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Don Quixote

Don Quixote

Titel: Don Quixote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel de Cervantes Saavedra
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erröten
Vor sich, denn er sieht alle seine Sünden:
Der edle Geist muß vor sich selbst erröten,
Wenn ihn auch keine andre Blicke finden;
Hat er gefehlt, ihn peinigt die Beschwerde,
Sehn ihn auch nur der Himmel und die Erde.

    So kannst auch du deine Qual nicht mit der Verborgenheit lindern, vielmehr wirst du unaufhörlich weinen, wenn auch nicht Tränen aus den Augen, doch blutige Tränen aus dem Herzen, wie jener einfältige Doktor weinte, den unser Poet schildert, der mit dem Gefäße die Probe anstellte, welches aber mit mehr Verstand der klügere Reinald unterließ; wenn dieses gleich nur eine poetische Erdichtung ist, so enthält sie doch im geheim eine Moral in sich, die wohl verdient, beherzigt, verstanden und nachgeahmt zu werden: um so viel mehr, weil du durch das, was ich nun hinzufügen will, vollkommen einsehen wirst, in welcher großen Verirrung du dich befindest. Sage mir doch, Anselmo, wenn der Himmel oder das gute Glück dich zum Besitzer und rechtmäßigen Eigentümer des schönsten Diamanten gemacht hätte, von dessen Güte und Echtheit alle Juwelenhändler, die ihn nur sähen, überzeugt wären, und daß das Urteil von allen dahin ausfiele, daß er in Ansehung der Schönheit, Echtheit und des Wassers alles erreiche, was ein solcher Stein nur irgend in der Natur sein könnte, du es auch ebenfalls glaubtest, ohne das Gegenteil zu wissen, wäre es dann wohl vernünftig, wenn dir der Vorsatz käme, diesen Diamant zu nehmen, ihn zwischen Amboß und Hammer zu bringen und mit aller Kraft und Anstrengung des zuschlagenden Arms zu versuchen, ob er denn nun auch so hart und schön sei, als man ihn rühme? Und noch mehr, wenn du es ins Werk richtetest? Denn gesetzt, der Stein widerstände dem törichten Versuche, so würde er doch dadurch sowenig an Wert wie an Schönheit gewinnen, wenn er aber zerbräche, was doch möglich ist, wäre dann nicht alles verloren? Gewiß, und seinen Besitzer würde die ganze Welt nur einen Toren schelten. Bedenke aber, Freund Anselmo, daß Camilla der feinste Diamant ist, sowohl nach deiner als nach andrer Schätzung, und daß es nicht der Vernunft gemäß ist, ihn dem Zerbrechen auszusetzen, denn wenn er auch ganz bleibt, so wird sein jetziger Wert dadurch um nichts erhöht, wenn er aber zum Widerstande zu schwach sein sollte, so bedenke, was du ohne sie sein würdest und wie du dich ganz mit Recht über dich selber beklagen könntest, weil du ihr und dein Verderben veranlaßt hättest. Bedenke, daß kein Kleinod in der ganzen Welt dem keuschen und tugendhaften Weibe an Wert gleichkommt und daß die Ehre der Weiber in der guten Meinung besteht, die man von ihnen hat ; da nun die Ehre deiner Gattin, wie du selber weißt, so ist, daß nichts ihren Glanz vermehren kann, weshalb willst du nun diese Wahrheit in Zweifel ziehen? Bedenke, mein Freund, daß die Weiber unvollkommne Geschöpfe sind und daß man ihnen keine Steine in den Weg legen muß, worüber sie straucheln und fallen könnten, sondern man muß ihnen vielmehr jeden Anstoß und jedes Hindernis aus ihrem Wege räumen, damit sie ohne Beschwer und leicht zu der Vollendung gelangen können, die ihnen fehlt, nämlich tugendhaft zu sein. Die Naturkündiger sagen uns, wie der Hermelin ein Tierchen mit schneeweißem Felle sei und daß die Jäger, wenn sie ihn jagen wollen, sich folgendes Kunstgriffes bedienen: Da sie die Örter wissen, über die es laufen und fortspringen wird, bestreichen sie diese mit Schmutz, dann schrecken und treiben sie das Tierchen bis an diese Stelle, und wie der Hermelin sich dem Kote nähert, steht er still und läßt sich greifen und gefangennehmen, um nur nicht über den Schmutz zu gehen und so seine Weiße zu verderben, die er höher als Freiheit und Leben schätzt. Die tugendhafte und keusche Frau ist ein Hermelin, und weißer und reiner als Schnee ist die Tugend und Keuschheit, und wer sie nicht verlieren, sondern bewahren und erhalten will, muß sich einer andern Weise bedienen, als mit dem Hermelin geschieht, denn es muß kein Schmutz der Bewerbung und Schmeichelei ungestümer Liebhaber in den Weg gelegt werden, denn vielleicht hat sie von Natur nicht so viel Tugend und Standhaftigkeit, um durch sich selbst diese Schwierigkeiten zu überwinden und zu übersteigen; es ist daher nötig, sie fortzuschaffen und die Reinheit der Tugend und die Herrlichkeit aufzustellen, die ein guter Name mit sich führt. Die edle Frau gleicht auch dem kristallenen, glänzenden und reinen Spiegel, der aber jeden

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