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Die zweite Haut

Die zweite Haut

Titel: Die zweite Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Blockhütte bohrte, Paige zum Stehen.
    Es geschah zwar vor ihren Augen, und sie zweifelte nicht daran, daß es tatsächlich passierte, dennoch wirkte der Zusammenstoß so unwirklich wie in einem Traum. Der Geländewagen schien eine unvorstellbar lange Zeitspanne in der Luft zu hängen, buchstäblich mit durchdrehenden Reifen über der Veranda zu schweben. Er schien fast durch die Wand der Blockhütte zu schmelzen und verschwand, als hätte er nie existiert. Die Verwüstung wurde zwar von einem enormen Krachen begleitet, aber irgendwie hielt sich die Kakophonie in Grenzen, es war nicht halb so laut, wie es in einem Film gewesen wäre. Sofort danach war wieder nur das Heulen des Windes zu hören; der Schnee fiel wie eine lautlose Sturzflut.
    Die Kinder. Vor dem geistigen Auge sah sie, wie die Mauer über ihnen einstürzte, dicht gefolgt von dem Jeep.
    Sie rannte, ehe sie es selbst richtig registrierte. Direkt auf die Blockhütte zu.
    Sie hielt die Schrotflinte in beiden Händen – die linke Hand am vorderen Repetiergriff, die rechte am Kolben, Finger um den Abzug. So mußte sie nur stehenbleiben, den Lauf auf das Ziel richten, den Finger krümmen und feuern. Beim Laden der Mossberg hatte sie eine Patrone gleich in die Kammer gehebelt, damit sie eine weitere im Magazin unterbringen konnte.
    Als sie aus dem Wald auf die Einfahrt lief, nicht mehr als zehn Meter von der Hütte entfernt, ertönten Schüsse im Haus. Fünf Schuß rasch nacheinander. Statt sie zu bremsen, feuerten die Schüsse sie an, und sie rannte so schnell sie konnte über die Einfahrt und durch den flachen Garten.
    Sie rutschte im Schnee aus und fiel auf ein Knie, als sie gerade die Treppe erreicht hatte. Die Schmerzen lockten einen unterdrückten, unwillkürlichen Fluch aus ihr heraus.
    Aber wenn sie nicht gestolpert wäre, wäre sie auf der Veranda oder schon im Wohnzimmer drinnen gewesen, als Charlotte um die Ecke der Hütte gelaufen kam. Marty und Emily folgten Hand in Hand dicht hinter ihr.
    Er feuert dreimal in die Tür auf der linken Seite des Durchgangs, kickt sie auf, springt geduckt über die Schwelle und befindet sich in einem weiteren verlassenen Schlafzimmer. Draußen wird eine Autotür zugeschlagen.
    Marty ließ die Fahrertür des BMW offen, als er sich ans Steuer setzte und mit einer Hand unter dem Sitz nach den Schlüsseln tastete, und in seinem Eifer vergaß er Charlotte und Emily zu sagen, sie sollten ihre auch nicht zuschlagen, bis es zu spät war und das Echo zwischen den umliegenden Bäumen hallte.
    Paige war noch nicht in den BMW eingestiegen. Sie stand neben der offenen Tür, beobachtete das Haus und hatte die Mossberg schußbereit erhoben.
    Wo waren die verdammten Schlüssel?
    Er beugte sich nach vorne, bückte sich und versuchte, noch weiter unter den Sitz zu tasten.
    Als Marty die Schlüssel zu fassen bekam, ertönte der Knall der Mossberg. Er riß den Kopf hoch, als ein anderer Schuß als Reaktion darauf Paige verfehlte und sich durch die offene Autotür Zentimeter von seinem Gesicht entfernt ins Armaturenbrett bohrte. Ein Anzeiger barst und überschüttete ihn mit Plastiktrümmern.
    »Runter!« rief er den Mädchen auf dem Rücksitz zu.
    Paige feuerte die Schrotflinte ab und wurde erneut beschossen.
    Der Andere stand von geborstenen Ruinen umgeben in dem klaffenden Loch, wo die Eingangstür der Blockhütte gewesen war, und streckte beim Schießen den rechten Arm aus. Dann duckte er sich ins Wohnzimmer zurück, möglicherweise um nachzuladen.
    Die Schrotflinte würde zwar verhindern, daß er näher kam, aber er war so weit entfernt, daß er kaum nennenswert verletzt werden konnte, besonders wenn man seine ungewöhnlichen Regenerationsfähigkeiten in Betracht zog. Seine Pistole dagegen konnte auf diese Entfernung noch ernsthafte Wirkung erzielen.
    Marty rammte den Schlüssel ins Zündschloß. Der Motor sprang einwandfrei an. Er löste die Handbremse und legte den Gang ein.
    Paige stieg in das Auto, zog die Tür zu.
    Er sah über die Schulter zur Heckscheibe hinaus, setzte rückwärts an der Blockhütte vorbei zurück und folgte dann den Reifenspuren, die der Jeep bei seiner Kamikazefahrt hinterlassen hatte.
    »Da kommt er!« schrie Paige.
    Marty blickte durch die Windschutzscheibe und sah den Anderen von der Veranda springen, die Stufen hinunter, durch den Hof, eine Weinflasche in jeder Hand, brennende Stoffetzen in beiden. Großer Gott. Sie brannten lichterloh, konnten jeden Augenblick in seinen Händen explodieren, aber er

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