Drei Schwerter für Salassar (Gesamtausgabe): Die Saga der Adamanten-Welt (German Edition)
auf den Boden prallten. Sie spürte mehrere Treffer und Schmerz durchzuckte ihren Körper. Sina musste husten, als der aufgewirbelte Staub in ihre Atemwege drang. Geistesgegenwärtig schloss sie die Augen.
Mehr als dreißig Herzschläge wartete die Katze von Salassar, bis sie es wagte, die Augenlider wieder zu öffnen. Der Staub senkte sich zu Boden. Als sich Sina aufrichtete. rieselten Steine und Schutt von ihrem Rücken.
Mit schnellen Schritten trat sie zurück in den Gang. Er war mit Felsbrocken und Geröll fast verstopft. Doch dazwischen lugte das Licht des Tages herein.
Die Diebin war es gewöhnt, durch enge Schächte und Kamine zu kriechen. Für sie stellte es kein Problem dar, sich wie eine Schlange durch die engen Felsspalten hindurch zuwinden. Mit der linken Hand hielt sie die kostbare Rose vor sich, mit der Rechten tastete sie und zog sich voran.
Steine schrammten über ihre Haut und rissen blutige Spuren. Das weiche Leder ihrer schwarzen Kampftunika hing in Fetzen. Aber Sina biss die Zähne zusammen und ignorierte den Schmerz. Sie musste hier heraus, und zwar so schnell wie möglich. Denn das Brechen der Felswände hatte das Gefüge des Jhardischtan bis in die Tiefen seiner Grundfesten erschüttert. Die dunklen Götter fuhren aus ihrer Ruhe empor, als sie erkannten, dass ihre Höhlenwelt an einer Stelle zerstört war.
Unablässig hörte Sina die Alarmgongs dröhnen und die Pauken donnern. Die Wächter des Jhardischtan wurden gerufen, mit ihren Leibern eine neue Mauer zu bilden. Bevor sie heran waren, musste Sina verschwunden sein. Keuchend und ächzend arbeitete sich die Diebin vorwärts. Sinas Hände schoben kleine Steine, die ihr im Wege lagen, beiseite. Ihre Füße stießen kopfgroße Felsstücke herab, um eine Verfolgung durch die Dämonensklaven unmöglich zu machen.
Verbissen robbte Sina durch den schmalen Spalt im Felsengefüge vorwärts. Nur zwei Tränen des Schmerzes sickerten über ihre Wangen. Aber vor sich sah sie Mawalania, die Kristallrose, in ihrer ganzen Schönheit erblüht. Das Tageslicht ließ die Rose lieblicher erscheinen, als ihr Glanz im Licht der Fackeln gewesen war.
Dieser Anblick gab Sina den Mut und die Kraft, das Unmögliche zu bewältigen. Obwohl jede Faser ihres Körpers nach Ruhe lechzte und eine innere Stimme ihr immer wieder riet, die Flucht aufzugeben und das vorgezeichnete Schicksal hinzunehmen, kroch Sina weiter.
Wenn sie versagte, dann starb der Wunderwald. Dann verging das letzte echte Paradies von Chrysalitas, in dem noch die alten Gesetze herrschten, die Dhasor einst selbst seinen Geschöpfen gelehrt hatte, bevor er sich zurückzog, um wieder eins mit dem Universum zu werden.
Immer intensiver wurde der Lichtschein, der Sina entgegen flutete. Draußen musste es heiler Tag sein. Solmanis wärmender Stern stand gerade im Zenit.
Und dann hatte es Sina geschafft. Obwohl sie hinter sich Stimmen der Verfolger hörte, die sich ebenfalls durch die Felsen kämpften, erreichte sie den Ausgang ihres Gefängnisses.
Sina sprang erleichtert auf die Füße, als sie sich aus dem engen Schacht herausgewunden hatte. Für den Augenblick schöpfte sie Mut.
Der Kerker des Jhardischtan und das unheimliche Labyrinth lagen hinter ihr. Die Sonnenstrahlen beschienen eine unwirkliche Ebene aus Sand und Fels. Überall waren mannshohe, kleine Krater zu erkennen, aus denen dünne Rauchfahnen drangen.
Verzweifelt stöhnte Sina auf. Die tödliche Gefahr war noch nicht gebannt. Noch lange nicht.
Vielleicht war ihre Lage vorher verzweifelt gewesen. Doch nun erschien sie hoffnungslos.
Denn tief unter ihren Füßen lag das Reich Sulphors, des Vulkangottes.
Wurde diese grausame Gottheit jetzt auf sie aufmerksam, war sie verloren. Wenn er die Vulkane zum Ausbruch reizte, dann hatte sie kaum eine Chance, sich zwischen glühender Lava und heißer Asche hindurch zu retten. Mit dem bloßen Auge war kein Ende dieser vulkanischen Einöde abzusehen.
Nur in der Ferne erkannte Sina eine menschliche Gestalt, die in der Luft schwebte. Das musste Mano sein, der auf dem unsichtbaren Unager in Richtung Jhinnischtan ritt.
Das also war die Richtung, in die Sina fliehen musste.
Ohne nachzudenken, rannte die Katze von Salassar los ...
* * *
Auf dem schnellsten Weg, den er jetzt kannte, führte Wokat die Trolle durch den Wunderwald. Jetzt wagte es niemand mehr, sich ihnen entgegenzustellen.
Es schien, als ob dieser geheimnisvolle Wald angstvoll den Atem anhielt.
Durch das Dickicht spähten
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