

Die zweite Haut

Titel: Die zweite Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Eigenschaften. Dies war nicht nur die drängende, suchende Kraft, die bei früheren Gelegenheiten auf ihn eingehämmert hatte, sondern eine Druckwelle schwarzer und verbitterter Emotionen, die ihn in das Denken seines Feindes versetzten, wie vor ihm noch kein Mensch im Denken eines anderen gewesen war. Er befand sich in einem surrealistischen Gefilde von psychotischer Wut, Verzweiflung, infantiler Selbstbesessenheit, Angst, Verwirrung, Neid, Wollust und so üblen drängenden Begierden, daß eine Kloake voll verwesender Leichen nicht ekelhafter hätte sein können.
    Für die Dauer des telepathischen Kontakts war Marty zumute, als wäre er in einen der inneren Kreise der Hölle gestoßen worden. Der Kontakt dauerte nicht mehr als drei oder vier Sekunden, schien aber endlos zu sein. Als er vorbei war, stand Marty mit an die Schläfen gepreßten Händen da und hatte den Mund zu einem stummen Schrei aufgerissen.
    Er rang nach Luft und zitterte am ganzen Körper.
    Das Aufheulen des Motors riß ihn in die Wirklichkeit zurück und zog seine Aufmerksamkeit wieder auf das, was sich vor dem Fenster abspielte. Der Jeep Kombi raste die Einfahrt entlang auf die Blockhütte zu.
    Vielleicht hatte er das Ausmaß von Tollkühnheit und Wahnsinn des Anderen unterschätzt, aber jetzt war er in diesem Verstand gewesen und glaubte zu wissen, was geschehen würde. Er wirbelte vom Fenster herum zu den Mädchen.
    »Lauft, hinten raus, los doch! «
    Charlotte und Emily waren bereits vom Wohnzimmerboden und dem Kartenspiel zu zweit aufgesprungen, in das sie vorgeblich vertieft gewesen waren, und liefen zur Küche, bevor Marty die Warnung zu Ende gesprochen hatte. Er lief ihnen hinterher.
    Binnen einer Sekunde schoß ihm eine alternative Vorgehensweise durch den Kopf: Im Wohnzimmer bleiben, hoffen, daß der Jeep in der Verandaumrandung steckenbleibt und es nicht bis zur Mauer der Blockhütte schafft, dann nach dem Zusammenstoß hinausstürmen und den Mistkerl erschießen, bevor er hinter dem Lenkrad hervorklettern kann.
    Und in der nächsten Sekunde die dunkle Kehrseite dieser Strategie: Möglicherweise würde der Jeep alles durchbrechen -Zedernpaneele, zertrümmerte Balken, Stromleitungen, Mörtelbrocken und Glasscherben würden zusammen mit ihm ins Wohnzimmer fliegen, die Deckenbalken würden einstürzen, die Decke zusammenbrechen, mörderische Dachziegel aus Schiefer würden auf ihn herabregnen – und er würde von umherfliegenden Bruchstücken getötet werden, oder überleben und mit eingeklemmten Beinen in den Trümmern stecken bleiben.
    Dann wären die Kinder auf sich allein gestellt. Das Risiko konnte er nicht eingehen.
    Draußen kam das Heulen des Motors immer näher.
    Er holte die Mädchen ein, als Charlotte gerade den Knauf der Küchentür umklammerte. Er griff über ihren Kopf hinweg und schob den Riegel zurück, während sie das untere Schloß öffnete.
    Das Heulen des Motors füllte die ganze Welt aus; es hörte sich auf seltsame Weise weniger wie eine Maschine, sondern wie der wilde Schrei eines riesigen urzeitlichen Wesens an.
    Die Beretta. Im Schock des telepathischen Kontakts und des rasenden Jeeps hatte er die Beretta vergessen. Sie lag auf dem Couchtisch im Wohnzimmer.
    Keine Zeit, sie zu holen.
    Charlotte drehte den Knauf. Der heulende Wind riß ihr die Tür aus der Hand und schlug sie ihr entgegen.
    Dann ein Rummms von der Vorderseite des Hauses, wie eine Bombenexplosion.
    Der große Geländewagen schoß so schnell an Paiges Versteck vorbei, daß sie wußte, sie hätte keine Chance abzuwarten, bis der Dreckskerl parkte, um sich dann von Baum zu Baum und Schatten zu Schatten an ihn heranschleichen zu können, wie die tapfere Heldin eines Abenteuerromans, als die sie sich sah. Er spielte nach seinen eigenen Regeln, was bedeutete, ohne alle Regeln, und jede einzelne Tat von ihm würde unvorhersehbar sein.
    Als sie sich endlich aufgerappelt hatte, war der Jeep noch zwanzig oder fünfundzwanzig Meter von der Blockhütte entfernt. Beschleunigte nach wie vor.
    Sie betete, daß sie keinen Krampf in den eiskalten, ungelenken Beinen bekommen würde, als sie über die Felsformation kletterte. Dann lief sie parallel zur Einfahrt auf die Blockhütte zu, hielt sich aber im Dunkel des Waldes und wich den Baumstämmen aus.
    Da der BMW nicht direkt vor der Hütte parkte, sondern links davon, konnte der Jeep direkt auf die Verandastufen zufahren. Knapp zwei Zentimeter Neuschnee reichten nicht aus, ihn abzubremsen. Der Boden unter der

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