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Don Quixote

Don Quixote

Titel: Don Quixote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel de Cervantes Saavedra
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den er den Händen des Statthalters überlieferte; Sancho aber gab ihn dem Haushofmeister und befahl ihm, die Aufschrift zu lesen, welche so lautete: An Don Sancho Pansa, Statthalter der Insel Barataria, zu eigenen Händen oder denen seines Sekretärs.
    Als Sancho dies hörte, fragte er: »Wer ist denn hier mein Sekretär?«, und einer von den Umstehenden antwortete: »Ich, gnädiger Herr, denn ich kann lesen und schreiben und bin ein Biscayer.«
    »Mit diesem Zusatz«, sagte Sancho, »könntet Ihr wohl der Sekretär des Kaisers werden; aber erbrecht das Siegel und seht, was das Schreiben enthält.«
    Dies tat der eben erschaffene Sekretär, und nachdem er den Inhalt gelesen hatte, sagte er, es sei ein Geschäft, das man ohne Zeugen verhandeln müsse. Sancho befahl, den Saal zu räumen und daß niemand dableibe als der Haushofmeister und der Speisemeister, worauf sich die übrigen mit dem Arzte entfernten; sogleich las der Sekretär das Blatt, welches so lautete:

    Ich habe erfahren, Herr Don Sancho Pansa, daß meine und dieser Insel Feinde auf diese in irgendeiner Nacht einen wütenden Angriff tun werden; man muß daher wachen und aufmerksam bleiben, damit sie Euch nicht unvorbereitet finden. Auch weiß ich von zuverlässigen Spionen, daß vier verkleidete Männer in Eure Stadt gekommen sind, um Euch das Leben zu nehmen, weil sie Euren Geist fürchten: Haltet die Augen auf und seht, mit wem Ihr sprecht, esset auch nichts von dem, was man Euch vorsetzt. Ich werde Sorge tragen, Euch zu Hülfe zu kommen, wenn Ihr Euch in Not befinden solltet; betragt Euch übrigens so, wie man es von Euren Einsichten erwarten darf. Von hier, am sechszehnten Augustus, um vier Uhr morgens. Euer Freund, der Herzog.

    Sancho war erstaunt, und alle Gegenwärtigen stellten sich nicht minder verwundert, und indem er sich zum Haushofmeister wandte, sagte er: »Was man hier, und zwar gleich in diesem Augenblicke, zu tun hat, ist, den Doktor Recio in ein unterirdisches Loch zu schmeißen, denn wenn mich einer umbringen will, so muß er es gewiß sein, und zwar hat er mir den schlimmsten und schmählichsten Tod zugedacht, mich nämlich verhungern zu lassen.«
    »Dennoch«, sagte der Speisemeister, »scheint es mir gut getan, wenn Euer Gnaden nichts von alledem essen, was sich auf diesem Tisch befindet, denn es ist von Nonnen geschickt, und man pflegt zu sagen, hinter dem Kreuze stecke der Teufel.«
    »Das kann ich nicht leugnen«, antwortete Sancho, »so gebt mir aber jetzt nur ein Stück Brot und dazu vier Pfund Weintrauben, denn in die kann doch kein Gift hineinkommen, weil ich es durchaus nicht, ohne zu essen, aushalten kann; wenn wir uns auch zu diesen Schlachten rüsten müssen, die uns bedrohen, so wird es nötig sein, sich tüchtig zu stärken, denn der Bauch trägt das Herz, nicht aber das Herz den Bauch; und Ihr, Sekretär, antwortet meinem gnädigen Herzoge und sagt ihm, daß es geschehen soll, was er befiehlt, so wie er es befiehlt, ohne einen Punkt auszulassen; und schreibt, daß ich meiner gnädigsten Herzogin die Hände küsse und sie bitte, daß sie es nicht vergessen möge, meinen Brief und meinen Bündel durch einen Expressen an meine Frau Therese Pansa zu schicken, denn sie wird mir dadurch eine große Gnade erzeigen, und ich werde mich bemü hen, ihr in allen Dingen wieder zu dienen, soviel es nur immer meine Kräfte zulassen; nebenher könnt Ihr auch einen Handkuß an meinen Herrn Don Quixote von la Mancha schicken, damit er doch sieht, daß ich ein erkenntlicher Mann bin, wobei Ihr denn als guter Sekretär und guter Biscayer noch alles hinzufügen könnt, was Ihr nur wollt und was sich gut paßt; übrigens nehmt jetzt das Tischtuch ab und gebt mir etwas zu essen, und dann mögen Spione und Mörder und Zauberer, soviel nur wollen, über mich und meine Insel kommen.«
    Indem kam ein Page herein und sagte: »Hier ist ein Bauer, der ein Geschäft hat, er wünscht wegen eines Geschäftes mit Euer Exzellenz zu sprechen, denn er sagt, es betreffe etwas Wichtiges.«
    »Das ist doch wunderlich«, sagte Sancho, »mit diesen Geschäftsleuten; wie können sie nur so einfältig sein, nicht einzusehen, daß solche Stunden, wie die jetzigen, nicht dazu gemacht sind, Geschäfte zu treiben? Sind wir, die wir regieren, die wir Richter sind, denn nicht auch etwa Menschen von Fleisch und Blut, müssen wir nicht auch die Zeit zum Ausruhen haben, die die Notwendigkeit erfordert, denken sie denn, wir sind aus Marmorstein geschaffen? Bei Gott und

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