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Drei Generationen auf dem Jakobsweg

Drei Generationen auf dem Jakobsweg

Titel: Drei Generationen auf dem Jakobsweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pia Stein
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Kilo auf dem Rücken ging es einfach nicht mehr schneller. Ich konnte ihr nicht mehr zusehen und neigte meinen Blick zum Boden, aber als ich wieder aufsah, sah ich, dass die Kutsche plötzlich von zwei Personen geschoben wurde.
    Lieber Gott und alle, die dazu beigetragen haben, ich danke euch!
    Als auch wir etwa fünf Minuten später am Alto de Mostelares ankamen, saßen Larissa und Franziska alleine auf einer kleinen Bank und weit und breit war kein anderer Pilger. Auf meine Nachfrage, wo denn ihr Helfer sei, sagte Larissa nur kurz, dass dieser am Berg buchstäblich aus dem Nichts aufgetaucht sei, ihr schieben geholfen habe und oben sogleich ohne Rast weiterlaufen wollte. Das war »mein rettender Engel«. Wie recht sie doch hatte. Auf einem Verkehrszeichen sahen wir dann, dass wir nun einen ein Kilometer langen und 18 Prozent fallenden Abstieg vor uns hatten. Vorher ließen wir uns noch unsere Brotzeit schmecken, bevor wir uns für den Abstieg rüsteten. Franzi wollte noch ein bisschen mit all den schönen großen und kleinen Steinen spielen, bevor sie es sich wieder in ihrer Kutsche gemütlich machte und es für Larissa und Peter wieder hieß, den Wagen gut festzuhalten und abzubremsen. Als ich beim Abstieg wieder so hinter meiner Familie herging, bedankte ich mich nochmals bei unserem herbeigeeilten Schutzengel und nannte ihn kurz »Michel«, da meine Tochter sagte, dass er Franzose wäre. Wir trafen diesen übrigens bis zu unserem Ziel nie wieder.
    Unten angekommen hatten wir ungefähr die Hälfte der heutigen Tagesetappe geschafft. Franzi wollte nun auch ein Stückchen laufen und so wurde das Tempo natürlich wieder gemütlicher. Mal lief sie an der Hand von Opi, mal an der Hand von Omi, mal zusammen mit ihrer Mami, aber auch mal den Wagen schiebend. Wieder dachte ich mir, lieber Gott, ich danke Dir für dieses süße Enkelkind. Beim Anblick von Franzi und dem guten Gefühl, sechseinhalb Wochen mit ihr zusammen sein zu können, taten weder Rücken noch Füße weh. Alles war gut. Erst bei diesem Gedanken merkte ich, dass ich bereits seit Tagen keine Rückenschmerzen mehr hatte. Im Gegenteil, ich merkte nicht mal mehr das Gewicht meines Rucksackes. Nur meine Zehen schmerzten höllisch, trotzdem machten wir, nachdem die Spielphase von Franzi vorüber war, alle zusammen ordentlich Tempo. Meine Tochter konnte es nicht glauben, dass sie uns nicht mehr abhängen konnte. Immer wieder sah sie sich ungläubig um. Ich betete und bat um eine Unterkunft für die Nacht in Boadilla, denn wenn wir keine bekämen, müssten wir noch mal sieben bis acht Kilometer bis zum nächsten Ort dranhängen.
    Wir liefen durch eine nahezu baumlose Gegend, in der ich überhaupt kein Zeitgefühl mehr hatte. Es war bereits halb fünf, als wir in Boadilla ankamen. Alle Privatzimmer, nach denen wir fragten, waren bereits, meist von Radfahrern, belegt. Als wir an die Privatherberge kamen, die laut Reiseführer auch über Doppel- und Vierbettzimmer verfügte, dachte ich, ich wäre inmitten eines schönen Traumes. Der großzügig angelegte, mit viel Liebe zum Detail hergerichtete Garten war zudem noch ausgestattet mit einem Swimmingpool, welcher natürlich unsere Enkelin sofort magisch anzog. Larissa und Franziska machten es sich gleich am Pool gemütlich, während mein Mann und ich nach drinnen gingen, um nach Zimmern zu fragen. Ein netter Eingangsbereich erwartete uns und zugleich hatten wir Einblick in zwei sehr gemütlich eingerichtete Speisezimmer. Aus der Küche, in welcher eine junge Dame in Gange war, duftete es nach herrlichen Speisen. Als die junge Dame auf uns zukam, sagte sie nur kurz und knapp: » We are full . It’s not possible to sleep here .« Ich konnte nicht glauben, was sie da sagte. Verzweifelt sah ich meinen Mann an und sagte nur: »Wie soll ich das Larissa beibringen? Noch mal mit dem Kind sieben Kilometer gehen, dann ist es bereits stockdunkel. Wir können doch nicht im Freien schlafen .« Mein Blick ging gerade zum Himmel und ich dachte nur, heute habt ihr mich aber ordentlich im Stich gelassen, das bin ich nicht von euch gewöhnt, als plötzlich ein junger Mann mit Rastalocken und Wollmütze auf dem Kopf an uns vorbeilief. An der Türe angekommen, drehte er sich plötzlich zu uns um, lächelte und sagte in gebrochenem Deutsch: »Wie viele Personen ?« Ich antwortete wie in Trance: »Dreieinhalb Personen .« Er sah mich irritiert an und ich verbesserte sogleich auf drei Erwachsene und ein Kind. Er fragte: »Ein Kind? Wie

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