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Die zweite Haut

Die zweite Haut

Titel: Die zweite Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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wissen Sie. Michael Crichton, Robin Cook, Somerset Maugham …«
    »Seuss.«
    »Seien Sie nicht sarkastisch. Wenn ich Ihnen das nächste Mal eine Injektion verabreichen muß, nehme ich vielleicht eine Pferdespritze.«
    »Ich habe den Eindruck, daß Sie das sowieso immer tun. Ich will Ihnen was sagen, Schriftsteller zu sein ist nicht halb so romantisch, wie die Leute glauben.«
    »Wenigstens müssen sie keine Urinproben untersuchen«, sagte Guthridge und legte den Augenspiegel beiseite.
    Während grelle Geisterbilder des Instruments noch vor seinen Augen tanzten, sagte Marty: »Wenn man als Schriftsteller anfängt, behandeln einen viele Lektoren und Agenten und Filmproduzenten, als wäre man selbst eine Urinprobe.«
    »Schon, aber jetzt sind Sie eine Berühmtheit«, sagte Guthridge und rückte die Ohrenstöpsel des Stethoskops zurecht.
    »Noch lange nicht«, wandte Marty ein.
    Als er die Luftmanschette eines Blutdruckmeßgeräts um Martys Oberarm legte, sagte Guthridge: »Nun, ich weiß nur eines, wenn man ins Magazin People kommen will, muß man auf die eine oder andere Art eine Berühmtheit sein – Rocksänger, Schauspieler, Politiker, Mörder oder vielleicht auch der Typ mit der größten Ohrenschmalzsammlung der Welt. Wenn Sie also glauben, daß Sie kein berühmter Schriftsteller sind, dann möchte ich gerne wissen, wen Sie ermordet haben und wieviel Ohrenschmalz Sie denn nun genau besitzen.«
    »Woher wissen Sie das mit People ?«
    »Wir haben es für das Wartezimmer abonniert.« Er pumpte die Manschette auf, bis sie fest anlag, dann las er die fallende Quecksilbersäule des Geräts, ehe er fortfuhr. »Die neueste Ausgabe kam mit der Morgenpost. Meine Vorzimmerdame zeigte sie mir regelrecht amüsiert; sie sagte, Sie könnte sie sich am allerwenigsten als Mr. Murder vorstellen.«
    Verwirrt sagte Marty: »Mr. Murder?«
    »Haben Sie den Artikel noch nicht gelesen?« fragte Guthridge, als er Marty die Manschette abnahm und die Frage mit dem häßlichen Geräusch des reißenden Klettverschlusses unterstrich.
    »Nein, noch nicht. Man bekommt sie vorher nicht gezeigt. Sie meinen, in dem Artikel bezeichnen sie mich als Mr. Murder?«
    »Nun, ist irgendwie niedlich.«
    »Niedlich?« Marty zuckte zusammen. »Ich frage mich, ob es Philip Roth gefallen würde, ›Mr. Literat‹ genannt zu werden, oder Terry McMillan ›Ms. Schwarze Familiensaga‹.«
    »Sie wissen ja, wie es heißt – jede Publicity ist gute Publicity.«
    »Das war Nixons erste Reaktion auf Watergate, oder nicht?«
    »Wir haben People sogar zweimal abonniert. Ich gebe Ihnen eine unserer Ausgaben, wenn Sie gehen.« Guthridge grinste schalkhaft. »Wissen Sie, bis ich den Artikel gelesen habe, war mir eigentlich nie so richtig klar, was für ein furchteinflößender Kerl Sie sind.«
    Marty stöhnte. »Das hatte ich befürchtet.«
    »Eigentlich ist es gar nicht so schlimm. Da ich Sie kenne, denke ich, Sie werden es ein bißchen peinlich finden. Aber umbringen wird es Sie nicht.«
    »Und was wird mich umbringen, Doc?«
    Guthridge sagte stirnrunzelnd: »Nach dieser Untersuchung würde ich sagen Altersschwäche. Allen äußeren Anzeichen zufolge erfreuen Sie sich bester Gesundheit.«
    »Das Schlüsselwort dabei ist ›äußeren‹«, sagte Marty.
    »Richtig. Ich möchte, daß Sie sich einigen Tests unterziehen. Ambulant im Hoag Hospital.«
    »Ich bin bereit«, sagte Marty grimmig, obwohl er überhaupt nicht bereit war.
    »O nein, nicht heute. Sie werden frühestens morgen einen Termin frei haben, wahrscheinlich erst am Mittwoch.«
    »Wonach suchen Sie mit diesen Tests?«
    »Gehirntumor, krankhafte Veränderungen. Schwerwiegende Störungen der Blutchemie. Möglicherweise eine Verlagerung der Zirbeldrüse, die Druck auf das umliegende Gehirngewebe ausübt – was Symptome auslösen könnte, die mit Ihren vergleichbar sind. Andere Sachen. Aber machen Sie sich keine Sorgen, weil ich ziemlich sicher bin, daß wir nichts finden werden. Ihr Problem ist höchstwahrscheinlich nur Streß.«
    »Das hat Paige auch gesagt.«
    »Sehen Sie. Sie hätten mein Honorar sparen können.«
    »Seien Sie ehrlich, Doc.«
    »Ich bin ehrlich.«
    »Ich muß gestehen, daß ich Angst habe.«
    Guthridge nickte mitfühlend. »Verständlich. Aber hören Sie mir zu, ich habe Symptome gesehen, die bei weitem bizarrer und ernster waren als Ihre – und Streß war die Ursache.«
    »Psychisch.«
    »Ja, aber nichts Langfristiges. Und Sie werden auch nicht verrückt, falls Sie sich darüber Gedanken

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