Drachenblut
sich hastig über. Während er sich das Hemd in die Hose stopfte, stellte er sich vor die Karte des Weyrs, die er mit Kreide auf eine Schiefertafel gezeichnet hatte. Die Stellen, an denen sie bereits nach den verloren gegangenen Räumen ihrer Ahnen geforscht hatten, waren mit einem X markiert. Frustriert schürzte er die Lippen. Ihm fiel kein Ort mehr ein, an dem sie hätten suchen können.
Er wirbelte herum, als er von der Tür her ein Geräusch hörte. Es war Bânik. Kindan hob die Schiefertafel hoch und zeigte sie dem Weyrführer.
»Ich weià wirklich nicht, wo ich noch suchen soll«, gestand er.
Bânik trat ein und inspizierte sorgfältig die Karte. »Vielleicht sind die Aufzeichnungen in Fort falsch«, mutmaÃte er nach einer geraumen Weile.
Kindan schüttelte resigniert den Kopf. »Wenn das zutrifft, dann haben wir überhaupt keine Hoffnung mehr.«
»Ich kann mir nicht vorstellen, warum diese Räume so wichtig sein sollen«, sagte Bânik. »Oder warum man sie ausgerechnet in Benden angelegt hat.«
»Fort hätte mehr Sinn ergeben«, pflichtete Kindan ihm zerstreut bei. Etwas an dem Kommentar des Weyrführers hatte ihn stutzig gemacht, aber er hätte nicht sagen können, was es war.
»Kâtan lässt dir ausrichten, dass die neuen Reitgeschirre eingetroffen
sind«, sagte Bânik, der offensichtlich nicht wusste, warum der Weyrharfner davon in Kenntnis gesetzt werden sollte.
»Tatsächlich?« Kindan fing Bâniks fragenden Blick auf und erklärte: »Vor einiger Zeit trug Salina mir auf, die Metallbeschläge für Loranas Reitgeschirr zu bestellen, und jetzt wurden die dazu gehörigen Lederriemen geliefert.«
Bânik lächelte. »Das wird sie sicher aufmuntern. Welches Muster habt ihr gewählt?«
Kindan kramte in einer Schublade herum und zog einen Beutel heraus. Er öffnete ihn, steckte die Finger hinein und förderte eines der kleineren Metallteile zutage, das er Bânik gab.
»Das ist Silber, nicht wahr?« Bânik prüfte ausgiebig das Stück. Es handelte sich um eine der runden Scheiben, die auf die Standardschnallen aus Stahl, die das Lederzeug zusammenhielten, gestülpt wurden. Wenn das Leder und die Schnallen so abgewetzt waren, dass diese Teile erneuert werden mussten, konnte man die wertvollen Scheiben abnehmen und auf das neue Geschirr aufpfropfen.
»Ich erkenne das Symbol für den Benden Weyr, aber was hat diese Markierung zu bedeuten?« Bânik zeigte auf das eingestanzte Muster. »Ach â das ist das Zeichen für einen Heiler! Und das Bild daneben â das stellt ja ein Tier dar.«
Salina beauftragte ihn mit dem Entwerfen eines Emblems, gleich nachdem Lorana Arith für sich gewonnen hatte. »Ich lieà mich von den Dingen inspirieren, die ich über Lorana wusste. Ich denke, dieses Muster trugen auch die Halsbänder ihrer Feuerechsen.«
»Lorana besaà Feuerechsen?«, fragte Bânik und schaute erstaunt von der silbernen Scheibe hoch.
»Zwei«, bestätigte Kindan. »Während eines schweren Sturms gingen sie verloren.«
Bânik nahm diese Information mit einigem Unbehagen auf. »Die Feuerechsen waren doch nicht krank, oder?«
»Ich glaube schon«, erwiderte Kindan. »Sie spricht aber nicht viel darüber.«
Bânik gab einen brummenden Laut von sich und strich geistesabwesend mit dem Daumen über den silbernen Beschlag. Mit einem Ruck riss er sich aus seinen Grübeleien und gab Kindan die runde Silberscheibe zurück.
»Ich denke, das Muster wird ihr gefallen«, meinte er. »Warum setzt du das komplette Reitgeschirr nicht zusammen und gibst es ihr? Das dürfte sie aufheitern.«
»Danke für den Tipp«, entgegnete Kindan. »Ich mache mich gleich an die Arbeit.«
»Wenn du damit fertig bist, komm doch bitte zu mir, dann setzen wir unser Gespräch fort«, bat der Weyrführer, ehe er sich verabschiedete.
»Gern«, antwortete Kindan bereitwillig. »Und wo finde ich dich?«
»Beim Training«, rief Bânik über die Schulter. »Wenn du so weit bist, soll Arith meinem Caranth Bescheid geben.«
»Ist gut. Bis später dann, Weyrführer.«
Â
Bedeutet das, dass wir beide demnächst zusammen fliegen werden?, fragte Arith aufgeregt, als Kindan und Kâtan Lorana halfen, dem Drachen das Reitgeschirr
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