Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die zweite Kreuzigung

Die zweite Kreuzigung

Titel: Die zweite Kreuzigung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
Vom Netzwerk:
gesprochen?«
    »Die ist natürlich informiert, aber sie will nicht in die Sache hineingezogen werden. Das ist eine rein britische Angelegenheit. Ich möchte hier so wenig Staub wie möglich aufwirbeln. Aus Rücksicht auf Sie und den Flugplatz.«
    Herr Schiegl nickte erneut.
    »Die Frau trug einen Verband«, sagte er. »Sie wollten sie in ein Bad nach Rumänien bringen. Sie leidet an einer Hautkrankheit.«
    »Nach Rumänien? Wohin dort?«
    »Herr Aehrenthal hat nur aufgetankt und dann mit der Flugsicherung abgesprochen, nach Oradea zu fliegen. Den Namen des Bades hat er nicht genannt. In Transsilvanien gibt es davon viele. Meine Frau möchte auch dorthin fahren. Sie liegt mir schon lange damit in den Ohren. Sie will einmal Draculas Schloss sehen und in der Gegend eineBadekur machen. Sie leidet an Rheumatismus. Ziemlich unangenehm.«
    Bei einer der privaten Fluggesellschaften, die von Bad Vöslau starten, buchte Ethan binnen einer halben Stunde einen Flug. Es war eine Cessna 208 Caravan. Für die etwa 900 Kilometer bis Oradea würde sie etwa zwei Stunden brauchen. Ethan hatte keine Vorstellung, wie es dort weitergehen sollte.

DREIZEHNTES KAPITEL
Transsilvanien
    Sie flogen über die Große Ungarische Tiefebene, und es waren kaum Wolken zu sehen. Aber als sie sich Rumänien näherten, verschlechterte sich das Wetter. Der Wind rüttelte die kleine Maschine. Sie durchstießen die Wolkendecke, und Ethan, der vorn auf dem Platz des Kopiloten saß, erblickte ringsum nichts als hohe Berge. Die Karpaten bildeten hier einen Kreis unfreundlicher, mit verschneitem Wald bedeckter Gipfel. Der Pilot wandte sich Ethan zu und grinste.
    »Transsilvanien«, sagte er nur und bleckte die Zähne zu einem Vampir-Lächeln. Dann setzte er zum Landeanflug auf Oradea an.
    Ethan wurde durch den Zoll gewinkt. Die Pistole hatte er tief in seinem Handgepäck versteckt – ein Tourist, der zur falschen Jahreszeit kam, ohne Ski oder Snowboard. Er stieg in ein Taxi und bat den Fahrer, ihn in ein gutes Hotel zu bringen. Mit ein bisschen Glück würde er hier nicht lange verweilen, aber fürs Erste brauchte er einen Stützpunkt, von dem aus er agieren konnte.
    Der Fahrer, der kaum Englisch sprach, setzte ihn am Hotel
Vulturul Negru
ab. Zu Ethans Überraschung bedeutete das Schwarzer Adler. Es war ein Jugendstilgebäude, das seine Besitzer aufgemöbelt und neu gestylt hatten, um kapitalkräftige Touristen in dieses Land zu locken, das noch immer als eines der ärmsten Europas galt. Der Mann an der Rezeption bekam Stielaugen, als er Ethans Centurion-Karte erblickte. Die Wirkung war nicht zu übersehen. Ethanwurde klar, dass er hier Frauen, Drogen oder Kaviar direkt vom Kaspischen Meer verlangen konnte, und man würde es für ihn besorgen, ohne zu murren oder auch nur eine Miene zu verziehen.
    Sein Zimmer war smart bis exzentrisch, Hauptattraktion: ein riesiges Himmelbett. Er hätte auch in der Badewanne geschlafen, wenn ihm nur jemand sein Notebook an das Internet anschloss. Der Boy, der ihn aufs Zimmer brachte, erledigte das im Handumdrehen. Ethan drückte ihm fünfzig neue Lei, etwa zehn Pfund, in die Hand und wies an, er wolle nicht gestört werden.
    Von den Erlebnissen der letzten Tage und der Reise hatte er sich noch nicht erholt. Inzwischen würde die Polizei in Gloucester wohl nach ihm suchen. Lindita hatte ihm eine unauffindbare E-Mail-Adresse eingerichtet, von der bislang nur sie wusste. Sie hatte ihm versprochen, ihn zu benachrichtigen, wenn etwas über seine Flucht in den Zeitungen, in Rundfunk oder Fernsehen verlauten sollte.
    Im Grunde war er ziemlich ratlos. Bislang wusste er nur, dass Aehrenthal beschlossen hatte, Sarah von Oxford ausgerechnet an diesen Ort zu fliegen. Nicht nach Bukarest, Bernstein oder Budapest. Was bedeutete ihm Transsilvanien und vor allem diese abgelegene Gegend? Gab es hier einen Zusammenhang zu den Reliquien, zu seinen Forschungen über Libyen oder zu den frühen Christen? Lebte hier möglicherweise ein Sammler, jemand, von dem Egon Aehrenthal allein auf Sarahs Gutachten hin eine große Summe zu erwarten hatte? Oder ein Experte, ein Wissenschaftler, den man dazu bringen konnte, sich Sarahs Urteil anzuschließen? Allerdings musste das jemand sein, der bereit war, die Zeichen für körperliche und geistige Misshandlungenzu übersehen, zu ignorieren, was sie ihm vielleicht über ihre Entführung erzählen würde.
    Er nahm die vage Spur auf. Er verschaffte sich einen groben Überblick über Rumänien und Transsilvanien,

Weitere Kostenlose Bücher