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DrachenHatz

DrachenHatz

Titel: DrachenHatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ute Haese
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Schätzelchen? Obwohl sie hier seit geraumer Zeit wohnt.«
    »Ich weiß sehr wohl von der sich im Wasser allmählich zersetzenden Munition und dass das Gebiet Kolberger Heide heißt«, entgegnete ich gedrechselt. Musste sie mich denn derart vor Theo bloßstellen?
    »Na, das ist doch schon einmal was«, meinte der versöhnlich. »Pass auf, Mädchen, ich erkläre es dir. Die Munition sowie die Sprengköpfe sollen jetzt sicherheitshalber unschädlich gemacht werden. Dazu hat man bereits in den letzten Jahren Teile nach der Saison im Herbst gezielt in die Luft gejagt.«
    »Und wo bleibt der Inhalt der Minen und Sprengköpfe?«, fragte ich alarmiert.
    Theo grinste schief. »Tja, wenn alles gut geht, verbrennt er bei der Sprengung. Und wenn nicht … verteilt er sich im Wasser.«
    Na, Mahlzeit. Ich starrte das Plakat an. Stand das da? Nein, soweit ich es beurteilen konnte. Es ergab einfach immer noch keinen Sinn.
    »Ein zweites Problem bei diesen Sprengungen sind die Druckwellen, die dadurch entstehen«, erläuterte Marga jetzt gnädig. »Insbesondere die Schweinswale vertragen die gar nicht gut.«
    »Deshalb«, fuhr Theo fort, nachdem er ihr einen fragenden Blick zugeworfen hatte, »arbeitet man mit sogenannten Blasenschleiern, die diese Unterwasserdruckwellen gehörig abmildern. Bei kleineren Sprengungen hat man die Technik bislang immer hübsch angewandt, aber bei den großen wird es schwieriger und vor allen Dingen teurer. Trotzdem geht es gerade in diesen Fällen auf keinen Fall ohne. Und deshalb stehen wir hier. Damit nicht schon wieder an der falschen Stelle gespart wird. Die Ostsee ist sowieso bereits fast leergefischt. Da muss man die letzten Viecher nicht auch noch in die Luft ballern.«
    »So ist es«, bestätigte Marga ernst und bedachte Theo mit einem anerkennenden Nicken. Wenn mich nicht alles täuschte, formierte sich hier direkt vor meinen Augen ein echtes Dream-Team in Sachen Algen, Schollen, Crustacea und Co.
    Ich blieb noch eine Anstandsweile, in der sich ein Paar tapfer und neugierig in immer enger werdenden Kreisen an uns heranpirschte, bis es endlich den Kontakt herzustellen wagte. Die beiden wohnten bei Böblingen und waren noch keine dreißig. Geduldig erklärte Theo ihnen also die Sache mit den Besatzungszonen damals nach dem Krieg. Dass statt der Amerikaner bei uns hier oben die Briten gewesen waren und was diese nach dem Krieg mit all den schönen deutschen Bomben, die noch übrig gewesen waren, gemacht hatten. Die beiden waren fasziniert, empört und entsetzt zugleich.
    Und ich war langsam komplett überflüssig, denn schon näherte sich neugierig ein etwa siebenjähriges Kind, sorgfältigst beäugt von seinen Erziehungsberechtigten. Also verabschiedete ich mich von Theo mit einem freundschaftlichen Klaps auf die Schulter, raunte Marga bei einer heftigen Umarmung zu, dass ich sie anrufen würde, damit wir alles Weitere besprechen könnten, und verschwand anschließend mit einem Winken und ohne schlechtes Gewissen. Die Schweinswale befanden sich bei den beiden zweifelsfrei in den allerbesten Händen.
    Zu Hause angekommen, legte ich erst einmal eine Verschnaufpause ein. So richtig fit war ich eben immer noch nicht, deshalb tat mir ein Stündchen Schlaf – oder auch ein Doppelstündchen – bei geöffnetem Fenster ziemlich gut. Ich mag es, völlig entspannt auf meinem Bett zu liegen und so vor mich hinzudösen, dabei vielleicht dem aufgeregten Gepiepse eines Amselbabys zu lauschen, das auch dann noch schrill nach Futter verlangt, wenn es aufgeplustert fast doppelt so groß wirkt wie die Eltern. Ich schätze es, wenn man sekundenlang nur das Rauschen der Blätter vernimmt, bis eine Dohle lautstark irgendwelche Revier- oder Fressansprüche anmeldet. Und ich liebe es geradezu, wenn Silvia ihr melancholisches »Muh« über den Passader See schickt.
    Anschließend – es konnten gut zweieinhalb Stunden vergangen sein – bereitete ich mir einen riesigen gemischten Salat und aß das erste Mal in meinem Leben Begonienblüten, die mir der Händler auf dem Markt emsig ans Herz gelegt hatte. Ich fand sie richtig lecker. Dazu gab es aufgebackenes Brot sowie selbst gefertigten Saft aus Fliederblüten, verdünnt mit Wasser. Danach war zumindest kurzzeitig alles in Butter.
    Zwei Menschen standen jetzt noch auf meiner Greta-Warn- beziehungsweise Verdachtsliste: Ex-Ehemann Nummer eins und Ex-Ehemann Nummer zwei. Denn wenn überhaupt, konnte logischerweise nur einer mit der Frau im Bunde sein – und der

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