Doktorfick (German Edition)
vollständiges Mittagsmahl war es zu heiß.
Nach dem Essen sollten die Patientinnen ruhen. Allerdings war Carole überhaupt nicht danach zumute. Die Massage hatte ihr Inneres aufgewühlt, sie war nicht in der Lage, ruhig in ihrem Bett liegen zu bleiben. Sie musste raus, musste sich die Unruhe von der Seele laufen.
Bevor sie auf Zehenspitzen aus dem Zimmer lief, sah sie bei Nicolette vorbei, die zu Caroles Erstaunen jedoch das Nest verlassen hatte. Wahrscheinlich hatte sie längst ein lohnendes Objekt der Begierde gefunden, mit dem sie sich die Zeit auf die Art und Weise vertrieb, die ihr nun mal am meisten Spaß machte.
Leise, um nicht aufzufallen, stahl Carole sich aus dem Schloss, huschte kurz darauf durch das kleine Tor neben dem Hauptportal und stand bald darauf auf der Wiese neben dem schmalen Zufahrtsweg.
Eine Weile folgte sie dem Verlauf der Mauer, dann wandte sie sich nach rechts und spazierte immer bergabwärts und unter alten Apfelbäumen in Richtung Westen.
Nach einer Weile hatte sie das Tal erreicht, aber Carole wollte nicht in den Ort. Ihr stand der Sinn nach ein paar ungestörten, ruhigen Stunden. Deshalb wandte sie sich nach links, um einem schmalen Pfand zu folgen.
Plötzlich senkte sich das Gelände erneut, Carole sah hohe Gräser, die nur an Gewässern wuchsen und offenbar einen Bauchlauf einrahmten. Als sie näher kam, hörte sie sanftes Plätschern, das ihre Theorie untermauerte.
Tatsächlich handelte es sich um einen Fluss, der sich durch die Landschaft schlängelte. Nicht breit, wahrscheinlich auch nicht tief, mit träge fließendem Wasser, auf dem sich die Sonne spiegelte.
Carole war fasziniert. Hier hatte sie ein wahres Idyll entdeckt, das Ruhe und Beschaulichkeit ausstrahlte, die sich wohltuend auf ihre gereizten Nerven legten.
Das Wasser war so klar, dass sie die Kieselsteine sehen konnte, die auf dem Grund lagen. Sicher war es angenehm kühl, überlegte Carole, während sie ganz nahe ans Ufer trat. Bei den Temperaturen musste es herrlich sein, hineinzutauchen und eine Weile herumzuplanschen.
Schüchtern sah sie sich um, ob niemand ihr Tun beobachtete, dann schlüpfte sie aus den Flip-Flops, streifte ihr Kleid ab und tauchte vorsichtig den großen Zeh ins Wasser.
„Du kannst ruhig reingehen, das Wasser ist herrlich.“
Vor Schreck über die unerwartete Ansprache stieß Carole einen spitzen Schrei aus und fuhr herum. Die Hände schützend vor der Brust gekreuzt starrte sie die junge Frau an, die scheinbar aus dem Nichts hinter ihr aufgetaucht war.
„Ich war heute Morgen schon mal drin“, erzählte die Fremde, während sie ungeniert ihre Hotpants und das Trägertop auszog.
Unter der Kleidung trat ein schlanker Körper zutage, die Haut jugendlich straff und mit hübschen Brüsten, auf denen dunkelbraune Warzenhöfe leuchteten.
„Das Wasser war schon in der Frühe toll. Seidig weich wie die Hände einer Geliebten, die dich streichelt. Zier dich nicht, rein mit dir. Es wird dir gefallen.“
Schon war die Fremde an Carole vorbei und ins Wasser gelaufen. Sie schlug ein paar Mal mit den Händen ins kühle Nass, sodass es aufspritzte und Millionen Tröpfchen im Sonnenlicht glitzerten, dann ließ sich die Fremde ins Wasser fallen und schwamm mit kraftvollen Zügen davon.
Carole sah ihr unschlüssig hinterher. Waren sie allein hier, oder hockte vielleicht eine Horde Männer in den hohen Gräsern und beobachtete sie? Carole war sich nicht sicher und überlegte bereits, sich wieder anzuziehen und in die Schlossklinik zurückzukehren. Aber dann siegte der plätschernde Lockruf des Flusses und sie warf ihre Bedenken über Bord.
Mit einem kühnen Sprung stürzte Carole sich in die Fluten, um sogleich zufrieden festzustellen, dass die Fremde nicht übertrieben hatte. Das Wasser war herrlich.
Eine Weile schwamm und planschte sie unbeschwert herum, dann sah sie, dass die Fremde auf der anderen Uferseite saß und sie beobachtete. Sie tat es mit solch einer Intensität und Neugierde, dass Carole sich unwohl zu fühlen begann. Rasch stieg sie aus dem Wasser, zerrte das Kleid über ihren noch nassen Körper und trat eilig den Rückweg an.
Die ganze Zeit spürte sie die Blicke der Fremden auf ihrer Haut. Das Gefühl verschwand erst, als sie durch die hohe Grashecke auf die Wiese trat. Seltsamerweise fühlte sie sich zwar einerseits unbehaglich, andererseits hatten die Blicke der Fremden sie auch erregt. Wieso? Was war mit ihr los?
Völlig verwirrt von ihren widerstreitenden Empfindungen
Weitere Kostenlose Bücher