Dornröschens Bestrafung
hungerte, weil es gewalttätig
war - so wie das Soldatenlager, wo ich meines Stolzes so gründlich beraubt
worden war.
Bestrafung - hier, auf
diesem geschäftigen, sonnenüberfluteten Platz, gar im Angesicht der kleinen Dorfmädchen,
die sich um uns versammelt hatten, und einer Frau, die mit gekreuzten Armen in einem
Hauseingang stand. Die lauten, klatschenden Schläge des Riemens - diese
Bestrafung hatte ich verdient, und ich dürstete sogar im Schrecken danach. In
einem Moment der Unterwerfung spreizte ich die Beine weit auseinander, warf den
Kopf zurück und schwang meine Hüften in einer Geste tiefen Anerkennens.
Der Hauptmann wirbelte die
flache Peitsche in hohem Bogen. Mein Körper war lebendig, mit seinem ganzen
Schmerz, dem Stechen, all dem, was ihm zugefügt worden war. Und sicher verstand
mein Herr das Geheimnis. Und von nun an würde es keine Gnade mehr für mich
geben, denn da mein Herr dieses kurze Gespräch aufmerksam verfolgt hatte, würde
er mich bis zum Ende führen, sollte ich später auch unter Schluchzen und
Wimmern betteln. Das Peitschen fand ein Ende, aber ich blieb in meiner
flehenden Haltung. Der Hauptmann gab den Riemen zurück und liebkoste - einer
plötzlichen Gefühlsregung folgend, wie es schien mein Gesicht, küsste meine
Augenlider, wie mein Herr es zuvor getan hatte.
Es war die pure Qual, dass ich
seine Füße, seine Hände, seine Lippen nicht küssen konnte. Dass ich ihm nur
meinen gefolterten Körper zuneigen konnte. Er trat zurück, streckte meinem
Herrn seine Arme entgegen. Ich sah, wie sie sich umarmten mit einer Geste, die
ganz selbstverständlich schien. Mein Herr nahm sich gegen die stämmige Figur des
Hauptmanns aus wie ein feingeschwungenes Silbermesser.
“So ist es immer“, sagte
der Hauptmann mit einem leichten Lächeln, während er in die klugen und kalten
Augen meines Herrn schaute. „In einer Horde hundert schüchterner und
ängstlicher kleiner Sklaven, die zur Besserung heruntergeschickt werden, finden
sich immer einige darunter, die die Bestrafung selber herbeigeführt haben und
die ihre Strafe nicht zur Reinwaschung von ihren Fehlern brauchen, sondern um
ihren grenzenlosen Appetit zu zügeln.“
Es war so wahr, dass ich
weinte, in der Seele getroffen bei dem Gedanken, welch Ansporn dieses all
meinen Peinigern bot. Bitte, so wollte ich flehen, wir wissen nicht immer, was
wir uns selbst antun, bitte habt Gnade.
“Mein kleines Mädchen im
Gasthaus Zum Löwen, Dornröschen, ist genauso“, meinte der Hauptmann. „Eine
nackte, heißhungrige Seele, die die Leidenschaft in mir gefährlich schürt.“
Dornröschen. Er hatte sie
durch die Tür des Gasthauses beobachtet. Also war er ihr Herr. Ich spürte eine
Welle der Eifersucht und auch des Trostes. Die Augen meines Herrn durchbohrten
mich. Meine Schluchzer schüttelten mich, Zuckungen durchfuhren meinen Penis und
meine wunden Waden. Der Hauptmann stand neben mir.
„Ich werde dich
wiedersehen, mein junger Freund.“
Sein Atem traf meine Wange,
seine Lippen schmeckten mein Gesicht, seine Zunge leckte an meinen so hässlich
geöffneten Lippen,
„Und all das mit Erlaubnis
deines großzügigen Herrn.“
Ich war untröstlich, als
wir weiter gingen, mein bitteres Schluchzen zog Blicke auf mich, als wir von dem
Platz und durch andere Gassen marschierten und an Hunderten anderer
Unglücklicher vorbeikamen. Waren sie ebenso entblößt worden, wie ich entblößt
worden war, in zweierlei Hinsicht - vor sich selbst und vor ihren Herren und
Herrinnen?
Ich war so wund durch das
Auspeitschen des Hauptmanns, dass die leiseste Berührung des Riemens mich
springen ließ. Ich versuchte, um keinen Preis zurückzufallen, heulte auf, als
die Ponys mich hinter sich her zogen. Wir kamen durch eine enge Straße, in der
Mietsklaven, an ihren Händen und Füßen gebunden, von den Wänden hingen. Die
Schamhaare eingeölt und glänzend, und auf dem Verputz über ihnen standen die
Preise geschrieben.
In einem kleinen Laden sah
ich eine nackte Näherin einen Saum abstecken, und auf einem schmalen offenen
Platz erblickte ich eine Gruppe nackter Prinzen, die eine Tretmühle bedienten.
Prinzen und Prinzessinnen wie diese knieten hier und dort mit Tabletts' auf
denen sie frische Kuchen zum Verkauf anboten, ohne Zweifel aus den Backöfen
ihrer Herren oder Herrinnen. Kleine Körbe hingen in den Mündern der Sklaven, um
die Geldstücke der Käufer einzusammeln.
Der ganz normale Alltag des
Dorfes glitt an uns vorüber, als existierte mein
Weitere Kostenlose Bücher