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Die zweite Haut

Die zweite Haut

Titel: Die zweite Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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umrissenen Haß auf seine unbefriedigende Stellung in der Welt, auf die Welt selbst und jeden ihrer Bewohner. Er will so wenig, so jämmerlich wenig, nur dazugehören, wie andere Menschen sein, ein Heim und eine Familie haben, einen Lebenszweck, den er begreifen kann. Ist das zuviel? Ja? Er will nicht reich sein, Seite an Seite mit den Großen und Mächtigen einhergehen, mit Berühmtheiten speisen. Er verlangt keinen Ruhm. Nach langem Bemühen, Verwirrung und Einsamkeit hat er jetzt endlich ein Zuhause, eine Frau und zwei Kinder, ein Ziel vor Augen, ein Schicksal, aber er spürt, wie ihm das entgleitet, zwischen den Fingern zerrinnt. Er muß Martin Stillwater sein, aber um Martin Stillwater zu sein, muß er schreiben, und er kann nicht schreiben, verdammt, kann nicht schreiben. Er kennt den Stadtplan von Kansas City auswendig, von anderen Städten, und er weiß alles über Waffen und wie man Schlösser knackt, weil sie ihm dieses Wissen eingepflanzt haben – wer immer »sie« auch sein mögen –, aber sie haben es nicht für nötig erachtet, ihm auch das Wissen einzugeben, wie man Kriminalromane schreibt, aber das muß er, oh, das muß er mit aller Macht, wenn er jemals Martin Stillwater sein will, wenn er Paige, seine reizende Frau, seine Töchter und sein neues Schicksal behalten will, das ihm entgleitet, entgleitet, zwischen den Fingern zerrinnt, seine einzige Chance, glücklich zu werden, schwindet zusehends, weil sie gegen ihn sind, alle, die ganze Welt, gegen ihn verschworen, fest entschlossen, ihn zu isolieren und Verwirrung zu stiften. Und warum? Warum? Er haßt sie und ihre Ränke und ihre anonyme Macht, er verabscheut sie und ihre Maschinen so verbittert und allumfassend, daß …
    … er die Faust mit einem Wutschrei in den dunklen Bildschirm des Computers schlägt und fast ebensosehr auf sein eigenes Spiegelbild zielt wie auf die Maschine und alles, was sie repräsentiert. Das Geräusch des berstenden Glases ist sehr laut in dem stillen Haus, und das Vakuum im Inneren des Monitors ploppt gleichzeitig mit einem Zischen eingesogener Luft.
    Er zieht die Hand aus den Trümmern, während noch Scherben auf die Tastatur fallen, und starrt auf sein helles Blut. Scharfe Splitter ragen aus den Häutchen zwischen seinen Fingern und aus einigen Knöcheln. Eine elliptische Scherbe ist in das Fleisch seiner Handfläche eingebettet.
    Obwohl er immer noch wütend ist, bekommt er sich allmählich wieder unter Kontrolle. Gewalt wirkt manchmal besänftigend.
    Er dreht den Sessel vom Computer weg zur anderen Seite des U-förmigen Arbeitsbereichs, wo er sich nach vorne beugt und die Verletzungen im Licht der Tiffanylampe begutachtet. Die Glasdornen in seinem Fleisch funkeln wie Juwelen.
    Er verspürt nur gelinde Schmerzen, und er weiß, auch die werden bald vergehen. Er ist zäh und widerstandsfähig; er besitzt ausgezeichnete regenerative Fähigkeiten.
    Einige Splitter des Bildschirms sind nicht tief in die Hand eingedrungen; die kann er mit den Fingernägeln herausziehen. Aber andere stecken fest im Fleisch.
    Er schiebt den Sessel vom Schreibtisch weg, steht auf und geht Richtung Badezimmer. Er braucht eine Pinzette, um die störrischeren Splitter herauszuziehen.
    Anfangs hat er stark geblutet, aber die Blutung läßt bereits nach. Trotzdem hält er den Arm in die Höhe, die Hand ausgestreckt, damit das Blut am Handgelenk hinab in den Ärmel fließt und nicht auf den Teppich tropft.
    Wenn er die Splitter entfernt hat, wird er vielleicht Paige noch einmal bei der Arbeit anrufen.
    Er war so aufgeregt gewesen, als er ihre Nummer im Adreßbuch im Arbeitszimmer gefunden hatte, und es hat ihm gefallen, mit ihr zu sprechen. Sie hat sich intelligent, selbstbewußt und zärtlich angehört. Ihre Stimme hatte einen leicht kehligen Klang, den er sexy fand.
    Es wird eine wunderbare Dreingabe sein, wenn sie sexy ist. Heute nacht werden sie das Bett teilen. Er wird sie mehr als einmal nehmen. Er denkt an das Gesicht auf dem Foto und die kehlige Stimme am Telefon und ist überzeugt, daß sie seine Bedürfnisse befriedigen wird, wie sie noch nie befriedigt worden sind, daß sie ihn nicht unerfüllt und frustriert lassen wird, wie so viele andere Frauen.
    Er hofft, daß sie seine Erwartungen erfüllt, wenn nicht gar übertrifft. Er hofft, er hat keinen Grund, ihr weh zu tun.
    Im Badezimmer findet er eine Pinzette in der Schublade, wo Paige ihr Make-up, Nagelscheren, Feilen, Sandblattfeilen und andere Toilettenartikel aufbewahrt.
    Am

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