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Don Quixote

Don Quixote

Titel: Don Quixote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel de Cervantes Saavedra
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Euch geraten sein, daß Euch keiner in dieser ganzen Insel findet und auch sechs Meilen in der Runde, bei Strafe von zweihundert Hieben; macht Euch gleich fort, Ihr Spitzbübin, freches und lügenhaftes Mensch.«
    Das Weib erschrak und ging kopfhängend und verdrüßlich weg, der Statthalter aber sagte zum Manne: »Lieber Mann, geht in Gottes Namen mit Eurem Gelde nach Eurem Dorfe, und in Zukunft, wenn Ihr es nicht verlieren wollt, laßt es Euch nie wieder einfallen, Euch mit irgend jemandem zu ergötzen.«
    Der Mann dankte, so gut oder schlecht er konnte, und entfernte sich; die Umstehenden aber waren von neuem über die Einsichten und Urteile ihres neuen Statthalters erstaunt. Alles dieses, vom Chronikenschreiber aufgezeichnet, wurde schnell dem Herzoge geschickt, der es mit großer Sehnsucht erwartete; und nun wollen wir den wackern Sancho lassen, denn sein Herr verlangt uns eilig, der über die Musik der Altisidora sehr beunruhigt ist.

    13. [46.] KAPITEL
Von dem furchtbaren, schellenmäßigen und katzenhaften
Entsetzen, welches Don Quixote im Verlaufe der Liebe
der verliebten Altisidora empfing

    Wir ließen den großen Don Quixote in Gedanken versunken, die ihm die Musik der verliebten Jungfrau Altisidora verursacht hatte. Er legte sich mit ihnen nieder, und sie ließen ihn, als wenn sie Flöhe wären, nicht schlafen oder nur die Augen zutun, womit sich die Gedanken an die fehlenden Augen seiner Strümpfe verbanden; da aber die Zeit flüchtig ist und es keine Schranke gibt, die sie zurückhielte, so galoppierte sie auf den Stunden hinweg, und der Morgen brach sehr schnell an. Als ihn Don Quixote wahrnahm, verließ er die sanften Federn, und niemals träge, bekleidete er sich mit seinem gemsledernen Kleide und zog die Halbstiefeln an, um das Unglück seiner Strümpfe zu bedecken. Er warf seinen langen scharlachenen Mantel über und setzte auf das Haupt ein Barett von grünem Samt, mit silberner Passamentarbeit ; um die Schultern hängte er das Bandelier mit seinem guten und scharf schneidenden Schwerte, nahm einen großen Rosenkranz, den er immer bei sich führte, und trat mit großem Pomp und hohem Anstande in den Vorsaal, wo sich der Herzog und die Herzogin schon angekleidet befanden, als wenn sie ihn erwarteten; und indem er durch eine Galerie ging, traf er, seiner wartend, Altisidora und das andere Mäd chen, ihre Freundin, und sowie Altisidora des Don Quixote ansichtig wurde, stellte sie sich, als fiele sie in Ohnmacht, und ihre Freundin legte sie auf ihren Schoß und machte eilig Anstalt, ihr den Busen aufzuschnüren. Don Quixote, der es sah, ging zu ihnen und sagte: »Ich weiß, woher diese Zufälle rühren.«
    »Ich weiß nicht, woher«, antwortete die Freundin, »denn Altisidora ist das gesundeste Mädchen im Hause, ich habe noch nie ein Ach von ihr gehört, seit ich sie kenne; mögen doch alle irrende Ritter auf der ganzen Welt untergehen, wenn sie alle undankbar sind; geht fort, mein gnädiger Herr Don Quixote, denn das arme Kind kann nicht zu sich kommen, solange Euer Gnaden zugegen ist.«
    Worauf Don Quixote antwortete: »Seid von der Güte, Señora, diesen Abend eine Laute auf mein Zimmer zu schaffen, damit ich so gut als möglich diese betrübte Jungfrau tröste, denn im Anfange der Liebe pflegen baldige Enttäuschungen von sehr glücklicher Wirkung zu sein.« Mit diesen Worten entfernte er sich, damit er von niemandem bemerkt würde, der ihn dort anträfe. Er hatte sich kaum entfernt, als die ohnmächtige Altisidora auch schon wieder zu sich kam und zu ihrer Gefährtin sagte: »Es wird nötig sein, daß wir die Laute hinlegen, denn ohne Zweifel will uns Don Quixote eine Musik geben, die nicht übel sein kann, da sie von ihm herrührt.« Sie gingen sogleich, um der Herzogin von dem, was vorgefallen war, Nachricht zu geben, und daß Don Quixote eine Laute begehre; diese war hierüber sehr vergnügt und redete mit dem Herzoge und ihren Mädchen einen Spaß ab, der mehr lächerlich als schädlich ausfallen sollte, worauf sie mit großer Zufriedenheit die Nacht erwarteten, die ebenso schnell kam, als der Tag gekommen war, den die Herzoge in anmutigen Gesprächen mit Don Quixote zubrachten; die Herzogin fertigte auch an dem nämlichen Tage wirklich und in der Tat einen von ihren Pagen ab, denselben, der im Walde die bezauberte Dulcinea vorgestellt hatte, um die Therese Pansa zu besuchen und ihr den Brief von ihrem Manne Sancho Pansa, nebst dem Bündel Kleider, den er dagelassen hatte, um sie

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