Doktorfick (German Edition)
Stück flussabwärts weiterschwimmen, doch das schien ihr irgendwie albern. Ohne Hast schwamm sie zum Ufer, stieg aus dem Wasser und streifte sich die Tropfen vom Körper.
„Hallo.“ Die Fremde lächelte ihr entgegen. „Hatte ich nicht recht? Das Wasser ist herrlich, nicht wahr?“
„Ja.“ Carole bückte sich nach ihrem Handtuch. „Heute ist es sogar noch schöner als gestern.“
Die Fremde sah den Fluss hinauf. „Ich bin gerne hier.“ Ihre Stimme hatte einen angenehm dunklen Klang. „Es ist friedlich, beruhigend.“
Ihr Blick war auf das Wasser gerichtet, doch im nächsten Moment schnellte sie so abrupt herum, dass Carole erschreckt zurücktrat.
„Ich heiße übrigens Juliette.“ Lächelnd streckte die Fremde ihr die Hand entgegen. „Ich wohne ein Stück flussabwärts direkt am Wasser. Und du?“ Sie musterte Carole ungeniert. „Bist du als Patientin in dieser Schlossklinik da oben auf dem Berg oder machst du hier Urlaub?“
„Nein, ich bin Patientin.“ Schüchtern ergriff Carole die ausgestreckte Rechte. „Ich heiße Carole Delors.“
„Ich nenne dich Caro“, beschloss Juliette und betrachtete sie eingehend. „Sag mal, hast du dir diesen Bikini selber ausgesucht?“
Carole errötete unter dem Blick. „Nein, mein … äh … Mann.“ Betreten sah sie an sich herunter. „Er mag es nicht, wenn ich meinen Körper in der Öffentlichkeit zu sehr zeige.“
„Ach du heiliger Strohsack!“ Juliette schlug in komischer Bestürzung die Hände über dem Kopf zusammen, lachte aber gleich darauf. „Dann ist das wohl auch einer von diesen Kerlen, die ihre Frauen dauernd an der Kandare halten wollen. Wieso lasst ihr euch so was gefallen?“
„Oh, nein, nein!“ Ihre prüde Erziehung zwang Carole geradezu, Gerard zu verteidigen. „Mein Mann ist eigentlich sehr nett. Er liebt mich, deshalb will er mich beschützen.“
„Quatsch!“ Juliette schüttelte den Kopf mit den kurzen, schwarzen Haaren. „Er will dich ducken und klein halten. Sicher gibt er dir auch die Schuld daran, dass es bei euch im Bett nicht klappt. Mann, wie ich diese Typen gefressen habe!“
„Wie kommst du darauf, dass es bei uns nicht klappt?“, entfuhr es Carole entrüstet.
Juliette lachte. „Weshalb bist du denn sonst in der Klinik? Wie eine Nymphomanin siehst du nicht aus.“
Carole errötete so heftig, dass ihre Wangen leuchteten. Juliette nahm es als Eingeständnis.
„Er bringt es nicht – und du bist schuld“, stellte sie mit einer Nüchternheit fest, die Carole buchstäblich die Sprache verschlug. „Leckt er dich manchmal?“
Bei dieser unverblümten Frage klappte Carole die Kinnlade herunter. Fassungslos starrte sie Juliette an, die ihren Blick gelassen erwiderte.
„Na, los, sag schon: Leckt er dich?“
Wie unter Zwang schüttelte Carole den Kopf.
„Siehst du.“ Juliette nickte. „Ich wette mit dir, dass dein Kerl nur eins will, nämlich schnell zum Schuss kommen. Und du sollst dabei stöhnen und so tun, als würde er dir bei seiner Hasennummer auch noch multiple Orgasmen bescheren.“
Jetzt war Carole so baff, dass ihr die Knie einsackten. Sie ließ sich in den Sand plumpsen und starrte erschüttert auf ihre nackten Füße.
Juliette bückte sich, packte Caroles Hand und zog sie wieder hoch. Trotz ihrer Verblüffung registrierte Carole, dass die neue Bekannte erstaunlich kräftig war. Ihr Griff hatte fast etwas Männliches.
„Komm.“
Ehe Carole wusste, wie ihr geschah, hatte Juliette sich schon gebückt und ihre Sachen eingesammelt. Mit energischem Schwung warf sie sich anschließend den Riemen der Tasche über die Schulter, nahm Carole an der Hand und zog sie mit sich.
Als Carole die Sprache wiederfand, standen sie praktisch schon vor Juliettes Haus. Dabei handelte es sich um eine elegante Jugendstilvilla, die von einem gepflegten Park umgeben mitten auf einem grünen Hügel thronte.
Das Parkgelände war eben, fiel aber zum Fluss hin ab. Schneeweiße Steinstufen führten zum Park hinauf und mündeten in einen mit ebenfalls weißem Kies belegten Weg, der auf eine Terrasse zulief.
Carole bekam angesichts des luxuriösen Gebäudes den Mund nicht mehr zu. Solche Villen kannte sie nur von heimlichen Blicken über Mauern oder aus dem Fernsehen. Dass sie selbst einmal so ein Haus betreten würde, hatte sie sich nicht vorstellen können.
Aber nun stand sie in einem riesigen Wohnzimmer, ausgestattet mit eleganten Designermöbeln, Skulpturen und Gemälden, bei denen es sich ganz bestimmt nicht um
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