Drachenspeise: 1 (Ein Märchen für große Mädchen) (German Edition)
Geld, was wir für sie bekommen werden ...«
Der Drache pustete einen kleinen Feuerstoß aus einem Nasenloch, um Kana-Tus Redefluss zu unterbrechen.
»Ja doch, ich will nur noch unsere Kleider in die Kiste legen!« Kana-Tu stopfte das Bündel zu Füßen der Prinzessin in die äußerst stabile Kiste und verschloss sie mit einem Deckel aus einem filigran geschmiedeten Eisengeflecht. Er hakte ringsum Schlösser in die dafür vorgesehenen Ösen und zurrte die dicken Ketten, die an den Ecken der Kiste angebracht waren, nach oben. Der Drache hob seinen Kopf ein wenig an, damit Kana-Tu die Ketten um seinen Hals legen konnte. Diese Art von Transport war für Janica auf alle Fälle angenehmer, als wieder in Kajims schleimigem Maul zu landen. Allerdings würde sie nicht viel von dem rasanten Flug mitbekommen. Gewöhnlich wirkte das Schlafmittel bis weit nach der Landung auf der Wasserland-Insel.
Kana-Tu schlüpfte aus seiner Kleidung und schob den Kittel und die Hose achtlos mit dem Fuß an die Höhlenwand.
»Du kannst schon losfliegen, Onkel, ich kenne den Weg!«
Die Drachenaugen schienen jetzt vorwurfsvoll zu schauen, aber dann breitete der riesige Lindwurm die Flügel aus und schob sich über den Felsrand. Für einen Augenblick schien es, als würde der Drache wie ein Stein in die Tiefe fallen, dann begann ihn der Aufwind unter den Flughäuten zu tragen. So hässlich Onkel Kajim in seiner Existenz als Drache auch war, im Flug war er eine majestätische Erscheinung. Mit einigen lässigen Flügelschlägen gewann er an Höhe und wandte sich nach Süden. Kana-Tu sah ihm mit einem Hauch von Bewunderung nach. Der Kasten mit der wertvollen Fracht baumelte am Hals des Drachens wie ein schmückendes Medaillon.
Der Weg ins Wasserland war weit. Hier, von den Felsen des Nordens aus, musste man die riesige Mittelwüste queren und dann noch eine weite Strecke über das Meer fliegen. Kana-Tu betrachtete nachdenklich seine ausgestreckten Arme. Schließlich schloss er die Augen, um sich auf die Wandlung zu konzentrieren. Sein Geist rief leichte, filigrane Knochen herbei, Schwingen, so stark, dass sie jedem Sturm trotzten. Ein zufälliger Zuschauer hätte sehen können, wie sein Körper sich zusammenkrümmte und in einer Art leuchtendem Nebelschleier zusammenschmolz. Nur wenig später warf sich ein Albatros von der Felskante der Drachenhöhle aus in den Wind.
12.Kapitel: Ein perfekter Handel
Als Janica aufwachte, sah sie über sich einen riesigen rosaroten Betthimmel, der mit einem zarten, durchscheinenden Gewebe bespannt war. Durch ein großes Fenster fiel Sonnenlicht in den Raum, neben dem Bett stand ein Tisch, auf dem ein riesiger Korb voller bunter Früchte, die Janica noch nie in ihrem Leben gesehen hatte, verführerisch süß duftete. War sie in der Behausung irgendeines Gottes gelandet, weil der Drache sie doch noch gefressen hatte?
Janica stützte sich ein wenig auf und sah sich um. Der Raum war nicht groß, außer Bett und Tisch gab es keine Einrichtungsgegenstände. Vor dem Fenster konnte Janica ein kunstvoll geschmiedetes Gitter erkennen. Damit stand für sie fest, dass sie doch nicht bei den Göttern gelandet war. Ein Gott brauchte weder Einbrecher zu fürchten, noch hatte er es nötig, jemanden in seiner Behausung festzuhalten. Sie versuchte sich zu erinnern. Ja, sie hatte Milch getrunken in der Drachenhöhle. Danach war nur noch das Gefühl gewesen, entsetzlich gerüttelt und geschüttelt zu werden.
Mit einem leisen Stöhnen setzte sie ich auf die Bettkante und rieb sich die Schläfen. In ihrem Kopf schienen tausend Hummeln zu brummen. Sie mochte lieber nicht darüber nachdenken, wo sie sich jetzt befand und wie sie hierhergekommen war.
Janica zuckte ein wenig zusammen, als die Tür geöffnet wurde. Ein stattlicher Mann betrat das Zimmer, er trug eine enge Hose aus einem glänzenden nachtblauen Stoff, seine Füße steckten in hohen Lederstiefeln, im Gürtel über dem bestickten Überrock steckten ein Säbel und ein Dolch in ihren mit Edelsteinen besetzen Hüllen. Sein schwarzes schulterlanges Haar wurde von einem schlichten Silberreif gehalten. Janica sah dieser Erscheinung fassungslos ins Gesicht. Gelbbraune Augen, kein Zweifel, dies war Kana-Tu!
Er schien ihre Gedanken zu erraten.
»Hier im Wasserland kann man nicht im Nordziegentuch herumlaufen, Ma Che! Selbst die Bettler tragen hier Seide!« Er grinste, aber Janica war sich nicht sicher, ob er einen Scherz gemacht hatte.
»Ich habe dir Kleider
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