Don Quixote
entfernt.‹
›Diese haben sie in Schrecken gesetzt, Herr, wie du gesagt hast‹, redete ich zu ihrem Vater, ›da sie aber will, daß ich fortgehen soll, will ich ihr keinen Verdruß machen, und wenn du es vergönnst, komme ich vielleicht wieder in den Garten, wenn noch Kräuter nötig sein sollten, denn mein Herr sagte, daß nirgend so guter Salat wächst als hier.‹
›Du kannst wiederkommen, sooft du willst‹, sagte Agi Morato, ›denn meine Tochter hat das nicht gesagt, weil sie dich oder die Christen nicht leiden möchte, sondern sie wollte nur sagen, die Türken sollten fortgehen, und darum sagte sie zu dir, du möch test gehen, oder sie hat dich auch erinnern wollen, deinen Salat zu suchen.‹
Hierauf nahm ich von beiden Abschied, und sie ging mit tiefbewegter Seele mit ihrem Vater fort ; unter dem Anscheine, Kräuter zu suchen, durchstrich ich nun den ganzen Garten, ich beobachtete die Ein- und Ausgänge, die Festigkeit des Hauses, und welche Gelegenheiten unsere Unternehmung erleichtern könnten.
Da dies getan war, gab ich dem Renegaten und meinen Gefährten von allem Nachricht, ich konnte die Stunde nicht erwarten, in der ich mit Sicherheit die schöne Zoraida, die das Schicksal mir gönnte, die Meinige nennen konnte.
Endlich erschien der Tag und die uns allen so sehr erwünschte Stunde, wir folgten ganz dem klugen Plane, den wir seit lange entworfen hatten, und er schlug nach unserem Wunsche aus, denn am Freitage, der auf den Tag folgte, an welchem ich Zoraida im Garten gesprochen hatte, legte mit der Dämmerung mein Renegat die Barke dem Aufenthalte der schönen Zoraida gegenüber vor Anker. Schon waren die Christen, die rudern sollten, aus der Stadt und an verschiedenen Stellen dortherum zerstreut. Alle waren voll ungewisser Hoffnung, indem sie mich erwarteten; sie hatten Lust, das Schiff, das vor ihren Augen dalag, anzugreifen, denn sie wußten nicht, daß ich mit dem Renegaten einverstanden war, sondern sie meinten, sie müßten durch die Stärke ihres Armes die Freiheit erobern und die Mohren umbringen, die sich in der Barke befänden. Sowie ich mich nun mit meinen Gefährten zeigte, versammelten sich alle um uns her, die sich bisher zerstreut und verborgen gehalten hatten. Die Stadt war um die Zeit schon verschlossen, und kein Mensch ließ sich auf dem Felde sehen.
Als wir beieinander waren, stritten wir, ob es besser sei, erst zu Zoraida zu gehen oder vorher die Mohren zu überwältigen, die in der Barke ruderten; indem wir noch ungewiß waren, kam der Re negat und sagte, daß wir nicht länger warten möchten, denn es sei nun Zeit, alle seine Mohren wären in völliger Sicherheit und die meisten schliefen. Ich sagte ihm, weswegen wir noch warteten, und er antwortete, das wichtigste sei, sich zuerst des Fahrzeuges zu bemächtigen, und daß man dies mit Sicherheit und ohne alle Gefahr tun könnte, dann sollten wir sogleich zu Zoraida gehen. Wir alle waren seiner Meinung, und ohne uns länger aufzuhalten, zogen wir unter seiner Anführung nach dem Schiffe; er sprang zuerst hinein, den Säbel in der Faust, und rief auf mohrisch: ›Keiner rühre sich, wenn es ihm nicht das Leben kosten soll!‹ Zugleich waren auch alle Christen hineingedrungen. Die Mohren, die wenig Mut hatten und ihren Anführer so reden hörten, waren erschrocken, und ehe daß einer zu den Waffen griff, deren sie überhaupt nur wenige bei sich hatten, ließen sie sich, ohne ein Wort zu sprechen, von den Christen binden, welches diese in großer Schnelligkeit taten und die Mohren bedrohten, daß, wenn sie auf irgendeine Art Lärm machten, sie augenblicks über die Klinge springen müßten.
Da dies getan war, blieb die Hälfte der Unsrigen zur Bewachung zurück, wir übrigen begaben uns wieder unter Anführung des Renegaten nach dem Garten des Agi Morato, und das Glück wollte uns so wohl, daß sich die Tür mit so großer Leichtigkeit eröffnen ließ, als wenn sie gar nicht verschlossen gewesen, und so, ohne irgend Geräusch zu machen, kamen wir nach dem Hause, indem uns niemand bemerkte. Die schöne Zoraida wartete unserer schon an einem Fenster, und sowie sie Leute hörte, fragte sie mit leiser Stimme, ob wir Nazarener seien, womit sie meinte, ob wir Christen wären. Ich antwortete mit Ja, und daß sie herunterkommen möchte. Als sie mich erkannte, weilte sie nicht länger, sondern ohne ein Wort zu sprechen, kam sie in einem Augenblicke herab, öffnete die Tür und zeigte sich uns so schön und in so kostbarer Kleidung,
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