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Du stirbst zuerst

Du stirbst zuerst

Titel: Du stirbst zuerst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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hören, die Lampen leuchten heller. Sie haben fast den Abhang erreicht. »Woher kennen Sie mich?«
    Er beugt sich vor. »Sind Sie immer noch nicht … ganz da? Haben Sie noch nicht die volle Kontrolle?«
    Die Kontrolle? Genau das hat Vanek im Auto gesagt – er wollte die Kontrolle über meinen Körper gewinnen.
    Es ist möglich – sogar wahrscheinlich –, dass sich dies alles nur in meinem Kopf abspielt. Das Bewusstsein könnte dieses ganze Szenario einfach erfunden haben und aus Vaneks verrückten Behauptungen ein immer noch sinnloses, aber in sich geschlossenes Ganzes erschaffen haben. Ich weiß nicht, ob es real ist, weil ich keinen Ansatzpunkt besitze – keinen Anhaltspunkt außer­halb der Geschichte, der mir eine Orientierung bietet. Was gäbe ich darum, wenn es nur ein böser Traum wäre! Wenn ich einfach in meinem Zimmer in Powell aufwachen, etwas Haferschleim essen und mit Lindas Registrierkasse spielen könnte. Zurück in das Leben, das ich kannte. Es war schrecklich, und ich habe es verabscheut, aber es hat mir gehört, ich habe es verstanden, und mithilfe von Therapie und Medikamenten hätte es mir ewig gehören können. Eine einfache, überschaubare Realität ohne Monster, Mörder und Verschwörungen. Was gäbe ich dafür!
    Ich will nicht mehr weglaufen. Ich bin hergekommen, um Antworten zu finden. Also los.
    Ich nicke dem Farmer zu. »An das meiste kann ich mich erinnern. Ich bin hergekommen, weil ich eure Hilfe brauche. Könnt ihr mich schützen?«
    »Natürlich«, sagt er und zieht mich zum Zaun. »Be­eilung – ohne Durchsuchungsbeschluss kommen die nicht herein. Das ist so aufregend, Doktor! Sie müssen das Gelände sehen, wir haben so viel erreicht!«
    So viel. Also hat sich etwas verändert, und sie glauben, ich sei schon einmal hier gewesen. Hat Vanek darauf angespielt? Bezieht sich dies auf die zwei verlorenen Wochen, an die ich mich unbedingt erinnern soll? Was ist, wenn Vanek wie angedroht die Herrschaft übernommen hat und hergekommen ist, um sich in meinem Körper der Sekte anzuschließen? Das würde erklären, warum sie mich mit seinem Namen ansprechen. Als die Polizei uns fand, sind wir aus dem Fenster gesprungen, ich habe den Kernspin bekommen, und damit haben sie Vanek versehentlich ausradiert. Der Kernspin hat mir die Herrschaft zurückgegeben. Ist das die Erklärung? Ist so etwas überhaupt möglich?
    Ich lächle den Farmer an, als wir über den Zaun steigen. Auf der anderen Seite stehen dicht belaubte hohe Bäume. »So viel haben Sie in wenigen Monaten erreicht?«
    Er bleibt überrascht stehen und legt den Kopf schief. »In wenigen Monaten?«
    Jetzt bin ich überrascht. »Bin ich denn nicht vor wenigen Monaten hergekommen?«
    »Da Sie nicht frei waren, kam es Ihnen vielleicht wie zwei Monate vor, aber es war viel länger.«
    Ich weiß, wie lange es war. Es ist mir längst klar, und doch frage ich ihn. »Wie lange?« Ich fürchte die Antwort.
    »Zwanzig Jahre.«
    Zwanzig Jahre. Er redet über keinen kürzlichen Besuch, sondern über mich, Michael Shipman. Dies ist die Farm, wo Nicolas Cerny lebte, und hier haben sie meine verschleppte Mutter getötet. Hier bin ich zur Welt gekommen.
    Er glaubt, ich sei bereits früher Vanek gewesen, schon bevor ich zu mir gekommen bin.
    »Zeigen Sie es mir«, sage ich. »Zeigen Sie mir alles.« Ich hatte recht. Sie haben mir etwas eingepflanzt – sie haben mir Vanek eingepflanzt – und zwanzig Jahre darauf gewartet, dass er die Kontrolle übernimmt. So ist es den anderen ergangen, und ständig widerfährt es weiteren Menschen. Mich hat … mich hat die Schizophrenie geschützt. Ein chemisches Ungleichgewicht im Gehirn. Es ist zum Lachen.
    Wie umfassend ist ihr Plan? Wie viele Leute werden sie noch übernehmen? Und was genau bedeutet diese Übernahme? Was ist Doktor Vanek? Was er auch ist, was immer sie tun, ich muss es herausfinden und unterbinden.
    »Schnell!«, flüstert der Farmer. »Sie sind gleich hier.« Ich steige über den Zaun und werde drüben von einem zweiten Mann empfangen. Auch sein Gesicht ist eine leere Maske. »Bring ihn zu Ellie«, sagt der Farmer. »Ich halte die Polizei auf.«
    »Kommen Sie mit, Doktor.« Der Mann legt mir eine Hand auf den Arm. Wieder spüre ich das eigenartige vertraute Summen. »Ich bin Peter. Ellie wird sich freuen, Sie zu sehen.« Er führt mich umsichtig durch ein kleines Gehölz und biegt die Zweige beiseite, damit sie mir nicht ins Gesicht schlagen. Hinter uns sind laute Rufe zu hören.
    »Sie da! Wer

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