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Dramocles

Dramocles

Titel: Dramocles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sheckley
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John. Kommst uns besuchen, wie?«
    »Jawoll«, sagte John. »Und ich habe einen Freund mitgebracht.« Haldemars struppiger Kopf erschien auf einem anderen Bildschirm. »Tag Rufus. Lange nicht gesehen, was?«
    Rufus war gerade dabei gewesen, mit einem kleinen Taschenmesser einen Weidenzweig zu schälen. »Kann man wohl sagen«, erwiderte er. »Wie geht’s denn euch Jungs draußen auf Vanir?«
    »Da gibt’s nicht viel Neues zu berichten«, sagte Haldemar. »Wenig Sonne, zu lange Winter, keine Industrie, keine schönen Frauen. Nicht, daß ich mich beschweren möchte, natürlich.«
    »Ich weiß, daß ihr’s da draußen nicht leicht habt. Aber war denn da nicht irgendein großes Projekt für Vanir geplant?«
    »Du meinst sicher Schiigte Productions. Sie hatten vorgehabt, ihr neues Super-Kriegsepos Soldaten von Succotash auf unserem Planeten zu drehen. Das hätte eine Menge neuer Arbeitsplätze bedeutet. Aber die Produktion wurde auf unbestimmte Zeit verschoben.«
    »Tja«, sagte Rufus, »so ist halt das Showbusineß.«
    Das freundschaftliche Gespräch dieser Männer konnte nicht die Spannung verbergen, die zwischen ihren Worten durchschimmerte, so wie ein Draht aus Wolframstahl durch die belanglose Füllung eines Kopfkissens dringt. Schließlich fragte Rufus: »Nett, sich mal wieder mit euch Jungs unterhalten zu haben. Doch jetzt sagt mir, kann ich euch irgendwie behilflich sein?«
    »Ja, Rufus, sehr sogar«, sagte John. »Wir sind lediglich auf der Durchreise nach Glorm. Wir wollen keinen Streit mit dir. Ich und meine Leute wären dir wirklich sehr dankbar, wenn du deine Leute bitten würdest, daß sie einen Augenblick Platz machen, damit wir vorbei können.«
    Rufus sagte: »Es tut mir wirklich aufrichtig leid, dir das sagen zu müssen, aber ich fürchte, das wird nicht gehen.«
    John sagte: »Rufus, du weißt ganz genau, daß wir gekommen sind, um mit Dramokles abzurechnen. Laß uns durch. Diese Sache geht dich nichts an.«
    »Einen Augenblick, bitte.« Rufus wandte sich einem kleinen Bildschirm zu, der mit einem Zerhacker gekoppelt war. Er sagte zu Dramokles: »Was soll ich jetzt tun?«
    Dramokles warf einen Blick auf den Differential-Beschleunigungsmesser. Johns und Haldemars Schiffe krochen langsam vorwärts. Sie machten nur noch langsame Fahrt, aber sie bewegten sich nach wie vor auf Rufus’ Phalanx zu.
    Dramokles hatte seinen eigenen Schiffen bereits befohlen, weit hinten, an der Peripherie Glorms, Stellung zu beziehen.
    Er wies Rufus an, seine Position beizubehalten und seine Befehle abzuwarten. Dann hörte er hinter sich plötzlich Lärm. Die Wachen stritten sich mit jemandem, der sich offensichtlich Zutritt zum Kriegszimmer verschaffen wollte. Dramokles sah, daß es sich um Max handelte. Eine Frau war bei ihm.
    »Was ist los?« fragte Dramokles.
    Max sagte: »Haben Sie Rufus schon Anweisungen erteilt? Nein? Gott sei Dank! Sire, Sie müssen mich und diese junge Dame anhören. Es droht Verrat, mein Lord!«
    Die feindlich Flotte war noch nicht in Schußweite zu Rufus’ Schiffen. Es blieb noch etwas Zeit.
    »Unternimm noch nichts, Rufus«, sagte Dramokles. »Ich melde mich sofort wieder.« Er wandte sich Max zu. »Kommen Sie herein. Ich hoffe in Ihrem Interesse, daß diese Behauptung Hand und Fuß hat, Max. Und wer ist ihre Freundin da?«
    »Man nennt mich Chemise«, sagte das Mädchen.

33
    Während dieser Ereignisse saß Drusilla in Ystrad in ihrem Schloß und grübelte. Sie war nach ihrem Besuch auf Anastragon sofort dorthin zurückgekehrt. Sie fühlte sich elend. Der Zorn, den sie während ihres Besuches bei Rufus empfunden hatte, war verflogen. Zweifel plagten sie. Sie fragte sich nun, warum sie Chuch so bereitwillig vertraut hatte, obwohl sie doch seinen Haß auf Dramokles und seine Neigung zu lügen nur zu gut kannte. Hatte sie richtig gehandelt? Sie war sich dessen nicht mehr sicher. Glücklicherweise hatte ihr Psychiater, Dr. Eigenlicht, an diesem Tag noch einen Termin frei.
    Die Sitzung war äußerst produktiv. Drusilla berichtete Eigenlicht, was sie getan hatte und warum. Dann bekam sie einen hysterischen Anfall.
    Eigenlicht wartete, bis sie sich beruhigt hatte. Dann zündete er sich eine kurze, dicke, schwarze Zigarre an, lehnte sich in seinem Sessel zurück, schlug seine kurzen, dicken, schwarzen Beine übereinander und sagte: »Das war ein echter Durchbruch, meine Liebe. Ihr Erkennen der wahren Motive Ihres Bruders zwingt Sie, zugleich auch Ihre unterbewußte Motivation dafür zu erkennen, daß

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