Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Don Quixote

Don Quixote

Titel: Don Quixote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel de Cervantes Saavedra
Vom Netzwerk:
in Überfluß, den Frost in Wohlleben, die Blöße in Schmuck, das Schlafen auf einer schilfenen Matte in Ruhen auf köstlichen und teuren Betten verwandelt haben, eine Belohnung, die sie mit Recht durch ihre Tugend verdienten. Vergleichen wir aber diese Leiden mit denen des Kriegers und stellen sie ihnen entgegen, so erscheinen sie bei weitem als die geringeren, wie man sogleich sehen wird.«

    7. [38.] KAPITEL
    Enthält die merkwürdige Rede, die Don Quixote über die
    Waffen und Wissenschaften hielt

    Don Quixote sprach folgendermaßen weiter: »Da wir beim Studierenden seine Armut und ihre Folgen betrachtet haben, so wollen wir nun untersuchen, ob der Soldat reicher sei, und hier finden wir, daß die Armut selbst durchaus nicht ärmer sein könne; denn er ist an seinen elenden Sold gebunden, der spät, oft niemals ausgezahlt wird, oder daß er auf seine Hand Beute zu machen sucht, wodurch er sein Leben und sein Gewissen in augenscheinliche Gefahr bringt. Oft ist er so ohne Kleider, daß ein abgetragenes Koller ihm zum Hemde und Mantel zugleich dient, und so muß er mitten im Winter die Unfreundlichkeiten des Himmels erfahren, indem er auf freiem Felde dasteht, mit nichts als dem Atem in seinem Munde, der aus einem leeren Raume hervorgeht und also auch gewiß gegen alle Natur kalt sein muß. Aber nun kann er doch wenigstens auf die Ankunft der Nacht hoffen, um sich von allen diesen Unbequemlichkeiten in seinem Bette, das seiner wartet, zu erquicken, das gewiß, wenn es nicht durch seine Schuld geschehen, nicht zu enge aufgeschlagen ist; denn er darf wohl auf der Erde, so weit er nur mag, die Beine hinausstrecken und sich dreist hin und her wälzen, ohne zu befürchten, die Bettücher zu verderben. Nun kommt der Tag und die Stunde, die vornehmste Würde seines Handwerks zu erlangen, der Tag der Schlacht ist da, sie zwängen ihm den Doktorhut auf den Kopf, der aus Scharpie besteht, um ihn zu verbinden, weil eine Musketenkugel ihn vielleicht durch die Schläfe geschlagen hat, oder sie nehmen ihm einen Arm oder ein Bein ab; wenn dieses aber nicht geschieht und ihn der gütige Himmel gesund und lebendig erhält, so ist es möglich, daß er in derselben Armut bleibt, in welcher er sich erst befand, und so muß er noch ein zweites Treffen, ein anderes und wieder ein anderes aushalten, und aus allen muß er als Sieger zurückkehren, um zu irgend etwas zu kommen; dieses Wunder aber ereignet sich nur in seltenen Fällen. Denn, Señores, habt Ihr es wohl schon überlegt, wie klein die Anzahl derer ist, die der Krieg belohnt, gegen die gerechnet, die darin untergehen? Ihr werdet gewiß antworten, daß dieses keine Vergleichung zulasse, daß die Toten unzählbar, diejenigen aber, die belohnt und lebendig geblieben, leicht zu überblicken sind. Alles dieses ist aber bei den Gelehrten ganz anders, denn zur Notdurft haben sie das, was sie brauchen, so daß, wie die Beschwer des Soldaten bei weitem größer, seine Belohnung ungleich geringer ist. Hierauf aber kann man antworten, daß es viel leichter sei, zweitausend Gelehrte zu belohnen als dreißigtausend Soldaten, denn jenen werden Ämter gegeben, die für sie eingerichtet sind und die nur Gelehrte verwalten können, diese aber können nicht anders als durch das eigene Vermögen des Herrn belohnt werden, dem sie dienen, und diese Unmöglichkeit bestätigt meine obige Behauptung. Wir wollen dieses aber übergehen, denn es ist ein Labyrinth, aus dem man nur schwer einen Ausgang findet, sondern uns nun wieder zu den Vorzügen wenden, die die Waffen vor den Wissenschaften haben: ein Gegenstand, den wir jetzt nach den Gründen untersuchen müssen, die beide für sich anführen können. Hierauf sagen nun die Wissenschaften, daß ohne sie die Waffen sich nicht erhalten könnten, denn auch der Krieg habe seine Gesetze und sei ihnen unterworfen, die Gesetze aber rühren von denen her, die Gelehrte sind. Hierauf antworten die Waffen, daß die Gesetze sich ohne sie nicht erhalten können, denn mit den Waffen werden die Staaten verteidigt, die Reiche aufrechtgehalten, die Städte bewacht, die Wege gesichert, das Meer von den Räubern gereinigt ; kurz, wenn sie nicht wären, so wären Staaten, Reiche, Monarchien, Städte, die Wege zu Lande wie zu Wasser dem Sturme und aller Verwirrung unterworfen, die der Krieg mit sich führt, wenn er regiert und mit aller Kraft und voller Freiheit herrscht. Es ist auch eine ausgemachte Wahrheit, daß das, was am meisten kostet, auch am höchsten

Weitere Kostenlose Bücher