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Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang

Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang

Titel: Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesboe
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können.«
    »Ja«, sagte Lise und folgte Frau Strobe in den Bus. Sie suchte sich einen freien Platz und sah aus dem Fenster. Galvanius hatte sich wieder in seinen Wagen gesetzt und ließ den Motor aufjaulen.
    »Du, Lise?«
    Lise schaute hoch. Vor ihr stand Beatrize.
    »Ist neben dir noch frei?«
    Lise zuckte als Antwort mit den Schultern und sah wieder aus dem Fenster.
    »Du«, sagte Beatrize, als sie sich auf den Platz neben Lise geklemmt hatte. »Du kjennst Bulle doch besser als ich, und jetzt, wo er Dirigent von diesem Chor aus Amerika wird …«
    »Ja?«
    »Meinst du, es wäre okjay, wenn wir einfach … mitkommen würden?«
    »Wieso das denn?«
    »Na ja … Dann kjämen wir in Amerika vielleicht ins Fjernsehen.«
    »Verstehe«, sagte Lise und sah Galvanius davonfahren. Und in der schwarzen Abgaswolke hinter dem Auto eine ritzeratzerote Tolle.

10. Kapitel
    Standardspionage ersten Grades
    Lise war ins Bett gegangen, konnte aber nicht einschlafen, weil hinter Bulles Fenster noch immer kein Licht brannte. Was war geschehen? Eine Weile überlegte sie, ihren Eltern alles zu sagen, aber die waren ja hypnotisiert. Als sie gerade den Entschluss gefasst hatte, sich zu Doktor Proktor zu schleichen, um ihn zu fragen, was sie tun sollte, knallte es plötzlich so laut, dass Lise zusammenzuckte und sieben Zentimeter von der Matratze abhob. Sie starrte auf die dunkle Fensterscheibe, die nach dem Treffer noch immer zitterte. Die Reste eines Schneeballs rutschten am Glas nach unten. Truls und Trym? Nein, die waren viel zu feige, um einen Schneeball auf das Haus des Kommandantenpapas zu werfen. Sie sprang aus dem Bett und starrte nach draußen. Und da, im Licht der einzigen Laterne weit und breit, stand ein kleiner, verkohlter Knirps und blickte zu ihr hoch. Ihr Herz machte einen Hüpfer von gut sieben Zentimetern, aber dieses Mal vor Freude. Es war Bulle! Lise schaltete das Licht ein, damit er sie sehen konnte.
    Bulle winkte und gab ihr zu verstehen, dass sie nach unten kommen sollte. Lise sprang in ihre Kleider und schlich sich über die Treppe nach unten. Als sie am Wohnzimmer vorbeihuschte, hörte sie eine wohlbekannte Stimme aus dem Fernseher:
    »Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, Norrweägen ist zu klein. Als Prässident der Vereinigten Sstaaten von Norrwägen habe ich den König von Dänemark angerufen und ihn gefragt, ob es okay ist, dass wir ssein Land übernehmen. Bedauerlicherweisse war er dagegen. Und nicht genug damit, er war auch noch ssehr unfreundlich und meinte, dass wir Bergaffen gern in unseren Bäumen bleiben können. Falls so hoch im Norden überhaupt noch Bäume wachsen.«
    Auf dem Flur zog Lise ihre Stiefel und die Daunenjacke an.
    »Die erste Frage ist nun die«, bollerte Hallvard Tenoresen aus dem Wohnzimmer, »ob wir – das sstolze norrwägische Volk – eine ssolche Frechheit durchgehen lassen wollen? Die ssweite Frage ist, ob der König von Dänemark womöglich glaubt, dass er, da wir ja Affen ssind, einfach kommen und Norrwägen mit sseinen Bier trinkenden, rote Würstchen und Kartoffel fressenden Untertanen bevölkern kann. Und die dritte Frage lautet, ob wir uns damit abfinden sollen? Meine prässidenssielle Empfehlung ist, dass wir in Erwägung ssiehen sollten, Dänemark anzugreifen, ehe ssie uns angreifen! Rufen Ssie an und sstimmen Sie ab! Falls Ssie dagegen sind, vergessen Ssie nicht, Namen und Adresse ssu hinterlassen. Und jetss ssingen wir Ja, wir lieben diesses Land . Ssind alle bereit? Eins, sswei, drei …«

    Lise nahm Bulles Skistöcke und schlüpfte nach draußen.
    »Ich weiß jetzt, wo er wohnt«, sagte Bulle, als sie durch das Gartentor getreten war.
    »Ich bin so froh, dich zu sehen!«, flüsterte sie. »Wenn du nicht so dreckig wärst, würde ich dich glatt umarmen.«
    »Dreckig?«, fragte Bulle.
    »Du bist total schwarz«, sagte Lise und fuhr mit ihrem Finger über seine Wange, wo sogleich ein Streifen milchig weißer Haut mit Sommersprossen zum Vorschein kam. Sie zeigte ihm ihre schwarze Fingerkuppe.
    »Das muss vom Auspuff sein«, sagte Bulle. »Galvanius sollte mal wieder seine Zündkerzenzündhütchen spirituisieren. Aber egal. Er ist direkt nach Høyenhall gefahren und hat dort auf der Straße geparkt. Ich bin ihm nachgeschlichen und habe gesehen, wie er in einem kleinen Steinhaus verschwunden ist. Dann bin ich in den Garten geschlichen, auf einen Baum vor dem Wohnzimmerfenster geklettert und habe spioniert und spioniert und spioniert.«
    »Und was hast du gesehen?«,

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