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Eifel-Gold

Eifel-Gold

Titel: Eifel-Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Machen Sie bitte Frau Schuhmacher wach, geht das? – Okay, dann bis gleich.«
    Wenig später waren wir unterwegs nach Daun, und Marker lamentierte: »Ich erinnere mich an einen Spruch meiner Mutter. Junge, du mußt zusehen, daß du so schnell wie möglich verbeamtet wirst. Dann hast du ein sicheres Einkommen, ein ruhiges Leben und kannst alles langsam angehen.«
    Dr. Wegner stand blaß und schmal neben dem Nachtportier und sagte etwas flatterig: »Ist das denn notwendig? Die Frau ist total erschöpft. Und ich fürchte, daß sie ausflippt. Schließlich sind wir kein psychiatrisches Krankenhaus.«
    »Macht nix«, erwiderte Marker trocken. »Ziehen Sie eine Spritze mit Valium auf oder irgendwas anderes, was beruhigt. Ist sie wach?«
    Wegner nickte. »Sie ist wach. Schock, Sie wissen ja.«
    Marker stürmte vor uns her durch die matt erleuchteten Gänge in ein Treppenhaus, dessen Trostlosigkeit etwas von einem Wartesaal in einem alten Bahnhof hatte.
    »Aber langsam!« mahnte Rodenstock.
    Marker schnaufte: »Auch noch langsam?«
    Sie lag attraktiv aufgebaut mit dem Rücken an zwei sehr großen weißen Kissen, und ihr Gesicht war edel bleich. Sie bemühte sich zu lächeln. Sie begrüßte uns: »Das ist aber ungewöhnlich ... zu dieser Zeit.«
    »Das stimmt«, sagte Marker freundlich. »Aber leider notwendig.« Er wartete, bis wir uns gesetzt hatten, hockte sich auf die Armlehne eines Sessels. »Haben Sie etwas dagegen, wenn ich Ihnen eine Geschichte erzähle?«
    »Nein.« Sie schüttelte den Kopf. »Wenn's der Sache dient.«
    »Es dient der Sache«, nickte Rodenstock.
    Marker strafte ihn mit einem schnellen Blick. Dann zündete er sich gemächlich eine Zigarette an, und die Frau sagte schnell: »Das dürfen Sie aber nicht, wir sind in einem Krankenhaus.«
    »Er darf«, behauptete ich.
    »Sagen wir mal so«, begann Marker. »Ich kann gut verstehen, was da gelaufen ist. Sie sind die Tochter einer höchst achtbaren Familie, nicht wahr? Ein Onkel Landrat, ein weiterer Landgerichtsrat, ein dritter ist Abgeordneter in Mainz. Das stimmt doch, nicht wahr?«
    Sie nickte und spielte mit einem Zipfel des Kissens, auf dem sie lag.
    »Wie lange kannten Sie Ihren Mann vor der Eheschließung?«
    »Oh«, sie lächelte matt, »ich kannte ihn seit, seit, na ja, wir kannten uns aus dem Kindergarten.«
    »Es war immer klar, daß sie heiraten wollten?«
    »Na ja, was heißt immer? Wir dachten daran, dann wollten wir wieder nicht. Er hatte ja auch Freundinnen ... und ich Freunde. Bis wir uns verlobt haben.«
    »Aber im Prinzip war es klar, nicht wahr? Er heiratete Sie, und niemand wunderte sich.«
    »Das ist richtig«, sagte sie. Sie schloß die Augen.
    »Warum haben Sie keine Kinder?« fragte Marker.
    »Das wissen wir nicht. Also, ich kann keine bekommen, sagt der Arzt. Aber das ist auch nicht wichtig, denn wir wollten ja keine.« Sie sah niemanden an.
    Eine Weile herrschte Schweigen.
    »Sie wollten, Ihr Mann wollte nicht«, beharrte Marker etwas störrisch. »Sie hätten durchaus Kinder haben wollen, wie alle Ihre Freundinnen, nicht wahr? Ihr Mann wollte das nicht. Hat er sich auch untersuchen lassen?«
    »Nein«, sagte sie. »Hat er nicht. Brauchte er auch nicht. Die Untersuchung bei mir ergab, daß die Eileiter verklebt waren und so, und da ...«
    Marker hob die Hand. »Sehen Sie, da ist ein Widerspruch. Sie sagen, daß ein Arzt Sie untersuchte. Sie sagen aber auch, daß Sie gar keine Kinder wollten. Hat Ihr Mann gewußt, daß Sie sich untersuchen ließen?«
    Sie preßte die Lippen aufeinander. »Nein, das hat er nicht gewußt.« Wieder ein belastendes Schweigen.
    »Sie wollten wissen, ob Sie Kinder kriegen können«, stellte Marker fest. Er wirkte unbarmherzig. »Sie wollten es einfach wissen. Ist das wahr?«
    Sie nickte wieder und fummelte an dem Kissenzipfel herum.
    Rodenstock neben mir seufzte unterdrückt.
    »Der Arzt sagte, Ihre Eileiter seien verklebt. Waren Sie erleichtert? Dachten Sie: Ich kann sowieso keine Kinder kriegen, also was soll's?«
    Sie antwortete nicht. Ihr Mund war sehr breit.
    »Das dachten Sie wahrscheinlich nicht«, sagte Marker jetzt behutsam. »Der Arzt sagte nämlich noch etwas. Er sagte Ihnen, daß verklebte Eileiter durchaus zu ... na ja, zu reparieren sind, nicht wahr?« Er ließ beide Hände etwas flattern wie ein Zauberer, der einen Trick vorbereitet. »Ich bin, um Gottes willen, kein Spezialist, aber so viel weiß ich: Verklebte Eileiter sind kein Grund, nicht wahr?«
    Ein erneutes Nicken, sehr schnell und

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