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Dracyr – Das Herz der Schatten

Dracyr – Das Herz der Schatten

Titel: Dracyr – Das Herz der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom , Susanne
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zu erdbeerfarbenem Schaum, zu dunkelrotem Fluss. Er lastete nun mit seinem ganzen Gewicht auf ihr und drückte sie massig wie ein Felsblock in den schlammigen Grund.
    Immer noch rang sie hustend nach Luft, immer noch drohte die Bewusstlosigkeit, sie zu verschlingen. Kay schauderte und stemmte sich vergeblich gegen seinen Brustkorb, seine Schultern. Er war zu schwer und sie zu geschwächt. Sie gab auf.

    Natürlich lief es nicht so ab, wie er es geplant hat. Minuziös, das immerhin. Der Flug zum Rebellendorf, bei dem er seine wahren Absichten hinter einem dichten Schleier von unwichtigen Überlegungen, plappernden Gedanken und Beobachtung seiner Sinneseindrücke verbarg. Die Erleichterung, dass Paindal keinen Argwohn zu schöpfen schien, denn der Anflug der Formation erfolgte nach den gewohnten Mustern.
    Dann der scharfe Moment der Überraschung und Furcht, als Gormydas ausbrach und im Sturzflug auf das Dorf zuraste. Er sah Kay puppenklein auf dem Rücken des Dracer sitzen, und er spürte Paindals Zorn durch seinen Geist wallen, heiß und dunkel.
    Kay, donnert sein Blut durch Damians Adern. Kay, rauscht es in seinen Ohren. Kay, pumpt seine Lunge, raut es seine Kehle auf, brennt es in seinen Augen. Aber er kann nichts bewirken, zappelt hilflos in Paindals geistigem Griff. Der schwarze Dracer beherrscht die Formation wie die Glieder seines eigenen Körpers. Würde das Herz sich gegen die Lunge auflehnen? Das Rückgrat sich mit dem Arm gegen die Augen verbünden? Damian bleibt keine Wahl, er muss handeln, wie Paindal befiehlt.
    Gormydas landet. Paindals Triumph, ein lautloser Aufschrei, der in den Zähnen schmerzt. Jetzt ist Kay nur noch einen Atemzug von ihrem Tod entfernt. Damian bäumt sich gegen den erbarmungslosen Griff des schwarzen Dracer auf, aber die Stärke, mit der Paindals Geist ihn gefangen hält, lähmt seine Gedanken, seine Muskeln, seinen Willen. Er hört sein Stöhnen wie einen fernen Widerhall zwischen seinen Schläfen.
    Noctyria stößt ein Knurren aus, das ihn aus seiner Benommenheit reißt. Ein stöhnender Laut, wie ein Echo seiner eigenen Stimme, dann legt sie sich in eine scharfe Kehre und bricht aus der Formation aus. Paindals Griff lockert sich, Damian spürt seine Verblüffung. Der schwarze Dracer hängt über ihnen in der Luft, seine Flügel weit ausgebreitet, schwebend. Aber jetzt, da Noctyria die Formation verlässt, gerät er ins Trudeln, fängt sich sofort wieder, gewinnt erneut an Höhe.
    Auch die anderen Dracyr der Formation lösen sich, sinken ungeordnet auf das Dorf hinab. Damian verschluckt einen Schrei. Paindal hat die Kontrolle verloren. Sein Geist, sein Wille gehört wieder ihm selbst! Er legt sich eng auf Noctyrias Rücken und flüstert: » Bring mich zu ihr! «
    Der schwarze Dracer stößt einen Schrei aus, der in Damians Kopf widerhallt, und beginnt zu steigen, bis seine gezackte Silhouette mit dem Dunst verschmilzt. Sie haben Zeit gewonnen, weil Paindal sich sammeln muss. Er ist nie zuvor so angegriffen worden, niemals hat ein Mitglied seiner Formation gewagt, sich gegen ihn aufzulehnen. Meuterei? Das ist ein neues Konzept für Paindal und auch für Lord Harrynkar.
    Erde und Geröll stieben unter Noctyrias Klauen auf. Damian springt von ihrem Rücken, ehe sie festen Stand gefunden hat, und rennt auf Kay zu.
    Es schmerzt tief in seinem Herzen, als er sieht, wie sie bei Gormydas Schutz sucht. Ihre Augen flammen, ihre Miene ist wild entschlossen. Wenn er sich ihr nähert, wird sie ihn töten. Sie oder Gormydas. Er bleibt stehen, fleht sie an, sich zu besinnen. Er will sie beschützen, obwohl er weiß, dass er es nicht kann. Jetzt nicht mehr, wo sie sich offen gegen Paindal und den Dracyrlord gestellt hat. Er will sie in seine Arme reißen und ihren Körper mit dem seinen schirmen. Er will sie schlagen, weil sie ihm nicht vertraut hat. Er will sie küssen, weil dies die letzte Gelegenheit sein wird, das zu tun. Sie werden sterben, beide, denn er wird nicht gehen und sie Paindals Strafgericht ausliefern. Lord Harrynkar wird sie beide töten müssen, um das Exempel zu statuieren, das er mit Sicherheit…
    Damian ächzt. Paindal kehrt zurück, und sein Griff droht, Damians Gehirn zu zermalmen. Er kann sie nicht beschützen. » Du hast mir nicht vertraut « , bringt er heraus.
    Kay sieht in seine Augen, und er erkennt die Trauer, den Schmerz, die Verlassenheit

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