Drachentempel 02 - Drachenfeuer
Patrouille auf und stellte sicher, dass er zu unregelmäßigen Zeiten an den verschiedenen Kontrollpunkten vorbeikam. Seine visuellen Sensoren lieferten ihm ein verschwommenes, blauweißes Bild der nächtlichen Landschaft mit kleinen roten Felsen, die ihre im Lauf des Tages gespeicherte Wärme langsam abstrahlten. Nichts bewegte sich im Gras, nicht einmal kleine Tiere. Lawrence war unendlich dankbar dafür.
Als er den Blick nach Roseport wandte, erstrahlte es in hellem Infrarot und war von einer rosa korallenfarbenen Aura umgeben. In keinem der Gebäude brannte Licht. Die automatischen Wächter feuerten alle paar Minuten auf unsichtbare Ziele. Die Unterhaltungen auf dem allgemeinen Kommunikationskanal zentrierten sich auf die Munitionsvorräte der Roboter und darauf, wie lange sie noch reichen würden.
Unaufhörlich landeten Raumflugzeuge. Sie fielen im durchdringenden Lärm ihrer Rolls Royce Turbojets auf vollem Umkehrschub aus den Nachthimmel. Manchmal ging ihrer Landung spektakuläres rotes und grünes Magnesiumfeuerwerk voraus, wenn sie mit ihren Gegenmaßnahmen einen Anflugkurs durch die Luft säubern mussten.
Eine Stunde nach Einbruch der Dunkelheit meldete sich eine der vermissten Kompanien. Nach ihrem Bericht zu urteilen waren sie von einer Herde Makrorexe angegriffen worden und hatten den größten Teil ihrer Fahrzeuge verloren. Auf dem Weg zurück waren sie nahezu ununterbrochen von Heckenschützen beschossen und von Neuen Eingeborenen angegriffen worden. Dann hatten sie eine andere Kompanie getroffen und waren gemeinsam weitergegangen. Die andere Kompanie hatte dreißig Prozent ihrer Skins verloren. Gemeinsam verfügten sie über genügend Feuerkraft, um die Neuen Eingeborenen auf Distanz zu halten. Sie waren nur langsam vorangekommen mit all den Verletzten, um die sie sich kümmern mussten, doch sie schätzten, dass sie in weiteren neunzig Minuten auf dem Raumhafen eintreffen würden. Insgesamt handelte es sich um einhundertzwanzig Mann.
Lawrence spürte schuldbewusste Erleichterung, dass es nicht Lyaute war. Der Captain hätte eine verdammt gute Erklärung von ihnen verlangt, wohin 435NK9 verschwunden und was geschehen war. Alle anderen jubelten über die Neuigkeiten. Es bedeutete mindestens einen zusätzlichen Flug mit einem Raumflugzeug und würde die endgültige Evakuierung um weitere zwanzig Minuten hinausschieben.
Das Feuer der automatischen Wächter ließ nach den ersten zwei Stunden beträchtlich nach, doch Lawrence war überzeugt, dass die Neuen Eingeborenen alles versuchen würden, um den Raumhafen zu infiltrieren. Es versetzte ihn in einen Zustand nervöser Erregung, den die Drogen in seinem Skinsuit nicht zu dämpfen vermochten. Ganz allein an vorderster Linie unbekannten Gefahren gegenüber zu stehen, die durch das hohe Gras herangeschlichen kamen, kostete ihn eine ganze Menge Willenskraft. Die Gegend direkt vor ihm war mit Hunderten von Sensoren gespickt, die über abhörsichere Links mit seinem Display-Gitter verbunden waren. Er vertraute ihnen nicht ganz, während seine Gedanken immer wieder zu Calandrinia wanderten und der Art und Weise, wie sie sie im Stillen verspottet hatte. Zwei Stunden vor ihrem planmäßigen Evakuierungsflug fand er heraus, warum sie so zuversichtlich gewesen war. Alles, was sie gesagt hatte, hatte der Wahrheit entsprochen. Zu Beginn glaubte Lawrence, eine weitere Xianti auf dem Weg nach unten würde Gegenmaßnahmen ausstoßen. Mehrere Flammenspeere jagten über den Himmel und verblassten sogleich wieder. Lawrence starrte nach oben, doch er sah nichts von der intensiven thermischen Signatur einer Xianti. Weitere Speere erblühten zwischen den Sternen. Was die Flugbahn der Xiantis anging, waren sie in einer anderen Ecke des Himmels. Lawrence erkannte, dass es sich um einen Meteoritenschauer handeln musste, und grinste knapp. Noch bevor die Flammen wieder erstorben waren, begann eine dritte Ladung ihren feurigen Weg nach unten. Diese Partikel waren etwas größer als die beiden vorangehenden, mit einem dicken Kopf und einem funkensprühenden Schwanz, der durch die obere Atmosphäre schnitt. Sie schienen kein Ende nehmen zu wollen. Lawrences Grinsen verblasste. Der Bereich am Himmel, wo die Flammenspeere leuchteten, wurde länger und länger. Er verlief in Nord-Süd-Richtung und wuchs unaufhörlich weiter.
»Heiliges Schicksal!«, stöhnte Lawrence, als ihm die Erkenntnis dämmerte. Wir werden den Himmel versiegeln.
Ein Skin kam vom Hangar auf ihn
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