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Don Quixote

Don Quixote

Titel: Don Quixote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel de Cervantes Saavedra
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Santiago in Madrid, die etwas eng ist, kam ihm in dieser der erste Alkalde mit zwei Alguazils vor sich her entgegen, und sowie ihn mein braver Stallmeister sah, wandte er sein Maultier herum und machte Miene, jenen zu begleiten. Meine Dame, die hinten saß, sagte leise zu ihm: ›Was macht Ihr denn, unsinniger Mensch, seht Ihr denn nicht, daß ich dorthin will?‹ Der Alkalde hielt aus Höflichkeit auch sein Pferd an und sagte: ›Setzt Euren Weg fort, Señor, denn meine Schuldigkeit ist es, die Señora Doña Casilda zu begleiten‹; denn dieses war der Name meiner Dame. Aber mein Mann, mit der Mütze in seiner Hand, bestand immerfort darauf, den Alkalde zu begleiten. Da das meine Dame sah, nahm sie voll Ärger und Verdruß eine große Nadel, oder ich glaube, gar einen Pfriemen, aus ihrer Büchse und stach ihm den in die Seite, so daß mein Mann laut aufschrie und den Körper so gewaltsam drehte, daß er mit meiner Dame zur Erde fiel. Zwei von ihren Bedienten liefen herzu, sie aufzuheben, und das nämliche tat der Alkalde mit den Alguaziln. Das Tor von Guadalaxara kam in Aufruhr, ich meine, die müßigen Menschen, die sich dort befanden. Meine Dame ging zu Fuße fort, und mein Mann begab sich in den Laden eines Barbiers, dem er sagte, daß man ihm den Leib von einer Seite zur andern durchbohrt habe. Die Höflichkeit meines Gatten wurde so bekannt, daß ihm die Jungen auf der Straße nachliefen, und deswegen, und weil er auch von kurzem Gesichte war, gab ihm die Dame den Abschied, und ich halte dafür, daß dieser Verdruß die Ursache war, die seinen betrübten Tod nach sich zog. Ich war eine verlassene Witwe und hatte eine Tochter auf dem Halse, die in der Schönheit so heranwuchs wie der Schaum des Meeres. Kurz, da ich den Ruf einer geschickten Nähterin hatte, so nahm mich meine gnädige Herzogin, die erst kürzlich mit dem gnädigen Herzoge verheiratet war, samt meiner Tochter, mit hierher in das Königreich Aragon, wo denn nun Tage kamen und Tage gingen und meine Tochter zum artigsten Mädchen in der Welt aufwuchs; sie singt wie eine Lerche, tanzt wie eine Puppe, springt wie eine Unsinnige, liest und schreibt wie ein Schulmeister und rechnet wie ein Geiziger; von ihrer Reinlichkeit sage ich nichts, denn das fließende Wasser ist nicht reiner, und jetzt ist sie, wenn ich mich nicht irre, sechszehn Jahr, fünf Monat und drei Tage, etliche auf und ab. Kurz, in diese meine Tochter verliebte sich der Sohn eines sehr reichen Bauern, der auf einem Dorfe des Herzogs, meines Herrn, wohnt, nicht weit von hier. So kam es denn, ich weiß nicht wie, daß sie einig miteinander wurden, und unter dem Versprechen, ihr Mann zu werden, verführte er meine Tochter und will nun sein Wort nicht halten; und obgleich der Herzog, mein Herr, es weiß, denn ich habe mich bei ihm beklagt, nicht ein Mal, sondern viele Male, und ihn gebeten, er möchte dem Bauer den Befehl erteilen, daß er meine Tochter heiraten müsse, so läßt er es doch in ein Ohr hinein und aus dem andern heraus und will mich kaum anhören; die Ursache davon ist, weil der Vater des Verführers sehr reich ist und ihm oft Geld leiht und sich für ihn verbürgt, um ihn aus Verlegenheiten zu ziehen, deswegen will er ihn nicht vor den Kopf stoßen oder ihm Verdruß erregen. Nun wünschte ich, mein gnädiger Herr, daß Ihr es über Euch nähmt, dieser Beschwerde abzuhelfen, entweder durch Überredung oder durch die Waffen, denn wie die ganze Welt sagt, seid Ihr dazu geboren worden, das Unrecht zu vernichten und Recht zu machen und den Hülfsbedürftigen beizustehen; stellt Euch nun die Verwaistheit meiner Tochter, ihre Artigkeit und Jugend vor Augen, nebst allen übrigen Vorzügen, die sie besitzt, wie ich Euch gesagt habe; denn bei Gott und meinem Gewissen, so viele Mädchen auch meine gnädige Frau hat, so ist doch keine darunter, die es wert wäre, ihr nur die Schuhriemen aufzulösen; da ist eine, die Altisidora heißt, die sie für sehr reizend und schmuck halten, aber im Vergleich mit meiner Tochter kommt sie ihr nicht auf zwei Meilen nahe: denn Ihr müßt nur wissen, mein gnädiger Herr, daß nicht alles Gold ist, was glänzt, denn dies Altisidorchen macht mehr Ansprüche, als sie Schönheit hat, sie ist mehr frech als sittsam; übrigens ist sie nicht ganz gesund, denn sie hat einen so widerlichen Atem, daß man es nicht eine Minute bei ihr aushalten kann. Und auch die gnädige Herzogin – – – Ich will nur schweigen, denn man pflegt zu sagen, daß die Wände Ohren

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