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Effi Briest

Effi Briest

Titel: Effi Briest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Hand dreimal auf den Knopf der Klingel gedrückt, und keine halbe Minute, so war Johanna da, barfüßig, den Rock über dem Arm und ein großes kariertes Tuch über Kopf und Schulter geschlagen.
    »Gott sei Dank, Johanna, daß Sie da sind.«
    »Was war denn, gnäd'ge Frau? Gnäd'ge Frau haben geträumt.«
    »Ja, geträumt. Es muß so was gewesen sein... aber es war doch auch noch was anderes.«
    »Was denn, gnäd'ge Frau?«
    »Ich schlief ganz fest, und mit einem Male fuhr ich auf und schrie... vielleicht, daß es ein Alpdruck war... Alpdruck ist in unserer Familie, mein Papa hat es auch und ängstigt uns damit, und nur die Mama sagt immer, er solle sich nicht so gehenlassen; aber das ist leicht gesagt... ich fuhr also auf aus dem Schlaf und schrie, und als ich mich umsah, so gut es eben ging in dem Dunkel, da strich was an meinem Bett vorbei, gerade da, wo Sie jetzt stehen, Johanna, und dann war es weg. Und wenn ich mich recht frage, was es war...«
    »Nun was denn, gnäd'ge Frau?«
    »Und wenn ich mich recht frage... ich mag es nicht sagen, Johanna... aber ich glaube, der Chinese.«
    » Der von oben?« und Johanna versuchte zu lachen, »unser kleiner Chinese, den wir an die Stuhllehne geklebt haben, Christel und ich. Ach, gnäd'ge Frau haben geträumt, und wenn Sie schon wach waren, so war es doch alles noch aus dem Traum.«
    »Ich würd es glauben. Aber es war genau derselbe Augenblick, wo Rollo draußen anschlug, der muß es also auch gesehen haben, und dann flog die Tür auf, und das gute, treue Tier sprang auf mich los, als ob es mich zu retten käme. Ach, meine liebe Johanna, es war entsetzlich. Und ich so allein, und so jung. Ach, wenn ich doch wen hier hätte, bei dem ich weinen könnte. Aber so weit von Hause... Ach, von Hause...«
    »Der Herr kann jede Stunde kommen.«
    »Nein, er soll nicht kommen; er soll mich so nicht sehen. Er würde mich vielleicht auslachen, und das könnt ich ihm nie verzeihen. Denn es war so furchtbar, Johanna... Sie müssen nun hierbleiben... Aber lassen Sie Christel schlafen und Friedrich auch. Es soll es keiner wissen.«
    »Oder vielleicht kann ich auch die Frau Kruse holen; die schläft doch nicht, die sitzt die ganze Nacht da.«
    »Nein, nein, die ist selber so was. Das mit dem schwarzen Huhn, das ist auch so was; die darf nicht kommen. Nein, Johanna, Sie bleiben allein hier. Und wie gut, daß Sie die Läden nur angelegt. Stoßen Sie sie auf, recht laut, daß ich einen Ton höre, einen menschlichen Ton... ich muß es so nennen, wenn es auch sonderbar klingt..., und dann machen Sie das Fenster ein wenig auf, daß ich Luft und Licht habe.«
    Johanna tat, wie ihr geheißen, und Effi fiel in ihre Kissen zurück und bald danach in einen lethargischen Schlaf.

 
Zehntes Kapitel
     
    Innstetten war erst sechs Uhr früh von Varzin zurückgekommen und hatte sich, Rollos Liebkosungen abwehrend, so leise wie möglich in sein Zimmer zurückgezogen. Er machte sich's hier bequem und duldete nur, daß ihn Friedrich mit einer Reisedecke zudeckte. »Wecke mich um neun.« Und um diese Stunde war er denn auch geweckt worden. Er stand rasch auf und sagte: »Bringe das Frühstück.«
    »Die gnädige Frau schläft noch.«
    »Aber es ist ja schon spät. Ist etwas passiert?«
    »Ich weiß es nicht; ich weiß nur, Johanna hat die Nacht über im Zimmer der gnädigen Frau schlafen müssen.«
    »Nun, dann schicke Johanna.«
    Diese kam denn auch. Sie hatte denselben rosigen Teint wie immer, schien sich also die Vorgänge der Nacht nicht sonderlich zu Gemüte genommen zu haben.
    »Was ist das mit der gnäd'gen Frau? Friedrich sagt mir, es sei was passiert und Sie hätten drüben geschlafen.«
    »Ja, Herr Baron. Gnäd'ge Frau klingelte dreimal ganz rasch hintereinander, daß ich gleich dachte, es bedeutet was. Und so war es auch. Sie hat wohl geträumt, oder vielleicht war es auch das andere.«
    »Welches andere?«
    »Ach, der gnäd'ge Herr wissen ja.«
    »Ich weiß nichts. Jedenfalls muß ein Ende damit gemacht werden. Und wie fanden Sie die Frau?«
    »Sie war wie außer sich und hielt das Halsband von Rollo, der neben dem Bett der gnäd'gen Frau stand, fest umklammert. Und das Tier ängstigte sich auch.«
    »Und was hatte sie geträumt oder, meinetwegen auch, was hatte sie gehört oder gesehen? Was sagte sie?«
    »Es sei so hingeschlichen, dicht an ihr vorbei.«
    »Was? Wer?«
    »Der von oben. Der aus dem Saal oder aus der kleinen Kammer.«
    »Unsinn, sag ich. Immer wieder das alberne Zeug; ich mag davon

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