Dunkler Engel
wobei er sagte, sie müssten ja beide morgen früh aufstehen.
Am nächsten Abend führte er sie wieder aus und am übernächsten auch. Es wurde so eine Art Routine. Sie gingen essen, kamen zu ihrem Apartment zurück, um darüber zu reden, was sie am nächsten Tag für seinen Freund machen sollte, und dann ging er. Er küsste sie jedes Mal zum Abschied, aber er ging nie weiter als das. Ihr wurde klar, dass er die Gestaltung ihres gemeinsamen Sexuallebens ihr überließ. Auf der einen Seite war sie froh darüber, aber andererseits wurde sie das Gefühl nicht los, dass er sie benutzte. Und als wenn das nicht alles schon genug gewesen wäre, zeigte die Katze ganz deutlich, dass sie Zanus verabscheute. Jedes Mal, wenn Zanus zu ihr kam, ließ die Katze keine Gelegenheit aus, den Mann zu kratzen, zu beißen, anzufauchen oder irgendwie anders zu malträtieren. Rachel war erstaunt, wie kreativ Sampsons Versuche waren, an Zanus heranzukommen. Eines Nachts sprang Sampson auf die Türklinke, nachdem Rachel ihn in der Wäschekammer eingesperrt hatte, befreite sich selbst und lief schnurstracks auf Zanus zu.
Zanus hatte Sampson nie wieder verletzt, aber Rachel bemerkte, dass er langsam anfing, die Geduld zu verlieren. Sie musste ein Schloss kaufen, um es an der Tür zur Wäschekammer anzubringen.
Von Derek sah sie nicht viel. Sie hatte für ihn nur ein kurzes »Guten Morgen«, wenn sie morgens zur Arbeit ging, und wenn sie abends nach Hause kam, war sie zu müde und erschöpft, um mit dem attraktiven Portier zu flirten. Dann hatte sie nur ein mattes Lächeln für ihn übrig und erkundigte sich nach Sampson. Er erzählte ihr, dass sie einen schönen Spaziergang im Park gemacht hatten. Sie hatte gemerkt, dass er sich Sorgen um sie machte, und mehr als einmal versuchte er die Unterhaltung von der Katze wegzulenken, aber sie hatte Angst, auf gefährliche Gebiete vorzudringen, entschuldigte sich und eilte davon. Er und Zanus warfen sich unheilvolle Blicke zu, wenn Zanus mit ihr zu ihrem Apartment ging, aber glücklicherweise sagte keiner von ihnen etwas, wenigstens nicht in ihrer Anwesenheit.
Am folgenden Samstagabend ging Rachel mit den Ladys essen. Sie hatte keine große Lust hinzugehen, aber Kim hatte sie überredet. Na ja, um ehrlich zu sein, Kim hatte sie förmlich gezwungen.
»Wir machen uns alle Sorgen um dich«, hatte Kim ihr erzählt. »Du hast dich in den letzten zwei Wochen ausgeklinkt, wir mochten wissen, was los ist.«
Das Problem war, dass Rachel ihnen das nicht erzählen konnte.
»Was gibt es Neues im Derek-Zanus-Rachel-Liebesdreieck?
Irgendwelche neuen Prügeleien?«, fragte Lana, als sie den Wein ausschenkte.
Rachel nahm ihr Glas, aber sie trank nicht.
»Ich nehme nicht an, dass wir das Thema wechseln können?«
Ihre Freundinnen warfen sich Blicke zu. »Was gibt es, Süße?«, fragte Beth. »Was ist los?« »Ich fange langsam an, an Zanus zu zweifeln«, sagte Rachel.
»Ich wusste es! Ist es wegen Derek? Hast du mit ihm geschlafen?«, fragte Lana eifrig.
»Einen Mann, der dich zum Picknick im Park einlädt und mit dir über höfische Liebe spricht, solltest du nicht ziehen lassen«, fügte Beth hinzu.
Sie erwarteten, dass Rachel darüber lachte, und sie bekam auch ein Lächeln zustande, aber es hielt nicht lange an. Wieder warfen die Freundinnen sich Blicke zu. »Also, was ist mit Zanus los?«
»Sind seine Zähne zu weiß? Seine Schuhe zu glänzend?« »Eine dritte Brustwarze. Hat er eine dritte Brustwarze?«, scherzte Beth.
»Nein, es ist das Diamantarmband, das er dir geschenkt hat. Es ist zu schwer. Dein Arm tut dir weh, wenn du es trägst. Warte! Ich hab's! Die Fadenzahl seiner Bettlaken beträgt nur sechshundert statt tausend?«
Rachel sagte nichts.
»Wir geben uns ganz schön Mühe, Süße«, sagte Beth. »Du musst uns schon irgendwelche Infos geben.«
»Wir fangen an, uns ernsthaft Sorgen zu machen«, meinte Kim.
Rachel musste ihnen etwas erzählen. »Schaut, ich weiß, dass sich das verrückt anhört, aber Zanus zeigt keinerlei Interesse an mir. Nicht wirklich. Er hat mich nicht ein einziges Mal nach meiner Familie gefragt. Manchmal frage ich mich, ob er sich überhaupt ernsthaft für mich interessiert.«
Oder ob er mich einfach nur benutzt, fügte sie im Stillen hinzu.
»Männer neigen häufig dazu, Frauen, für die sie sich nicht interessieren, teure Geschenke zu machen«, sagte Beth. »Sie planen romantische Abendessen für sie und führen sie fast jeden Abend in der Woche aus. Ich
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