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Die zweite Haut

Die zweite Haut

Titel: Die zweite Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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»Nun … nie, soweit ich weiß«, und als er auch lachte, fügte sie hinzu: »Aber vielleicht wäre es ab und zu keine schlechte Idee, um den Tag ein wenig fröhlicher zu machen.«
    »Sie sind durchaus küssenswert.«
    »Danke.«
    »Genau wie dein Mund.«
    »Jetzt werde ich rot«, sagte sie, und das stimmte.
    »Genau wie deine …«
    »Also das wird jetzt obszön«, sagte sie.
    »Ja, aber ich bin das Opfer.«
    »Wie das?«
    »Du hast mich angerufen und regelrecht verlangt, daß ich schmutzige Sachen zu dir sage.«
    »So ist es wohl gewesen. Women’s Liberation, weißt du.«
    »Wo soll das alles enden?«
    Eine beunruhigende Erklärung war Paige eingefallen, aber sie wollte sie nicht aussprechen: Vielleicht war der Anruf doch von Marty gewesen, und er hatte ihn in einem Zustand gemacht, der dem seiner Amnesie-Episode, seiner Fugue am Samstagnachmittag, gleichkam, als er mehrere Minuten lang monoton dieselben zwei Worte auf das Diktiergerät gesprochen hatte und sich hinterher nicht mehr daran erinnern konnte.
    Sie vermutete, daß ihm gerade derselbe Gedanke gekommen war, denn sein plötzliches Schweigen entsprach ihrem.
    Schließlich ergriff Paige das Wort. »Was hat Paul Guthridge gesagt?«
    »Er glaubt, daß es wahrscheinlich streßbedingt ist.«
    »Glaubt?«
    »Er vereinbart für morgen oder Mittwoch Untersuchungen.«
    »Aber er war nicht besorgt?«
    »Nein. Oder er hat so getan, als wäre er es nicht.«
    Pauls zwanglose Art erstreckte sich nicht darauf, wie er Patienten Informationen übermittelte. Da war er stets direkt und kam ohne Umschweife zur Sache. Selbst als Charlotte so krank gewesen war, daß manche Ärzte die schlimmeren Möglichkeiten heruntergespielt haben würden, damit die Eltern Zeit hatten, sich mit dem Allerschlimmsten abzufinden, hatte Paul sich ungeschminkt mit Marty und Paige über ihren Zustand unterhalten. Er wußte, daß man Halbwahrheiten oder falschen Optimismus niemals mit Barmherzigkeit verwechseln sollte. Wenn Paul über Martys Zustand und Symptome nicht sonderlich besorgt schien – das waren gute Nachrichten.
    »Er hat mir sein zweites Exemplar der neuen Nummer von People gegeben«, sagte Marty.
    »Oh-oh. Du sagst es, als hätte er dir eine Tüte Hundekacke überreicht.«
    »Nun, es ist nicht gerade das, was ich mir versprochen hatte.«
    »Es ist nicht so schlimm, wie du denkst«, sagte sie.
    »Woher willst du das wissen? Du hast es noch nicht gesehen.«
    »Aber ich kenne dich und weiß, wie du bei so etwas reagierst.«
    »Auf einem Foto sehe ich aus wie Frankensteins Monster mit einem schlimmen Kater.«
    »Ich habe Boris Karloff immer geliebt.«
    Er seufzte. »Ich schätze, ich kann meinen Namen ändern, mich einer Gesichtsoperation unterziehen und nach Brasilien auswandern. Aber bevor ich einen Flug nach Rio buche, soll ich die Kinder von der Schule abholen?«
    »Ich hole sie. Sie haben heute eine Stunde später aus.«
    »Oh, stimmt ja, Montag. Klavierstunde.«
    »Wir werden gegen halb fünf zu Hause sein«, sagte sie. »Du kannst mir People zeigen und den Abend damit verbringen, dich an meiner Schulter auszuweinen.«
    »Von wegen. Ich zeige dir People , und dann verbringe ich den Abend damit, deine Brüste zu küssen.«
    »Du bist etwas ganz Besonderes, Marty.«
    »Ich liebe dich auch, Mädchen.«
    Als sie auflegte, lächelte Paige. Er konnte sie immer zum Lachen bringen, selbst in finsteren Augenblicken.
    Sie wollte nicht über den seltsamen Telefonanruf, über Krankheit oder Fugues oder Bilder nachdenken, auf denen er wie ein Monster aussah.
    Genieße den Augenblick.
    Genau das tat sie etwa eine Minute, dann rief sie Millie über die Sprechanlage und bat sie, Samantha und Sean Acheson herein zu bitten.

22
    In seinem Arbeitszimmer sitzt er im Sessel hinter dem Schreibtisch. Der Sessel ist bequem. Er kann fast glauben, daß er schon einmal darin gesessen hat.
    Trotzdem ist er nervös.
    Er schaltet den Computer ein. Es ist ein IBM-PC mit großem Festplattenspeicher. Eine gute Maschine. Er kann sich nicht daran erinnern, daß er sie gekauft hat.
    Nachdem das System ein Datenmanagementprogramm abgespult hat, präsentiert ihm der übergroße Bildschirm ein »Hauptmenu«, das acht Auswahlmöglichkeiten bietet, hauptsächlich Textverarbeitungssoftware. Er entscheidet sich für WordPerfect 5.1, das geladen wird.
    Er kann sich nicht erinnern, daß er im Gebrauch eines Computers oder von WordPerfect unterrichtet worden wäre. Die Ausbildung ist in die Nebel der Amnesie gehüllt, genau

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