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Drachenspeise: 1 (Ein Märchen für große Mädchen) (German Edition)

Drachenspeise: 1 (Ein Märchen für große Mädchen) (German Edition)

Titel: Drachenspeise: 1 (Ein Märchen für große Mädchen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Alderwood
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ertrug dieses Begrapschen stoisch.
    Hanad und Janica wurden eingelassen und sofort von einem Diener in Empfang genommen.
    »Hanad Gur Hanadem!” Der Lakai, der, wie konnte es anders sein, ebenfalls mit kostbaren Kleidern ausstaffiert war, verneigte sich leicht. »Die Kunde von neuer Ware wurde bereits an das Ohr unseres Gebieters getragen. Er erwartet Euch!«
    Der Händler hatte Mühe, auf seinen kurzen fetten Beinen dem Diener zu folgen, der ihm in raschem Tempo voraneilte. Janica hatte keine Zeit sich umzusehen. Sie sah unzählige Öllampen flackern, in Nischen standen riesige Vasen voller Blütenarrangements, der Boden bestand aus verschiedenfarbigem, glatt geschliffenen Stein. Aber sie musste an Hanads Kette an all den Herrlichkeiten vorbeihasten, als wären Dämonen aus der Unterwelt hinter ihr her. Endlich hielten sie inne, eine Flügeltür, die wiederum von Wachleuten mit Speeren in den Händen bewacht wurde, versperrte den Weg. Der Diener deutete vor Hanad wieder eine Verbeugung an und huschte davon.
    Wie von Geisterhand öffneten sich die beiden Türflügel. Hanad riss an Janicas Kette und eilte einige Schritte voran in den sich vor den Besuchern eröffnenden Thronsaal. Ehe Janica recht begriff, was vor sich ging, warf sich der Händler nieder, flach auf den Bauch, und streckte demütig alle Viere von sich. Das sah albern aus, Hanad wirkte wie ein dicker Käfer, der mit den Beinchen ruderte. Leider hatte Janica keine Zeit, diesen Anblick zu genießen. Der Ruck an der Kette ließ sie straucheln und auf die Knie fallen. Dabei hatte sie nicht die Absicht gehabt, dem fremden Herrscher irgendeine Referenz zu erweisen.
    Einem herbeieilenden Lakaien genügte das allerdings nicht. Grob packte er Janica im Genick und drückte sie zu Boden, bis sie neben Hanad auf dem Boden lag.
    »Er hätte wenigstens einen flauschigen Teppich auslegen können, euer Sultan!«, zischte sie dem Händler zu. Das Entsetzen, das in seinen Augen aufflammte, amüsierte Janica.
    »Hanad Gur Hanadem! Wie ich sehe, arbeiten deine Lieferanten zuverlässig! Du darfst dich erheben!« Die kräftige Stimme des Herrschers klang nicht unangenehm. Janica nahm an, dass die Erlaubnis, von dem kalten Steinboden aufzustehen, auch für sie galt. Sie war eher wieder auf den Beinen als Hanad. Interessiert betrachtete sie den Herrscher des Wasserlandes. Er saß nicht etwa auf einem unbequemen Thronsessel, wie ihr eigener Vater, wenn er zu regieren gedachte. Der mächtige Sultan Werid Gur Waradem ruhte bequem in halb liegender Stellung auf einem von Kissen überhäuften Diwan und steckte sich soeben ein Konfektstück von einer silbernen Platte in den Mund. Er musste dabei seinen langen, von grauen Strähnen durchsetzten Bart beiseite streichen. Fasziniert sah Janica zu, wie dieser mächtige Mann einen kleinen Kampf mit den zotteligen Haarsträhnen in seinem Gesicht ausfocht.
    »Herr Sultan, wenn Ihr Euch den Bart von Eurem Leibdiener ordentlich frisieren lasst, würdet Ihr besser essen können. Ich kenne ... kannte einen Herren, der seinen langen Schnauzbart mit Zuckerwasser stärkte und zur Seite zwirbelte, damit er nicht im Wege war!«
    Die Welt blieb stehen. Zumindest im Audienzsaal des Sultanspalastes. Alle Anwesenden, einschließlich des Ehrwürdigen Händlers, schienen vom Blick des Basilisken getroffen worden sein. Dann warf sich Hanad wieder bäuchlings auf den Boden und riss an der Kette. Aber diesmal gelang es Janica, das Gleichgewicht zu behalten. Sie stolperte nur ein bisschen. Was hatte sie jetzt wieder falsch gemacht? Es konnte doch nicht verkehrt sein, einem Mann, der sein Gesichtshaar nicht zu bändigen wusste, einen guten Ratschlag zu geben?
    »Verzeiht der Sklavin, großmütiger Gebieter!«, wimmerte Hanad unten auf den Steinfliesen. »Sie ist erst am Morgen im Wasserland angekommen und noch nicht vertraut mit unseren Gepflogenheiten!«
    »So, so!«, räusperte sich der Sultan. Janica sah ihm unverwandt ins Gesicht und glaubte, ein belustigtes Funkeln in seinen Augen zu sehen.
    »Was sollen wir mit dem unverschämten Weibsstück machen, mein Sohn Anadid?« Der Herrscher wandte sich an den jungen Mann, der stocksteif zu seiner Rechten stand. Zumindest dessen dunkler Bart war gut gestutzt und versteckte sein Gesicht wie unter einer düsteren Maske
    »Zumindest solltet Ihr die Sklavin auspeitschen lassen, Herr Vater! Eine solche Respektlosigkeit darf nicht ungesühnt bleiben! Einem einheimischen Weib würden wir für eine solche Frechheit die

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