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Dirty Deeds - Meine wilde Zeit mit AC/DC

Dirty Deeds - Meine wilde Zeit mit AC/DC

Titel: Dirty Deeds - Meine wilde Zeit mit AC/DC Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Evans
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machen, war die Fernsehsendung Countdown von größter Bedeutung, und von daher war es ein großes Glück für AC/DC, dass uns der Countdown- Moderator Ian „Molly“ Meldrum unter seine Fittiche nahm und sehr oft in seiner Sendung präsentierte. Molly und Bon waren alte Bekannte; wir anderen lernten Molly erst bei den ersten Fernsehauftritten kennen. Er war eine schillernde Persönlichkeit, voller verrückter Einfälle und stets darauf bedacht, seinen Spaß zu haben – und ich bin mir sicher, dass sich das über die Jahre nicht geändert hat. Auf mich wirkte er damals wie ein angespanntes, hyperaktives Energiebündel. Es war nicht so, dass wir uns mit Molly privat getroffen hätten, dazu verkehrten wir offenkundig in zu verschiedenen Kreisen, aber wenn sich unsere Pfade kreuzten, dann war es immer sehr lustig. Molly schob unsere Karriere aktiv an, und er war es letztlich auch, der mitverantwortlich dafür war, dass wir einmal den „Aufstand“ probten, wie er es nannte: Bei einer Neujahrssendung in Adelaide spielten wir so lange und überzogen unsere Zeit derart, dass man uns schließlich den Strom abstellte.
    Countdown war eine einstündige Sendung, die am frühen Sonntagabend auf ABC lief, dem einzigen australischen Sender, der in den frühen Siebzigern wirklich im ganzen Land zu sehen war. Wenn man einigermaßen regelmäßig bei Countdown auftrat, dann war so gut wie sicher, dass man einen kleinen Hit landete und außerdem eine halbwegs erfolgreiche, landesweite Tournee starten konnte. Die Sendung ist unter anderem dafür berühmt, dass sie ABBA in Australien bekannt gemacht hat – inwieweit ihr das als Verdienst zuzurechnen ist, liegt allerdings im Auge des Betrachters. Die vier Schweden hatten ja auch ziemlich ausgefallene, extreme Bühnenklamotten, und wenn ich heute daran denke, wie Mal am Anfang auf die Bühne ging, dann hatten wir vielleicht mehr mit ABBA gemeinsam, als ich damals dachte.
    Offiziell wurde Countdown als „Live“-Show präsentiert, und das stimmte auch insofern, als sie vor einem Live-Publikum aufgezeichnet wurde und die Künstler in der Reihenfolge auftraten, in der sie später auch zu sehen waren; wenn man sich also Schnitzer leistete, dann gingen die in der Regel später auch über den Bildschirm. Es war eine Mischung aus Filmclips, die von den Plattenfirmen bereitgestellt wurden, und Bands im Studio, die zu Halbplayback auftraten – nur der Gesang war live. Heute klingt das natürlich alles ziemlich putzig, aber ich kann gar nicht genug betonen, wie wichtig die Sendung damals für uns war. Sie bedeutete eine enorme Abkürzung auf dem langen Weg zum Ruhm und war für jeden, der darauf hoffte, in Australien durchzustarten, unverzichtbar. Ich weiß nicht, was sonst noch, wenn überhaupt, hinter den Kulissen gemauschelt wurde, um AC/DC nach vorn zu bringen, aber ob wir es ohne Countdown bis an die Spitze geschafft hätten, das erscheint mir heute zumindest zweifelhaft.
    Meinen ersten Samstagnachmittag als frisch gebackenes Bandmitglied verbrachte ich in den ABC-Studios in Ripponlea, ganz in der Nähe des Prahran Hilton, und nahm meinen ersten Countdown -Auftritt auf, der am Sonntag, dem 23. März 1975, ausgestrahlt wurde. Damals hatte ich erst zwei Gigs mit der Band gespielt. Die Sendung prägte sich natürlich zum einen deswegen so bei mir ein, weil sie mein Kamera-Debüt war, aber auch, weil Bon sich mal wieder einen seiner typischen Späße leistete.
    Wir sollten mit „Baby Please Don’t Go“, unserer aktuellen Single, die gerade ziemlich gut lief, die Show eröffnen, und wir probten den Song natürlich vorher, während das Kamerateam alle Einstellungen überprüfte. Das Studio wurde staatlich subventioniert und war dementsprechend gut ausgestattet, wenn auch nach heutigen Maßstäben primitiv. Nach ein paar Durchgängen wurde das Publikum hereingeholt, und die Kameras liefen an. Und wo ich gerade „primitiv“ sagte – ein paar von den jungen Damen im Publikum benahmen sich auch ein bisschen steinzeitlich. Wir spielten das Intro, sahen uns um … und Bon war plötzlich verschwunden. Die Crew bekam Panik: Wo zum Teufel war der Kerl? Nach einer gefühlten Ewigkeit, die wahrscheinlich nur ein paar Sekunden dauerte, erschien er dann auf der Bühne: Er trug ein Schulmädchenkleid, Make-up und eine völlig abgedrehte Perücke mit geflochtenen Zöpfen, dazu hielt er einen riesigen Gummihammer in der Hand und paffte eine Zigarette. Er sah unglaublich aus.
    Wir anderen gaben uns alle

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