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Die zweite Todsuende

Die zweite Todsuende

Titel: Die zweite Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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dichthalten, falls er seine Schwester dazu bringt, auszupacken und uns zu sagen, wie das eingefädelt wurde und wer daran beteiligt war. Sagen Sie Chapin, die Steuerfahndung würde so glücklich sein, wenn sie Maitlands Schätze entdeckte, daß niemand auf den Gedanken käme, Chapins Schwester zu belangen. Natürlich bedeutet das, daß Dora und Emily leer ausgehen, während Alma und Ted Maitland die lachenden Erben sind, aber so läuft der Hase nun mal. Wenigstens müssen Chapins Schwester und Nichte nicht mit einer Steuerbuße rechnen, und sein Gegendienst könnte darin bestehen, daß er den berühmten Gesetzentwurf befürwortet, der Ihnen so am Herzen liegt.»

    «Sie hätten Politiker werden sollen, Edward.»
    «Gott behüte.»
    «Nun, mir gefällt Ihr Vorschlag sehr. Ich glaube, es ließe sich so drehen.»
    «Aber reden Sie erst mit Chapin, wenn ich das Startzeichen gebe.»
    «Einverstanden. Sonst noch was?»
    «Könnten Sie mir ein paar hundert Dollar aus dem Sonderfonds beschaffen? Sie wissen schon, der Fonds, aus dem Spitzel und Rauschgiftkäufe bezahlt werden.»
    «Ein paar hundert Dollar? Wozu denn die?»
    «Trauen Sie mir nicht, Ivar?»
    «Klar traue ich Ihnen. Bis zu hundert Dollar. Äußerstenfalls.»
    «Na schön. Vielleicht reicht das. Die brauche ich für Mama Perez. Ich strecke sie vor, und Sie zahlen anschließend, ja?»
    «Abgemacht.»
    Delaney machte sich erneut an die Erforschung von Geltmans Charakter. Er schrieb nieder, was ihm an Motiven einfallen wollte, und bewertete jedes einzelne mit Noten von eins bis zehn, auf Grund seiner Kenntnisse und Vermutungen. Er sonderte sodann aus, was seiner Meinung nach nicht ausreichte, einen Menschen zum Mord zu treiben und behielt am Schluß ein einziges Motiv übrig. Schlichte Habgier.
    Habgier - richte sie sich nun auf Geld, Sachen, Macht oder was immer - kennt keine Grenze. Wer aus Rachedurst zum Mord getrieben wird, begeht seine Tat und damit ist das Ende erreicht. Sein Drang ist gestillt. Gier jedoch ist nie gestillt. Die nährt sich aus sich selber. Mehr bedeutet niemals Sättigung. Mehr schärft das Verlangen nach noch mehr. Habgier ist wie Sucht. «Ganz recht», sagte der Multimillionär, «ich habe viel Geld, aber noch habe ich nicht alles!»
    Delaney stellte sich vor, daß Geltman zu Handlungen getrieben wurde, die er selber sich nie zugetraut hatte. Besessen von der Gier nach mehr, von der Angst zu verlieren, was er bereits besaß, hatte er der Sucht nachgegeben und war in einen Strudel von Täuschung, Betrug und Mord geraten, ohne je aufzuhören, seine Schreibtischplatte zu streicheln, aus Baccarat-Kristall echten Cognac zu trinken und dabei unablässig zu murmeln: «Das alles ist mein. Mein!»
    Delaney war immer noch in Gedanken, als Monica ihm einen Drink brachte und sich auch einen. Sie setzte sich ihm gegenüber auf den Tisch und ließ die hübschen Beine baumeln.
    «Gott segne dich, meine Liebe», sagte er, strich ihr über die bloßen Schenkel und nahm einen Schluck. «Ich werde nicht vergessen, wer mir in der Stunde der Not beigestanden hat.»
    «Um welche Not handelt es sich? Was machst du überhaupt?»
    «Ich möchte herausbekommen, warum Saul Geltman nicht Edward Delaney ist oder wenigstens Jake Dukker. Ich stelle dir jetzt eine philosophische Frage: Was ist schlimmer: die guten Dinge des Lebens zu begehren, ohne sie jemals zu erlangen, oder sie zu verlieren, nachdem man sie besessen hat?»
    Sie überlegte, das Glas am Mund.
    «Verstehst du meine Frage?»
    «O ja, ich verstehe sehr gut. Ich suche nur die Antwort. Ich fände es schlimmer, immer haben zu wollen und nie zu bekommen.»
    «Warum?»
    «Weil der, der verliert, was er besessen hat, sich mit dem Gedanken trösten kann, wenigstens eine Weile besessen zu haben und glücklich gewesen zu sein, doch nichts haben und niemals etwas bekommen, muß zu ständiger Frustration führen.»
    «Hm», grübelte Delaney, «das wäre deine persönliche Reaktion.»
    «Selbstverständlich. Die wolltest du doch auch hören?»
    «Ja. Nein. Eigentlich wollte ich wissen, wie wohl Saul Geltman diese Frage beantworten würde.»
    «Saul Geltman - ich kann es immer noch nicht glauben. Dieser reizende kleine Herr.»
    «Ah ja, alle haben eine gute Meinung von ihm.» Delaneys Stimme triefte von Hohn. «Zu den reizendsten Leuten, die mir je begegnet sind, gehörte einer, der Mutter, Vater, zwei Schwestern, einen Bruder und den Hund umgebracht hatte. Und zwar mit einem Hammer! Während sie schliefen. Mir

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