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Die zweite Haut

Die zweite Haut

Titel: Die zweite Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Mädchen sind. Symbole des Bösen. Reptilien, Nagetiere, Käfer. Hexen halten sich solche Tiere als ihre Hausgenossen, um untereinander und mit Satan zu kommunizieren.
    Er hat alles über die Hausgenossen von Hexen in Horror-Filmen gelernt. Wäre eine Katze im Haus, würde er sie ebenfalls töten, ohne zu zögern, denn manchmal sind sie niedlich und unschuldig, nur Katzen, nichts weiter, aber manchmal sind sie Ausgeburten der Hölle. Wenn man so ein Tier in sein Haus bringt, dann läuft man Gefahr, den Teufel selbst einzuladen.
    Eines Tages wird Charlotte es verstehen. Und ihm dankbar sein.
    Mit der Zeit wird sie ihn lieben.
    Sie werden ihn alle lieben.
    Er wird ein guter Ehemann und Vater sein.
    Die gewöhnliche Maus, viel kleiner als die Rennmaus, zittert ängstlich in seiner Faust; ihr Schwanz hängt zwischen seinen zusammengedrückten Fingern heraus, nur der Kopf steht her vor. Sie entleert ihre Blase. Er verzieht das Gesicht, als er die warme Nässe spürt, drückt angeekelt zu so fest er kann und quetscht das Leben aus dem schmutzigen kleinen Vieh.
    Er wirft sie auf das Bett, neben die tote Rennmaus.
    Die harmlose Gartenschlange in ihrem Glasterrarium unternimmt keinen Versuch, vor ihm zu fliehen. Er hält sie am Schwanz und schlägt mit ihr zweimal durch die Luft wie mit einer Peitsche, dann klatscht er sie heftig gegen die Wand, noch einmal, und ein drittes Mal. Als er sie vor dem Gesicht baumeln läßt, ist sie vollkommen reglos, und er sieht, daß ihr Schädel zertrümmert ist.
    Er legt sie neben Rennmaus und Hausmaus.
    Der Käfer und die Schildkröte geben ein erfreuliches Knirschen von sich, als er sie unter dem Absatz zertritt. Er legt ihre zerquetschten Überreste ordentlich auf die Bettdecke.
    Nur die Echse entkommt ihm. Als er die Abdeckung vom Terrarium hebt und danach greift, wuselt das Chamäleon schneller als das Auge an seinem Arm hinauf und springt von seiner Schulter. Er wirbelt herum, sucht danach und sieht es auf dem Frisiertisch, wo es zwischen Kamm und Bürste auf einer Schmuckschatulle sitzt. Dort verharrt es reglos und fängt an, seine Farbe dem Hintergrund anzupassen, aber als er versucht, es zu ergreifen, schnellt es davon, vom Frisiertisch herunter, auf den Boden, quer durch das Zimmer und unter Emilys Bett, wo es verschwindet.
    Er beschließt, es in Ruhe zu lassen.
    Vielleicht ist es am besten so. Wenn Paige und die Mädchen nach Hause kommen, werden sie gemeinsam danach suchen. Wenn sie es gefunden haben, wird er es vor Charlottes Augen töten oder vielleicht von ihr verlangen, daß sie es selbst tötet. Das wird eine gute Lektion sein. Danach wird sie keine unerwünschten Tiere mehr ins Haus der Stillwaters bringen.

19
    Auf dem Parkplatz vor dem zweistöckigen, im spanischen Stil erbauten Bürokomplex, wo sich Dr. Guthridges Praxis befindet, saß Marty in seinem Auto und las den Artikel über sich in People, während böiger Wind trockenes Laub über den Bürgersteig wehte. Zwei Fotografien und eine Seite Text waren über drei Seiten der Zeitschrift verteilt. Zumindest die paar Minuten, die er brauchte, um den Artikel zu lesen, vergaß er seine sämtlichen anderen Sorgen.
    Als er die schwarze Schlagzeile las, zuckte er zusammen, obwohl er sie schon kannte – MR. MURDER –, aber gleichermaßen peinlich berührt war er von dem Untertitel in kleineren Buchstaben: IN SÜDKALIFORNIEN SIEHT KRIMIAUTOR MARTIN STILLWATER FINSTERNIS UND UNHEIL, WO ANDERE NUR SONNENSCHEIN SEHEN.
    Er fühlte sich als schwermütigen Pessimisten porträtiert, der sich ausschließlich in Schwarz kleidete, am Strand und unter den Palmen herumschlich, jeden mit bösen Blicken maß, der es wagte, seinen Spaß zu haben, und sich bis zum Überdruß über die Niedertracht der menschlichen Rasse verbreitete. Bestenfalls legte der Artikel den Schluß nahe, er sei ein theatralischer Scharlatan, der sich mit seiner Kostümierung das seiner Meinung nach kommerziellste Image für einen Krimiautor zugelegt hatte.
    Möglicherweise übertrieb er. Paige würde ihm sagen, daß er zu empfindlich reagierte. Das sagte sie immer, und normalerweise ging es ihm dann besser, ob er ihr nun glaubte oder nicht.
    Er betrachtete die Fotografien, bevor er den Artikel las.
    Auf dem ersten und größeren Bild stand er im Garten hinter dem Haus, mit Bäumen und der Abenddämmerung als Hintergrund. Er sah wie ein Schwachsinniger aus.
    Ben Walenko, der Fotograf, hatte Anweisungen bekommen, Marty in einer Pose darzustellen, die man bei einem

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