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Düsterbruch - Almstädt, E: Düsterbruch

Düsterbruch - Almstädt, E: Düsterbruch

Titel: Düsterbruch - Almstädt, E: Düsterbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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geredet worden ist. Von unseren Leuten war niemand eingeladen. Ich glaube, die Dorfbewohner waren recht schadenfroh, als es schneite und schneite … Aber als bekannt wurde, dass Justina entführt worden war, da fühlten sie sich dann doch alle betroffen. In der Kirche wurde ein Gottesdienst für die Kleine abgehalten.«
    »Wie haben Sie von der Entführung erfahren?«
    »Meine Mutter hat uns nach dem Mittagessen zur Seite genommen und es uns erzählt. Sie hatte geweint. Mein Vater war bei der Suchmannschaft, die die Gegend durchkämmt hat.«
    »Erinnern Sie sich an Einzelheiten?«
    »Eigentlich nicht. Ich hatte damals nichts mit den von Alsens zu tun. Enno war aus meiner Sicht ein blöder Junge, der nur irgendwelche Naturbeobachtungen im Kopf hatte. Mit dem Fernglas im Wald herumlaufen und so …«
    Pia krauste die Stirn. »Gab es eigentlich Gerüchte, Justinas Schicksal betreffend?«
    »Bestimmt, aber vor den Kindern wurde das nicht diskutiert. Ich glaube, der Vorfall hat den Erwachsenen vor Augen geführt, dass auch unser Dorf nicht die heile Welt war, die es lange Zeit zu sein schien. Es ging nie wieder so unbeschwert bei uns im Haus zu wie vorher.« Sie sann einen Moment darüber nach.
    »Hat André Falke seit seiner Entlassung eigentlich mal hier angerufen?« Pia beobachtete Carola von Alsens Reaktion.
    »Was? Wieso? Nein, mich jedenfalls nicht …«
    »Vielleicht ja bei Ihrem Mann. Wann kommt er denn zurück?«, fragte Broders.
    »Erst heute Abend spät.«
    »Dann würden wir jetzt gern mit Tizia sprechen.«
    »Moment. Ich sage ihr Bescheid.« Sie verließ die Küche und kam einige Zeit später mit ratloser Miene wieder zurück. »Sie öffnet nicht. Wahrscheinlich schläft sie.«
    »Dann sagen Sie Ihrer Familie bitte, dass wir noch mal wiederkommen. Es ist wichtig.«

19. Kapitel
    W ir hätten Carola von Alsen noch fragen müssen, wo genau ihr Onkel in seinem Wagen ums Leben gekommen ist«, meinte Pia, als sie durch das Dorf zurückfuhren.
    »Zugegeben, das mit dem tödlichen Unfall in einem Straßengraben war eine recht beeindruckende Geschichte. Dramatisch, geheimnisvoll und mit dem richtigen Gruselfaktor. Aber sollten wir uns nicht eher auf das verschwundene Kind und den Zusammenhang zu unserem Fall konzentrieren?«
    »Carola von Alsen hat die Ereignisse gedanklich miteinander verknüpft, weil sie beide in dem Schneewinter passiert sind. Wahrscheinlich zur gleichen Zeit …« Pia zog ihr Telefon hervor und wählte die Nummer des Seniorenwohnheims. Nach einigem Hin und Her wurde sie mit Walter Stolze verbunden. Als sie erfahren hatte, was sie von ihm wissen wollte, ließ sie Broders anhalten.
    »Ich liebe ja deine Überraschungen, Engel, aber was hast du jetzt schon wieder vor?«, fragte er ironisch.
    »Wir sehen uns die Stelle an, wo man Bert Seesens Leiche gefunden hat.«
    »Da liegen bestimmt noch Zigarettenstummel. Oder du kannst einen Schuhabdruck mit Gips ausgießen«, lästerte er, wendete aber den Wagen.
    Es war gar nicht weit. Nach fünf Minuten kamen sie zu einer scharfen, nach außen abschüssigen Kurve. Broders hielt am Straßenrand an, und Pia stieg aus. Ihre Füße versanken im tiefen Gras. Rechts neben ihr erstreckte sich ein Feld bis hin zu einer hohen Kuppe. Links von ihr fiel das Gelände hinter der Straße steil ab. Sie überquerte die leere Straße und spähte hinunter. Dort, zwischen Brennnesseln, Holunder und anderem Gestrüpp, hatte der Wagen von Bert Seesen gelegen.
    »Wenn ein Auto da runterfällt, ist es von oben kaum mehr zu sehen. Besonders, wenn alles grün ist.« Broders war ebenfalls ausgestiegen und hatte sich neben Pia gestellt.
    »Bis auf ein paar umgeknickte Äste vielleicht.« Der Abhang ging in eine Senke über, durch die weiter hinten ein mäandernder Bach floss. Das Gelände schien sumpfig zu sein, nicht für den Anbau von Getreide geeignet.
    »Wohin war Bert Seesen wohl unterwegs?«, fragte Pia. »Der Wagen soll laut Stolzes Aufzeichnungen so herum gelegen haben, als wäre er nicht auf dem Weg nach Düsterbruch gewesen, sondern auf dem Rückweg.«
    »Er kann sich bei dem Schnee ja gedreht haben, bevor er hier heruntergerutscht ist. Und im Frühling, als man ihn endlich entdeckt hat, waren ja wohl keine Spuren mehr davon zu finden.«
    »Carola von Alsen vermutet, ihr Onkel sei auf dem Weg zum Hof der Seesens gewesen, als es passiert ist.« Pia überlegte laut. Sie hoffte, Broders würde ihr helfen, etwas Ordnung in den Wust an Informationen zu bringen. »Aber Karl und

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