Ein Ballnachtstraum
gesteckt.
Ihre rauchige Stimme vibrierte drohend. „Wenn Sie Ellie auch nur ein Haar krümmen, mache ich persönlich Hackfleisch aus Ihnen, Drake Boscastle.“
Er neigte sich ihr zu und zog die Brauen zusammen. „Nein, das tun Sie nicht. Wenn ich Eloise jemals wehtun würde, gestatte ich Ihnen sogar, mich zu entmannen, Mildred.“
Sie bedachte ihn mit einem herausfordernden Lächeln. „Ich lasse eine offizielle Verlautbarung in die Zeitung setzen, wonach ich unsere Beziehung beendet habe.“
„Wie Sie wünschen.“ Seine Familie und seine wenigen engen Freunde hatten sich längst ihre Meinung über ihn gebildet. Er scherte sich keinen Deut darum, was andere von ihm dachten, ihm war nur Eloises Meinung wichtig. Ihn interessierte lediglich, ob seine vermeintliche Affäre mit ihrer verloren geglaubten Freundin sich schädlich auf ihre gemeinsame Beziehung auswirken könnte.
„Heißt das, ihr zwei könnt mir verzeihen?“, wollte er wissen.
Beide blieben ihm eine Antwort schuldig. Sie waren bereits wieder ins Gespräch vertieft und erörterten aufgeregt, wie lange es dauerte, sich das Haar rot zu färben, und wie attraktiv Eloise mit hennaroten Locken aussehen würde, die das Grün ihrer Augen unterstrichen. Und er sehnte sich danach, sie in die Arme zu nehmen und sie zu bitten, nichts an sich zu verändern, da sie für ihn so schön war, dass er es kaum ertragen konnte.
„Soll ich mich lieber zurückziehen?“, fragte er vernehmlich.
Eloise unterbrach ihren Redefluss und wandte sich ihm zu. Er hatte keine Ahnung, was in ihr vorging, aber er war verdammt erleichtert, dass er mit ihr geschlafen hatte, bevor ihr klar geworden war, dass Maribella in Wahrheit Mildred war. „Wenn es dir nichts ausmacht“, sagte sie höflich.
Und Mildred fügte hinzu: „Und lassen Sie uns Tee und Gebäck kommen, Boscastle, wenn Sie schon dabei sind. Ich brauche dringend eine Erfrischung.“
„Lassen Sie uns Tee und Gebäck kommen“, murmelte Drake auf dem Weg zur Klingelschnur. Man hatte ihn aus seinem eigenen Salon gewiesen wie einen Diener. Nur der Himmel wusste, worüber die beiden beim Tee plaudern würden. In Anbetracht ihrer früheren Verschwörung war er sich nicht ganz sicher, ob es klug war, die beiden Frauen allein zu lassen.
Gehorsam zog er an der Klingelschnur und gab die Bestellung mit finsterer Miene an das Stubenmädchen weiter, das augenblicklich erschien und erschrocken wieder das Weite suchte. Noch nie in seinem Leben hatte er Tee bestellt. An der Haustür begegnete er dem jungen hünenhaften Leibwächter, hinter dem er durch die Straßen Londons gehetzt war. „Sie also“, knurrte er feindselig. „Ich sollte sie augenblicklich arretieren lassen.“
Der Kerl tat ihm wenigstens den Gefallen und ließ beschämt den Kopf hängen. „Tut mir leid, was da passiert ist, Mylord. Meine Cousine zwang mich, Sie zu belauschen. Sie hätten mich beinahe erwischt, falls Ihnen das ein Trost ist. Sie sind unglaublich schnell, und das will etwas heißen. Ich laufe nämlich Wettrennen auf Jahrmärkten und …“
„Das ist mir keineswegs ein Trost“, entgegnete Drake unversöhnlich, und dann stutzte er. „Cousine? Sie ist Ihre Cousine?“
„Ich fürchte, ja“, antwortete der junge Kerl.
„Ich diesem Fall nehme ich Ihre Entschuldigung an. Wir können uns unsere Familien nun mal nicht aussuchen.“
„Mein Name ist Albert, Mylord.“ Der junge Mann sah ihn hoffnungsvoll an. „Ist meine Cousine auch sicher da drin allein mit Ihrer … nun ja, mit Ihrer Freundin? Ich hörte aufgebrachte Stimmen.“
Drake schnaubte verächtlich. „Die aufgebrachten Stimmen galten mir. Ihre Cousine und Eloise verstehen sich prächtig.“
Albert bedachte ihn mit einem mitfühlenden Blick. „Jetzt sind Sie wohl in Schwierigkeiten, wie?“
Diese Bemerkung diente nicht dazu, Drakes Stimmung zu heben. Genauso wenig wie der Anblick der sportlichen Kutsche mit Devon vorne drauf, die sich in rascher Fahrt dem Haus näherte. Das hatte ihm gerade noch gefehlt zu seiner Schmach, dass sein jüngerer Bruder bei seinen Freunden und der Familie über Eloise und Mildred tratschte und sich über ihn lustig machte.
„Der Kerl kommt gerade richtig“, knurrte er und setzte sich seufzend auf die Steinstufe.
Albert kauerte sich neben ihn und beäugte das sich nähernde Gespann misstrauisch. „Jemand, dem Sie nicht begegnen wollen?“
Drake lachte trocken. „Nein, im Moment nicht.“
„Soll ich mich um ihn kümmern?“, fragte Albert und
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