Dieser Mann macht mich verrückt
das, was du siehst.« Als sie ein paar Schritte zur Seite trat, raschelte das Plastikmaterial der gestapelten Staubdecken unter ihren Füßen. »Zum Glück weiß Jack, wie man mit einem Pinsel umgeht. Aber auf April musste ich wie ein Habicht aufpassen.«
»Warum hast du die beiden nicht daran gehindert?«
»Solange kein Ehering an meinem Finger steckt, habe ich in diesem Haus nichts zu sagen.« Sie legte den Farbroller beiseite und studierte die breiteste Wand. »Übrigens, April hat mich gebeten, dieses Zimmer mit Fresken zu schmücken.«
Das schien sie nicht sonderlich zu begeistern. Aber ihm gefiel der Gedanke, sie würde Fresken malen, viel besser als die Pinselei seiner Eltern in der Küche. Außerdem müsste sie wegen dieses Auftrags länger hierbleiben. »Meine PR-Leute werde dir die besten Fotos meiner Football-Actions schicken. Such das Schmeichelhafteste aus und nimm‘s als Vorlage.«
Wie er gehofft hatte, lächelte sie. Aber dann runzelte sie die Stirn. »Ich male keine Landschaften mehr.«
»Schade.« Dean öffnete seine Brieftasche und nahm zwei Geldscheine heraus. »Da sind die hundert Dollar, die ich mir geliehen habe. Und die Summe, die ich bei dieser unklugen Wette verlor. Damit dürften meine Schulden beglichen sein.«
Wie er erwartet hatte, stürzte sie sich nicht auf das Geld. Stattdessen starrte sie es an.
»Ein Deal ist ein Deal«, betonte er in aller Unschuld. »Diese Dollars hast du dir ehrlich verdient.« Als sie die Banknoten noch immer nicht nahm, stopfte er sie in die Brusttasche des schlabberigen T-Shirts und ließ seine Finger unnötig lange drin. Viel war unter dem Baumwollstoff nicht zu spüren. Aber es genügte ihm, er brauchte nur noch ungehinderten Zugang.
»Ja, ein Deal - eher ein Pakt mit dem Teufel«, murmelte sie missmutig. Dean verhehlte seinen Triumph, während sie das Geld hervorholte, inspizierte und dann in seine Bruttasche steckte - unglücklicherweise, ohne ihre Finger eine Weile drin zu lassen. »Gib‘s diesem Wohltätigkeitsverein, der die Frauen von der Straße fernhält.«
Arme Biberlady. Bei jener Wette hätte er ihr schon vorher sagen können, dass ihre Skrupel sie davon abhalten würden, die Dollars zu nehmen. Aber wenn er dumm wäre, hätte er schließlich keine Profi-Karriere auf dem Footballplatz gemacht.
Blue wandte sich wieder zu den Wänden. »Falls dir eine atemberaubende künstlerische Vision vorschwebt, wirst du eine bittere Enttäuschung erleben. Meine Landschaftsgemälde sind miserabel.«
»Solange du keine Klein-Mädchen-Träume darstellst, bin ich zufrieden. Keine Balletttänzerinnen, keine alten Damen mit Sonnenschirmen. Und keine toten Hasen auf Tellern.«
»Darum musst du dich nicht sorgen. Für mich wären Balletttänzerinnen und tote Hasen viel zu kreativ.« Entschlossen kehrte sie ihm den Rücken. »Das mache ich nicht, dafür ist das Leben zu kurz.«
Nachdem sie ihm die Idee in den Kopf gesetzt hatte, gab er sich nicht so leicht geschlagen. Aber er würde eine Zeitlang warten, ehe er sie bedrängte. »Wo ist mein Hund?«
Blue knetete ihre verkrampfte Schulter. »Wahrscheinlich genießt deine wackere Gefährtin Puffy mit Riley ein Picknick im Hinterhof.«
Auf dem Weg zur Tür drehte er sich noch einmal um. »Das wollte ich dir erzählen, weil du die Türen doch so schmerzlich vermisst: Bevor ich nach Chicago flog, besuchte ich den Mann, der sie restauriert. Der wohnt im benachbarten County, außerhalb der Boykott-Reichweite, und ich habe ihn zur Eile angetrieben. Also müssten die Türen bald geliefert werden.«
Ihre Augen funkelten. »Hast du ihn bestochen?«
»Nur motiviert, mit einem kleinen Bonus.«
»So einfach kann das Leben sein, wenn man im Geld schwimmt.«
»Und wenn man ein geborener Charmeur ist. Vergiss das nicht.«
»Wie könnte ich? Das Einzige, das wir beide gemeinsam haben.«
Er lächelte. »Hoffentlich lässt sich die Schlafzimmertür gut schließen. Das finde ich sehr wichtig.«
Als er aus Garrison zurückkam, wo er den Farbkanister gekauft hatte, war es fünf Uhr nachmittags. Im Haus war es still, die Küche war bis auf die Frühstücksecke hellgelb gestrichen, Jacks schwarzer SUV war verschwunden. Also musste er mit Riley weggefahren sein, um sie zum Dinner auszuführen. Im Lauf des Tages war Dean seiner Familie aus dem Weg gegangen, und das würde er auch in Zukunft tun. Er roch frische Farbe und neues Holz.
Eigentlich hatte er sich einen Bungalow zwischen Palmen mit Aussicht auf den Pazifik
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