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Drachensturm

Titel: Drachensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Flügel aus, und mächtige Klauen schossen nach vorn, um ihn zu fangen.
    » Hast du ihn?«, rief Mila.
    » Fest und sicher«, antwortete Nabu. Er klang sehr zufrieden.
    » Ich höre ihn nicht – hast du ihn verletzt?«, fragte sie besorgt.
    » Gut möglich, Prinzessin. Ich nehme aber an, er ist nur in Ohnmacht gefallen, oder er stellt sich tot.«
    Sie sausten durch die Dunkelheit talwärts. Der Wind ließ Milas Haare flattern. Sie fühlte sich erleichtert, dass sie den Boten nicht hatten töten müssen. » Was werden sie mit ihm machen?«, fragte sie nach einer Weile.
    » Ich nehme an, dein Onkel wird wissen wollen, was sein Auftrag war, ob hier noch Krieger in den Bergen versteckt sind und derlei mehr. Ich kann dir übrigens mitteilen, dass unser Wild erwacht ist. Es zappelt in meinen Klauen. Sag ihm, er soll sich ruhig verhalten, sonst lasse ich ihn fallen.«
    » Keine Angst!«, rief Mila in Quechua hinunter. » Er wird dir nichts tun. Hast du verstanden?«
    Sie bekam keine Antwort.
    » Vielleicht schüchtern?«, meinte der Drache und klang ziemlich vergnügt.
    » Du solltest ihn nicht verspotten, Nabu«, meinte Mila.
    » Ach, er versteht mich doch nicht«, erwiderte Nabu. » Das war eine schwere Jagd, Prinzessin. Ich hoffe, es stört dich nicht, wenn ich stolz auf unseren Erfolg bin.«
    Mila lachte. » Ich bin auch froh, dass es so ausgegangen ist, aber du hast ihn gefangen, nicht ich«, rief sie.
    » Da bin ich anderer Meinung, Prinzessin, aber warte, wir sind schon fast da. Ich sehe die Lagerfeuer auf dem Platz, aber auch vor der Stadt.«
    » Und die Drachen?«
    » Ah, sie sind bei den Lama-Pferchen«, meinte Nabu.
    » Ihr seid ganz schön verfressen«, rief Mila gut gelaunt.
    » Wenn du den ganzen Tag schwer gepanzerte Ritter auf dem Rücken tragen müsstest, Prinzessin, wärst du auch hungrig«, gab Nabu würdevoll zurück.
    Mila schmiegte sich an seinen Hals. Es kam nicht oft vor, dass sie so sorglos miteinander flogen. Diese Heiterkeit war gar nicht angebracht, das war ihr bewusst, und ganz bestimmt würde es auch nicht so bleiben, und genau deshalb genoss sie dieses Gefühl.
    Es war wie in einem finsteren Traum. Der Ankay Yaya hatte ihn mit seinen Klauen gepackt, und dann war es dunkel geworden. Als Kemaq wieder erwachte, fand er sich eingezwängt in den harten Griff des fliegenden Gottes und stellte erschrocken fest, dass er hoch in der Luft war. Die blonde Fremde hatte ihm auf Quechua zugerufen, dass ihm nichts geschehen würde, aber das konnte er nicht glauben. Er flog rücklings und drehte jetzt den Hals, um zu sehen, wo sie waren, denn er sah Feuerschein und roch den Qualm des immer noch schwelenden Waldbrandes. Sie mussten nahe an Tanyamarka sein. Dann wurde der fliegende Gott langsamer, offenbar setzte er zur Landung an.
    » Achtung«, rief ihm die Fremde zu, » er lässt dich jetzt los.«
    Bevor Kemaq richtig begriff, was das bedeutete, löste sich der feste Griff, und er fiel. Er fiel nicht tief, aber hart. Stöhnend lag er auf dem Boden, während der fliegende Gott noch ein paar Schritte weiterflog und dann landete. Kemaq rappelte sich auf. Er fand sich innerhalb der Steinmauern eines Pferchs wieder. Ein paar Yunga stürmten durch den schmalen Eingang. Sie packten ihn, hoben ihn an, und einer hielt ihm sein steinernes Messer an den Hals. Dann aber erschien die Fremde. » Glaubt ihr, wir haben ihn mit so viel Mühe gefangen, damit ihr ihn jetzt tötet?«, herrschte sie die Krieger an, und die Klinge verschwand von seinem Hals.
    Der böse Traum, in dem Kemaq sich gefangen fühlte, ging jedoch weiter. Er wurde in den Palast des Curaca geschleift und von den Anführern der Fremden ausgefragt. Er erkannte sie wieder. Einer war der würdevolle Anführer der Männer, die mit den Drachen gekommen waren, der andere war jener hässliche Mann, den er auf den Straßen von Chan Chan gesehen hatte, wo er Männer, Frauen und Kinder hatte töten lassen. Sie fragten ihn aus und brüllten ihn an, in der Sprache, die er nicht verstand. Erst allmählich drang auch die Stimme der Übersetzerin an sein Ohr. Er dachte nicht, dass sie wirklich übersetzte, denn ihre Stimme klang so viel sanfter als die Stimmen der Männer, ihr Tonfall war viel freundlicher, und er sah sie fragend an. Dann wurde ihm bewusst, dass sie blind war, und er sagte: » Verzeih, Herrin, aber ich habe die Frage nicht verstanden.« Eigentlich hatte er sie nicht einmal gehört.
    Mila kam die Stimme des Läufers bekannt vor. Sie fragte: » Bist du

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