Dracyr – Das Herz der Schatten
Stimme sagen. » Du verteidigst ein leeres Dorf, wie mir scheint. « Sein Lachen klang tief und volltönend. Paindals glutrote Augen waren Seen aus Lava, glühend und heiÃ.
» Ihr seid ein tausendfacher Mörder « , flüsterte Kay, die sich im erbarmungslosen Griff des Dracergeistes wand. » Ich hasse euch und alles, was zu euch gehört. «
» Ich weià « , sagte Lord Harrynkar beinahe vergnügt. Er richtete sich im Sattel auf und sprang aus der Höhe hinab, landete federnd vor Kay. Sein dunkelrotes Haar flatterte wie eine Blutfahne hinter ihm her. Er stand vor ihr und lächelte auf sie herab und sein Lächeln lieà sie erschaudern. Er genoss die Situation ganz offensichtlich.
» Nun, hier sind wir « , sagte er. » Wie es aussieht, sind die Vögel ausgeflogen, die Hasen vor dem Fuchs aus ihrem Bau geflohen. Ob jemand sie gewarnt hat? « Er griff nach Kay, legte eine Hand unter ihr Kinn und hob es an. Sein Blick bohrte sich in ihr Inneres. Kay wimmerte und zwang sich, damit aufzuhören.
» Du nicht « , sagte er nach einer Weile nachdenklich. » Du hast sie uns verraten, aber du hast sie nicht gewarnt. «
Kay hörte in der Ferne einen Schrei, aber sie konnte den Kopf nicht wenden.
» Angriff « , hörte sie. » Westlich! Formation folgt mir! «
Das Rauschen von Schwingen. Das Surren von Armbrustbolzen. Kay stand wie angenagelt und starrte in die Augen des Dracyrlords, wurde tiefer und tiefer in sein Inneres gezogen. Sie wusste, sie würde jetzt und hier sterben. Es war ihr gleichgültig.
Sein Lachen klingelte in ihrem Inneren, dröhnte durch ihre Adern, strömte wie Gift in ihre Zellen. Sie rief mit letzter Kraft Gormydas zu, er solle fliehen, dann spürte sie, wie ihre Beine nachgaben.
Lord Harrynkar griff nach ihrer Kehle und hielt sie aufrecht. Seine Hand quetschte ihren Kehlkopf und sie begann zu ersticken. Dunkelheit und Kälte drangen in sie ein und löschten alles aus: Liebe und Hass, Freude und Trauer, Schmerz und Lust, Gedanken und Erinnerungen. Sie hörte die Stimme ihrer Mutter, das Lachen eines Kindes, sie spürte die Berührung ihres Bruders, Damians Kuss, Gormydas. Gormydas. Gormâ¦
Noctyria. Beldowar. Migaryas. Glysaferia. Dandalonâ¦
Mit einem erstickten Keuchen riss sie die Arme hoch und umfasste das baumstammdicke Handgelenk des Dracyrlords. Kraft pulsierte durch ihren Körper. Dracyrkraft. Feuer loderte auf, Funken sprühten zwischen ihren Körpern. Lord Harrynkar knurrte, ein Laut der Ãberraschung und des Schmerzes. Er zuckte zurück und das Licht kehrte in Kays Augen zurück. Sie fauchte und spie Feuer, schlug nach ihm. Er wich unwillkürlich weiter zurück, dann hatte er seine Ãberraschung überwunden und lachte auf. Seine Hände legten sich erneut um Kays Kehle, beide diesmal, und drückten erbarmungslos zu.
Ein zweites Mal half die Dracyrkraft nicht. Sie spürte, wie Paindal sich zu seinem Herrn gesellte und seine Kraft unendlich verstärkte. Kay zappelte in Lord Harrynkars Griff wie ein Fischlein an der Angel. Sie hörte ihr eigenes Röcheln wie aus weiter Ferne. Blutrote Schleier vernebelten ihre Sicht, die Dunkelheit wallte erneut heranâ und dieses Mal kam sie, um Kay endgültig zu verschlingen.
Schreie. Männerstimmen, tief und zornig. Sie kannte eine der Stimmen, Bradans Stimme. Wie gerne hätte sie ihn gerufen, ihm gesagt, dass sie nicht schuldig war, ihn niemals verraten hatte, aber sie hatte keine Kraft mehr. Das Leben rann aus ihr heraus, verlosch wie eine Kerzenflamme.
Sie fühlte den Schrei mehr als sie ihn hörte. Mit einem Schlag hob sich die kalte Finsternis von ihrem Geist, sie spürte erneut die Gegenwart der anderen Dracyr. Der zerquetschende, erstickende Griff um ihre Kehle erschlaffte. Die blutigen Schleier hoben sich, ihr verschwimmender Blick zeigte Lord Harrynkars Gesicht, das sich zu ihr neigte. Der Ausdruck darin war allerhöchste Verblüffung. Staunen. Schmerz. Es kam ihr immer näher, und sie glaubte, er wolle sie umarmen oder küssen, denn seine Arme griffen nach ihr, packten ihre Schultern, wogen schwer, drückten sie nieder, seine mächtige Gestalt fiel gegen sie, lieà sie rückwärts taumeln, fallenâ¦
Sie lag, er lag schwer auf ihr, bewegte sich zuckend. Wollte sprechen, aber seinem Mund entfloh nur ein gurgelndes Stöhnen. Blutige Blasen erschienen auf seinen Lippen, wurden
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