Drachenzauber
sie im Ganzen wieder unbeschwerter wurde. Sie hatte nicht darüber gesprochen, was ihr zugestoßen war, und ich hatte nicht gedrängt. Ich wusste aus Erfahrung, dass einige Wunden in der Stille am besten heilten. Später, wenn die Erfahrung eine Weile zurücklag, würde ich sie fragen, und in der Zwischenzeit arbeitete ich daran, ihr auf andere Weise zu helfen. Sie zuckte bei meinem aggressiven Triumph nicht einmal mehr zusammen.
Als sie aufhörte zu lachen, sagte sie: »Nicht, dass ich das Spiel nicht zu schätzen wüsste, aber hast du keine anderen Pflichten, die deine Aufmerksamkeit verlangen?«
Ich hob die verstreuten Figuren noch einmal vom Boden auf und sagte: »Die Ernte ist eingebracht und verstaut. Meine Tante braucht keine Hilfe dabei, die Garde zu beschäftigen. Ich könnte beim Verlegen des Fußbodens in der großen Halle helfen, aber das ist nicht unbedingt notwendig.«
Während ich die Schachfiguren wieder aufstellte, fragte ich sie nach etwas, das mich beunruhigt hatte.
»Was hast du überhaupt in Estian gemacht? Ich dachte immer, diese so öffentliche Auseinandersetzung mit Haverness sei nur Theater gewesen, aber den Grund dafür habe ich nie herausgefunden. Was hat dein Exil in Estian erreicht?«
»Was glaubst du denn, das es erreichen sollte?«, fragte sie.
Ich sah sie mürrisch an. »Niemand, der Schach spielt wie du, würde ohne Grund etwas so Dummes tun.«
»Warum war es dumm?«, fragte sie. »Ich habe mich mit meinem Vater gestritten. Er wollte mir vor-schreiben, wie ich denken soll, und als ich mich weigerte, ihm zuzustimmen, hat er mich gebeten zu gehen - ich glaube, er dachte, das würde mich zum Nachgeben bringen. Also bin ich gegangen.«
»Nach Estian«, sagte ich.
»Wohin auch sonst?«
Ich lachte. »Das funktioniert vielleicht bei den Leute in Tallven, meine Dame. Aber ich habe gesehen, wie gern dein Vater dich hat. Wie ich versteht er vielleicht, dass Alizons Rebellion keine Aussicht auf Erfolg hat, aber er würde dich deshalb niemals aus dem Haus werfen. Was hat dich nach Estian gebracht?«
Sie schwieg, aber es war ein herausforderndes Schweigen. Ich war mit einer Schwester aufgewachsen, die nicht sprechen konnte und sich nur durch ihr Mienenspiel mitteilte. Finde es selbst heraus, sagten Tisalas verschränkte Arme und hochnäsige Miene.
Was macht Tisala ungewöhnlich genug, dass Alizons Sache sie nach Estian führte?, fragte ich mich.
Schließlich verstand ich es und lächelte. »Ein Mann, selbst ein Mann von hoher Geburt, der als Anhänger von Alizon bekannt würde, würde als Verräter eingesperrt werden.«
Sie erwiderte das Lächeln, sagte aber nichts.
»Aber eine adlige Frau wäre einigermaßen sicher, wegen der tallvenischen Sitten - oder zumindest hättest du es sein sollen. Sie würden eine unverheiratete Frau brauchen - ansonsten würde man von ihrem Mann erwarten, dass er sie aufhält. Aber zu welchem Zweck …« Ich starrte sie an, und sie erwiderte den Blick ausdruckslos.
Diese Frau, flüsterte etwas tief in meinem Herzen, diese Frau ist mir bestimmt.
Die Prellungen auf ihrem Gesicht hatten sich gelb-lich und grün verfärbt. Sie war zu dünn, was ihre Nase noch auffälliger machte. Sie trug eines meiner ältesten Hemden, und ein Stück von dem Huhn, das wir gegessen hatten, hatte an dem Stoff an ihrem Arm einen Fettfleck hinterlassen. Und nichts davon spielte eine Rolle,
»Vielleicht«, spekulierte ich und hoffte, dass sie mir meine Gedanken nicht angesehen hatte, »vielleicht gibt es einen Adligen, der Jakoven gern fallen sähe. Vielleicht hat dieser Adlige Geld, um Alizon zu unterstützen, vielleicht Informationen, vielleicht nur eine Botschaft. Vielleicht möchte er vollkommen anonym bleiben. Wenn es jemanden gäbe, dem er solche Dinge sicher anvertrauen könnte, so könnte er einen anonymen Diener oder sogar einen Straßen-jungen zu diesem Anhänger von Alizon schicken -
immer vorausgesetzt, es wäre allgemein bekannt, um wen es sich bei dieser Person handelt.«
Sie zog die Brauen hoch. »Du hast wirklich eine lebhafte Phantasie, Ward.«
»Und eine akkurate«, sagte ich. »Wie hast du dich mit Alizon in Verbindung gesetzt?«
Sie öffnete den Mund, dann schloss sie ihn wieder.
Als sie schließlich sprach, sagte sie: »Ich bin kein Fisch, der deinen Köder einfach schluckt. Es sollte genügen zu sagen, dass du die Angel in der richtigen Gegend ausgeworfen hast, und dabei belassen wir es lieber.«
Es war nicht leicht, die Informationen, die ich von
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