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Éanna - Ein neuer Anfang

Éanna - Ein neuer Anfang

Titel: Éanna - Ein neuer Anfang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Britt Harper
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versuchen? Die Bezahlung ist anständig, wie ich meine: Je nach Buch und Umfang der Rezension erhaltet Ihr zweieinhalb bis fünf Dollar. Macht Ihr Eure Sache gut, dann könnt Ihr mit weiteren Aufträgen rechnen. Drei bis vier Rezensionen im Monat würden es wohl werden, denke ich.«
    Da hatte Patrick nicht länger gezögert und zugesagt. Die Aussicht, sich als Literaturkritiker Geld zu verdienen und nicht gezwungen zu sein, irgendwo in New York nach einer Anstellung als Buchhalter zu suchen, war einfach wunderbar. Und mit durchschnittlich zehn bis zwölf Dollar Honorar im Monat würde er bei einer preiswerteren Unterkunft als dem Shakespeare Hotel sicher auch gut auskommen. So blieben die knapp zweihundert Dollar, die er vor wenigen Tagen auf ein Bankkonto nahe der City Hall eingezahlt hatte, als eiserne Reserve für finanzielle Engpässe unangetastet. Zudem ließ ihm die Arbeit als Rezensent sicher noch ausreichend Zeit, sich seinem eigenen Schreiben zu widmen, hatte er erst einmal ein passendes Thema gefunden.
    Mit einem Vorschuss in Höhe von fünf Dollar, sechs neu erschienenen Büchern und in Hochstimmung war Patrick wenig später aus Evert Augustus Duyckincks Büro geeilt.
    Noch im Nachhinein wunderte er sich ein wenig über die überraschende Wendung, die das zunächst recht ernüchternde Gespräch für ihn genommen hatte. Er wusste, dass er allen Grund hatte, sich glücklich zu schätzen. Und darüber hinaus hatte Mister Duyckincks Zuspruch neue Zuversicht in ihm geweckt – eines Tages würde sein Manuskript gedruckt werden! Und bis dahin hatte er eine recht reizvolle Beschäftigung gefunden, die mit interessanter Literatur zu tun hatte und ihn dazu noch gut ernähren würde. Das war nach so kurzer Zeit in New York mehr, als er zu erreichen gehofft hatte.
    In seinem Hotelzimmer angekommen, verbrachte Patrick im Folgenden mehrere Stunden damit, in dem Roman zu lesen, den er für seine erste Buchkritik ausgewählt hatte, und sich dabei Notizen zu machen. Die Zeit verging wie im Flug und fast hätte er vergessen, dass Gaylord ihn um halb neun zum Geburtstagsempfang seiner Mutter erwartete. Es dunkelte schon, als Patrick den Stift zur Seite legte und das Buch zuklappte.
    In Windeseile zog er sich um. Der elegante Abendanzug mit der mitternachtsblauen Seidenweste und einer dazu passenden gedeckten Krawatte hatte ihn eine stattliche Summe Geld gekostet – eine Ausgabe, die ihm nicht gerade leichtgefallen war. Doch er ahnte, was ihn an diesem Abend an Eleganz und Reichtum im Hause der Sloanes erwartete und dass er in seinen Alltagsanzügen dort aufgefallen wäre wie ein bunter Hund.
    Wenig später eilte er mit wehendem Mantel aus dem Shakespeare Hotel. »Zur Sloane-Residenz am Union Square Park!«, rief er dem Kutscher der wartenden Mietdroschke zu, der nicht nach der Hausnummer fragte, sondern nur nickte und kurz seinen Hut lüftete. »Sehr wohl, Sir.«
    Während der Fahrt hing Patrick seinen Gedanken über das zu besprechende Buch nach und nahm sich vor, seinen Besuch bei den Sloanes so kurz wie möglich zu halten.
    Nach einer knappen Viertelstunde kam der große freie Platz des Union Square mit seiner prächtigen Parkanlage in Sicht. Gaslaternen beleuchteten die grüne Oase und warfen ihr weiches Licht auf den Springbrunnen, das Vogelhaus und die große Bronzestatue von George Washington.
    »Sir!«, erklang Augenblicke später die Stimme des Kutschers vom Bock, als die Droschke sich dem nördlichen Ende des Platzes näherte. »Es wird wohl etwas dauern, bis ich vor der Sloane-Residenz halten kann. Mächtiger Andrang heute Abend bei den feinen Herrschaften, Sir!«
    Patrick schob neugierig das Fenster hoch und blickte hinaus. Der Kutscher hatte nicht übertrieben: Vor ihnen staute sich der Verkehr. Mindestens ein Dutzend Kutschen wartete darauf, vorzurücken und ihre Insassen vor dem Haus der Sloanes aussteigen zu lassen. Und was für prächtige Gefährte da zu sehen waren: exquisite Equipagen mit edlen Pferden im Vierer- oder sogar im Sechser-Gespann und livrierten Kutschern, die wie Gardeoffiziere herausgeputzt waren! Und diesen Equipagen entstiegen vor dem hell erleuchteten Säulenportal der imposanten Sloane-Residenz Männer und Frauen in nicht weniger atemberaubender Abendgarderobe.
    Es dauerte eine ganze Weile, bis die Mietkutsche die livrierten Pagen erreichte, die vor dem Anwesen der Sloanes standen und die Aufgabe hatten, die Kutschenschläge der ankommenden Wagen zu öffnen und insbesondere weiblichen

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