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Don Quixote

Don Quixote

Titel: Don Quixote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel de Cervantes Saavedra
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ihrer Freuden und der Mittelpunkt, aus dem sie ihren Willen empfängt, stets mit dir und dem Himmel übereinstimmend; wenn dir nun die Goldmine ihrer Schönheit, Tugend und Sittsamkeit freiwillig alle Schätze liefert, die sie nur besitzt und die du wünschen kannst, warum willst du denn die Erde untergraben und neue Adern eines neuen und nie gesehenen Schatzes suchen, indem du dich der Gefahr aussetzest, daß alles versinke, denn es wird ja nur auf den zerbrechlichen Säulen der angebornen Schwachheit erhalten? Bedenke, daß dem, der das Unmögliche sucht, recht geschieht, wenn ihm das Mögliche versagt wird, wie es schöner ein Poet in folgenden Versen sagt :

    In dem Tode will ich Leben,
In der Krankheit Wohlbefinden,
Freiheit in dem Kerker finden,
Ausgang soll Verschloßnes geben,
Bosheit dem Verräter schwinden:

    Doch mein Glück, so muß ich klagen,
Läßt mich keine Hoffnung wagen,
So des Himmels Satzung steht,
Wer Unmögliches gefleht,
Will er Mögliches versagen.

    Am folgenden Tage reiste Anselmo nach dem Dorfe ab, nachdem er vorher Camillen gesagt hatte, daß während seiner Abwesenheit Lotario kommen würde, um nach dem Hause zu sehen und mit ihr zu essen, und daß sie Sorge tragen möchte, ihm so zu begegnen, als wenn er es selber wäre. Camilla, als eine verständige und sittsame Frau, war über diesen Befehl betrübt, den der Mann ihr zurückließ, und antwortete ihm, wie er bedenken möchte, daß es nicht schicklich sei, wenn in seiner Abwesenheit irgend jemand seine Stelle am Tische einnähme; täte er es deshalb, weil er nicht das Vertrauen zu ihr habe, daß sie das Haus regieren könne, so möchte er sie nur diesmal auf die Probe stellen und er würde aus der Erfahrung sehen, wie sie wohl größern Sorgen gewachsen sei. Anselmo versetzte, daß es so sei und daß ihr nichts weiter zukomme, als stillschweigend zu gehorchen. Camilla antwortete, daß sie es tun wolle, ob es gleich gegen ihre Neigung sei.
    Anselmo reiste ab, und am folgenden Tage stellte sich Lotario ein, der von Camilla freundschaftlich aufgenommen wurde; sie hatte sich so eingerichtet, daß sie niemals mit Lotario allein sein wollte, denn immer war ein Gefolge von Dienern und Dienerinnen zugegen, vorzüglich aber ein Mädchen mit Namen Leonella, auf die sie viel hielt, weil sie beide von Kindheit auf in Camillas väterlichem Hause miteinander erwachsen waren, und die sie bei ihrer Vermählung in Anselmos Haus mit sich gebracht hatte. In den ersten drei Tagen sagte Lotario nichts, wenn es sich auch gefügt hätte, indem man die Tafel aufhob und die Leute fortgingen, um schnell zu essen, denn so hatte es Camilla befohlen; sie hatte zwar der Leonella überdies die Anweisung gegeben, vorher zu essen, damit sie ihr nie von der Seite ginge; diese aber, die ihren Sinn auf andere Dinge, die sie vergnügten, gerichtet hatte und die diese Stunden brauchte, um sie nach ihrem Wohlgefallen zuzubringen, kehrte sich nicht immer genau an die Befehle ihrer Gebieterin, sondern ließ die beiden vielmehr allein, als wenn es ihr so wäre befohlen worden; doch vermochten Camillas Anstand, ihr ernstes Gesicht und ihre edle Gestalt so viel, daß sie Lotarios Zunge einen Zaum anleg ten; diese gute Wirkung von Camillas Tugenden, die der Zunge Lotarios Stillschweigen geboten, schlug um so mehr zum Schaden beider aus, denn wenn die Zunge schwieg, so hatten die Gedanken Zeit, Zug für Zug die Trefflichkeit und Schönheit Camillas zu mustern, die wohl stark genug waren, ein marmornes Bild, viel weniger ein menschliches Herz in Liebe zu entzünden. Lotario beschaute sie, indes er nicht sprechen konnte, und erwägte, wie sehr sie verdiene, geliebt zu werden. Diese Betrachtungen fingen nach und nach an die Rücksichten zu verdrängen, die er für Anselmo hatte, und tausendmal wünschte er sich, von der Stadt entfernt zu sein und dahin zu gehen, wo ihn Anselmo niemals sähe und er niemals Camilla sehen könnte; doch hielt ihn das Vergnügen noch stärker zurück, das er in ihrem Anschauen empfand. Er sammelte seine Kraft und kämpfte gegen sich selbst, um das Wohlgefallen zu unterdrücken, welches ihn immer wieder bewog, Camillen zu betrachten; er schalt selbst seinen Wahnsinn und nannte sich einen schlechten Freund und noch schlechtern Christen; dann stellte er wieder Vergleichungen zwischen sich und Anselmo an, und alle endigten damit, daß er glaubte, die Torheit und das Vertrauen Anselmos sei minder als seine wenige Treue zu entschuldigen; daß er wegen seines

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